Der 3. Sonntag nach Trinitatis stellt in gewisser Weise die Fortsetzung des 2. Sonntags nach Trinitatis dar, denn nun geht es um die offenen Arme, die den empfangen, der schon lange eingeladen ist. Die Gleichnisse vom "Verlorenen" oder die Geschichte vom Zachäus unterstreichen dies sehr deutlich. Gott will die Sünder selig machen, darum geht es, und er hindert keinen einzelnen, zu ihm zu kommen.
Zu den Perikopen
I - 1. Tim 1, 12-17
Präfamen:
Gott erbarmt sich unser durch seine Gnade. Aber diese Gnade offenbart sich uns erst durch das Wort, das von Jesus Christus
erzählt. Paulus hat dies am eigenen Leib erfahren und schreibt davon in seinem 1. Brief an Timotheus im 1. Kapitel:
Ich danke unserm Herrn Christus Jesus, der mich stark gemacht und für treu erachtet hat und in das Amt eingesetzt, 13 mich, der ich früher ein Lästerer und ein Verfolger und ein Frevler war; aber mir ist Barmherzigkeit widerfahren, denn ich habe es unwissend getan, im Unglauben. 14 Es ist aber desto reicher geworden die Gnade unseres Herrn samt dem Glauben und der Liebe, die in Christus Jesus ist. 15 Das ist gewisslich wahr und ein Wort, des Glaubens wert, dass Christus Jesus in die Welt gekommen ist, die Sünder selig zu machen, unter denen ich der erste bin. 16 Aber darum ist mir Barmherzigkeit widerfahren, dass Christus Jesus an mir als erstem alle Geduld erweise, zum Vorbild denen, die an ihn glauben sollten zum ewigen Leben. 17 Aber Gott, dem ewigen König, dem Unvergänglichen und Unsichtbaren, der allein Gott ist, sei Ehre und Preis in Ewigkeit! Amen.
II - Mi 7, 18-20
Präfamen:
Immer wieder erfahren wir, dass das Leben nicht gradlinig verläuft. Nicht nur Krankheit oder Unfall,
sondern auch der Mangel an Verständnis oder die mangelnde Bereitschaft, zu vergeben, machen uns das Leben schwer.
Da ist es gut, sich immer neu bewusst zu machen, dass Gottes Gnade sich über uns erhebt und niemals aufhört.
Unsere Sehnsucht nach Erfolg und Anerkennung können in den Hintergrund treten, weil wir darauf vertrauen dürfen,
dass Gott uns aus ganzem Herzen liebt, trotz all der widrigen Umstände, die uns begegnen. So hört, was der
Prophet Micha im 7. Kapitel seines Buches schreibt:
Wo ist solch ein Gott, wie du bist, der die Sünde vergibt und erlässt die Schuld denen, die übrig geblieben sind von seinem Erbteil; der an seinem Zorn nicht ewig festhält, denn er ist barmherzig! 19 Er wird sich unser wieder erbarmen, unsere Schuld unter die Füße treten und alle unsere Sünden in die Tiefen des Meeres werfen. 20 Du wirst Jakob die Treue halten und Abraham Gnade erweisen, wie du unsern Vätern vorzeiten geschworen hast.
III - Lk 15, 1-10
Es nahten sich ihm aber allerlei Zöllner und Sünder, um ihn zu hören. 2 Und die Pharisäer und Schriftgelehrten murrten und
sprachen: Dieser nimmt die Sünder an und isst mit ihnen. 3 Er sagte aber zu ihnen dies Gleichnis und sprach: 4 Welcher
Mensch ist unter euch, der hundert Schafe hat und, wenn er eins von ihnen verliert, nicht die neunundneunzig in der Wüste läßt und geht
dem verlorenen nach, bis er's findet? 5 Und wenn er's gefunden hat, so legt er sich's auf die Schultern voller
Freude. 6 Und wenn er heimkommt, ruft er seine Freunde und Nachbarn und spricht zu ihnen: Freut euch mit mir; denn ich
habe mein Schaf gefunden, das verloren war. 7 Ich sage euch: So wird auch Freude im Himmel sein über einen Sünder, der
Buße tut, mehr als über neunundneunzig Gerechte, die der Buße nicht bedürfen.
8 Oder welche Frau, die zehn Silbergroschen hat und einen davon verliert, zündet nicht ein Licht an und
kehrt das Haus und sucht mit Fleiß, bis sie ihn findet? 9 Und wenn sie ihn gefunden hat, ruft sie ihre Freundinnen und
Nachbarinnen und spricht: Freut euch mit mir; denn ich habe meinen Silbergroschen gefunden, den ich verloren hatte.
10 So, sage ich euch, wird Freude sein vor den Engeln Gottes über einen Sünder, der Buße tut.
IV - Hes 18, 1-4.21-24.30-32
Präfamen:
Einen wirklichen Neuanfang: gibt es das überhaupt? Folgt einem die eigene Vergangenheit nicht immer nach?
Holt sie einen nicht doch eines Tages ein und macht den Neuanfang wieder zunichte? Hesekiel sagt, dass Gott neu mit uns
beginnen will. Die Vergangenheit soll vergessen sein. Heute ruft er uns, von heute an können wir einen echten Neuanfang wagen.
So steht geschrieben beim Propheten Hesekiel im 18. Kapitel:
Und des HERRN Wort geschah zu mir: 2 Was habt ihr unter euch im Lande
Israels für ein Sprichwort: "Die Väter haben saure Trauben gegessen, aber den Kindern sind die Zähne davon
stumpf geworden"? 3 So wahr ich lebe, spricht Gott der HERR: dies Sprichwort soll nicht mehr
unter euch umgehen in Israel. 4 Denn siehe, alle Menschen gehören mir; die Väter gehören mir so gut wie
die Söhne; jeder, der sündigt, soll sterben.
21 Wenn sich aber der Gottlose bekehrt von allen seinen Sünden, die er getan hat, und hält alle meine Gesetze und übt Recht
und Gerechtigkeit, so soll er am Leben bleiben und nicht sterben. 22 Es soll an alle seine Übertretungen,
die er begangen hat, nicht gedacht werden, sondern er soll am Leben bleiben um der Gerechtigkeit willen, die er
getan hat. 23 Meinst du, dass ich Gefallen habe am Tode des Gottlosen, spricht Gott der HERR, und nicht vielmehr
daran, dass er sich bekehrt von seinen Wegen und am Leben bleibt? 24 Und wenn sich der Gerechte abkehrt
von seiner Gerechtigkeit und tut Unrecht und lebt nach allen Greueln, die der Gottlose tut, sollte der am Leben bleiben? An
alle seine Gerechtigkeit, die er getan hat, soll nicht gedacht werden, sondern in seiner Übertretung und Sünde, die er getan hat, soll
er sterben.
30 Darum will ich euch richten, ihr vom Hause Israel, einen jeden nach seinem Weg, spricht Gott der HERR. Kehrt um und
kehrt euch ab von allen euren Übertretungen, damit ihr nicht durch sie in Schuld fallt. 31 Werft von euch alle eure
Übertretungen, die ihr begangen habt, und macht euch ein neues Herz und einen neuen Geist. Denn warum wollt ihr sterben,
ihr vom Haus Israel? 32 Denn ich habe kein Gefallen am Tod des Sterbenden, spricht Gott der HERR. Darum
bekehrt euch, so werdet ihr leben.
V - Jona (3,10); 4,1-11
3,10 Als aber Gott das Tun der Menschen von Ninive sah,
wie sie sich bekehrten von ihrem bösen Wege, reute ihn das Übel, das
er ihnen angekündigt hatte, und tat's nicht.
4, 1 Das aber verdross Jona sehr und er ward zornig 2 und betete zum HERRN und sprach:
Ach, HERR, das ist's ja, was ich dachte, als ich noch in meinem Lande
war, weshalb ich auch eilends nach Tarsis fliehen wollte; denn ich
wusste, dass du gnädig, barmherzig, langmütig und von großer Güte
bist und lässt dich des Übels gereuen. 3 So nimm nun, HERR, meine
Seele von mir; denn ich möchte lieber tot sein als leben. 4 Aber
der HERR sprach: Meinst du, dass du mit Recht zürnst?
5 Und Jona ging zur Stadt hinaus und ließ sich östlich der Stadt
nieder und machte sich dort eine Hütte; darunter setzte er sich
in den Schatten, bis er sähe, was der Stadt widerfahren
würde. 6 Gott der HERR aber ließ eine Staude wachsen; die
wuchs über Jona, dass sie Schatten gäbe seinem Haupt und
ihm hülfe von seinem Unmut. Und Jona freute sich sehr über
die Staude.
7 Aber am Morgen, als die Morgenröte anbrach, ließ Gott einen
Wurm kommen; der stach die Staude, dass sie verdorrte. 8 Als
aber die Sonne aufgegangen war, ließ Gott einen heißen Ostwind
kommen, und die Sonne stach Jona auf den Kopf, dass er matt
wurde. Da wünschte er sich den Tod und sprach: Ich möchte
lieber tot sein als leben.
9 Da sprach Gott zu Jona: Meinst du, dass du mit Recht zürnst
um der Staude willen? Und er sprach: Mit Recht zürne ich bis
an den Tod. 10 Und der HERR sprach: Dich jammert die Staude,
um die du dich nicht gemüht hast, hast sie auch nicht
aufgezogen, die in einer Nacht ward und in einer Nacht
verdarb, 11 und mich sollte nicht jammern Ninive, eine
so große Stadt, in der mehr als hundertundzwanzigtausend
Menschen sind, die nicht wissen, was rechts oder links
ist, dazu auch viele Tiere?
VI - Lk 15, 1-3.11b-32
Präfamen:
Der Mensch ist seines eigenen Glückes Schmied, so hört man, und so denkt man auch. Aber nicht
immer schafft man es, ja manchmal scheitert man auf der ganzen Linie. Wohin dann? Das Gleichnis vom
sogenannten „Verlorenen Sohn” lehrt uns, dass wir immer zu unserem himmlischen Vater zurückkehren
können. Er nimmt uns an, auch dann, wenn wir die Ziele, die wir uns gesteckt haben, verfehlen. Denn seine
Liebe ist an keine Bedingungen gebunden. So hört, was geschrieben steht im Evangelium nach Lukas im 15. Kapitel:
Es nahten sich ihm aber allerlei Zöllner und Sünder, um ihn zu hören.
2 Und die Pharisäer und Schriftgelehrten murrten und sprachen: Dieser nimmt die Sünder
an und isst mit ihnen. 3 Er sagte aber zu ihnen dies Gleichnis und sprach:
Ein Mensch hatte zwei Söhne. 12 Und der jüngere von ihnen sprach
zu dem Vater: Gib mir, Vater, das Erbteil, das mir zusteht. Und er teilte Hab und Gut unter sie. 13
Und nicht lange danach sammelte der jüngere Sohn alles zusammen und zog in ein fernes Land; und dort brachte er sein
Erbteil durch mit Prassen. 14 Als er nun all das Seine verbraucht hatte, kam eine große
Hungersnot über jenes Land, und er fing an zu darben. 15 und ging hin und hängte
sich an einen Bürger jenes Landes; der schickte ihn auf seinen Acker, die Säue zu hüten. 16
Und er begehrte, seinen Bauch zu füllen mit den Schoten, die die Säue fraßen; und niemand gab sie ihm.
17 Da ging er in sich und sprach: Wie viele Tagelöhner hat mein Vater, die Brot in Fülle haben,
und ich verderbe hier im Hunger! 18 Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen und zu
ihm sagen: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir. 19 Ich bin hinfort nicht mehr
wert, dass ich dein Sohn heiße; mache mich zu einem deiner Tagelöhner! 20 Und er
machte sich auf und kam zu seinem Vater. Als er aber noch weit entfernt war, sah ihn sein Vater, und es jammerte ihn; er lief und fiel ihm
um den Hals und küsste ihn. 21 Der Sohn aber sprach zu ihm: Vater, ich habe gesündigt
gegen den Himmel und vor dir; ich bin hinfort nicht mehr wert, dass ich dein Sohn heiße. 22 Aber
der Vater sprach zu seinen Knechten: Bringt schnell das beste Gewand her und zieht es ihm an und gebt ihm einen Ring an seine Hand
und Schuhe an seine Füße 23 und bringt das gemästete Kalb und schlachtet's; lasst uns
essen und fröhlich sein! 24 Denn dieser mein Sohn war tot und ist wieder lebendig geworden; er
war verloren und ist gefunden worden. Und sie fingen an, fröhlich zu sein.
25 Aber der
ältere Sohn war auf dem Feld. Und als er nahe zum Hause kam, hörte er Singen und Tanzen 26
und rief zu sich einen der Knechte, und fragte, was das wäre. 27 Der aber sagte ihm: Dein
Bruder ist gekommen, und dein Vater hat das gemästete Kalb geschlachtet, weil er ihn gesund wieder hat. 28
Da wurde er zornig und wollte nicht hineingehen. Da ging sein Vater heraus und bat ihn.
29 Er antwortete aber und sprach zu seinem Vater: Siehe, so viele Jahre diene ich dir und habe dein Gebot
noch nie übertreten, und du hast mir nie einen Bock gegeben, dass ich mit meinen Freunden fröhlich gewesen wäre.
30 Nun aber, da dieser dein Sohn gekommen ist, der dein Hab und Gut mit Huren verprasst hat, hast du ihm
das gemästete Kalb geschlachtet. 31 Er aber sprach zu ihm: Mein Sohn, du bist allezeit bei mir, und
alles, was mein ist, das ist dein. 32 Du solltest aber fröhlich und guten Mutes sein; denn dieser dein
Bruder war tot und ist wieder lebendig geworden, er war verloren und ist wiedergefunden.
M - Joh 6, 37-40
folgt später