das Kirchenjahr

19. Sonntag nach Trinitatis

Heilung an Leib und Seele

Predigtanregung

Der 19. Sonntag nach Trinitatis hat die ganzheitliche Heilung zum Thema. „Ganzheitlich” ist ein Schlagwort unserer Zeit, und es wäre hilfreich, wenn eine Verbindung zum heutigen Verständnis von den Predigttexten her abgeleitet werden könnte.

Klicken Sie hier für die Anregungen für alle Predigtreihen (soweit vorhanden)

V - Jak 5, 13-16

Leidet jemand unter euch, der bete; ist jemand guten Mutes, der singe Psalmen. 14 Ist jemand unter euch krank, der rufe zu sich die Ältesten der Gemeinde, dass sie über ihm beten und ihn salben mit Öl in dem Namen des Herrn. 15 Und das Gebet des Glaubens wird dem Kranken helfen, und der Herr wird ihn aufrichten; und wenn er Sünden getan hat, wird ihm vergeben werden. 16 Bekennt also einander eure Sünden und betet füreinander, dass ihr gesund werdet. Des Gerechten Gebet vermag viel, wenn es ernstlich ist.

Ein schöner Abschnitt aus dem Jakobusbrief. Von dem Vers 14 leitet die römische Kirche ihre Praxis der Krankensalbung ab. Eine Aktion, die die Verbindung zwischen Leib und Seele herstellt. Wichtiger für uns ist der Aufruf zum Gebet für den Kranken, denn letztlich kann doch nur durch das Gebet dem Kranken geholfen werden, wie es scheint.
Offensichtlich kommt hier im Text die Erfahrung zum Tragen, dass Gebet nicht immer erhört wird, denn es werden an das Gebet zwei Bedingungen gestellt (Vers 16): Es muss von einem "Gerechten" gebetet werden, wobei hier sicherlich der gemeint ist, der all sein Vertrauen auf die Erlösungstat Jesu Christi setzt, und: es muss ernstlich sein. Beide Bedingungen können nicht ohne Weiteres verifiziert werden; somit kann Jakobus nicht der Vorwurf gemacht werden, er habe etwas behauptet, was nicht wahr ist. Dass er im Nachfolgenden (V. 17-18) Elia als Beispiel für einen erfolgreichen Beter heranführt, untermauert noch sein Anliegen: niemand würde sich mit Eliah gleichstellen wollen.
Der Abschnitt handelt davon, wie man sich beim Eintritt einer Krankheit oder eines anderen Leidens verhält (Der Unterschied zwischen "Leidet einer..." (V. 13) und "Ist jemand ... krank..." (V. 14) ist gewiss nicht ohne Bedeutung; es scheint mir aber angemessen, "Krankheit" und "Leiden" als gleichwertige Phänomene nebeneinander zu stellen und nicht weiter auf diesen Unterschied einzugehen). Zunächst soll der Kranke selbst beten; und wenn er guten Mutes ist, d.h. wenn es ihm besser geht, soll er Psalmen singen. Krankheit wird dadurch in den Kontext des Heilsgeschehens gestellt, das Gott an den Menschen gewirkt hat. Krankheit kann überwunden werden. Dabei wird auch deutlich, dass diese Überwindung der Krankheit nicht zwangsläufig Gesundung bedeutet. Jakobus sagt ja nicht: 'des Gerechten Gebet macht gesund', sondern nur: 'Des Gerechten Gebet vermag viel'. Und was das alles ist, kann man sich kaum vorstellen. Es wird letztlich darauf hinauslaufen, dass das Gebet die Gewissheit vermittelt, von Gott geliebt zu sein, ob man nun leidet oder nicht. Man wird also durch das Gebet ermutigt, zuversichtlich in die Zukunft zu blicken, auch wenn diese Zukunft evtl. den Tod und nicht die Genesung bringt.
Der kirchenjahreszeitliche Zusammenhang will uns aber doch auf etwas anderes aufmerksam machen: die Krankensalbung. Denn es geht ja an diesem Sonntag um die Heilung an Leib und Seele. Das Gebet, so wie Jakobus es sieht, scheint der Stärkung der Seele vor allem anderen zu dienen. Die Salbung aber dient dem Körper. Auch dies mag letztlich nur scheinbar so sein. Das Wohltuende, das von einer Berührung ausgehen kann, darf aber nicht unterschätzt werden. Uns stehen heute weit mehr Mittel zur Verfügung als die bloße Salbung, um Krankheiten zu bekämpfen. Die medizinische Forschung bringt täglich neue Medikamente hervor. Die Predigt mag an dieser Stelle ansetzen und darauf aufmerksam machen, dass das aber nicht alles ist. Wenn der Körper wieder gesund ist, ist es die Seele u.U. noch lange nicht. Gleichzeitig kann das Gebet nicht die einzige Möglichkeit sein, Kranken zu helfen. Beides zusammen aber tut, was wir einander schuldig sind: Heilung an Leib und Seele.

Liedvorschläge:

Er ist erstanden, Halleluja (EG 116)
Nun lob, mein Seel, den Herren (EG 289)
In allen meinen Taten (EG 368, 1-4)
Ich steh in meines Herren Hand (EG 374)
Lass mich, solang ich hier leben soll (EG 414, 3-4)
In Gottes Namen wolln wir finden (KHW/HN-EG 631)

Fürbittengebet

Allmächtiger, ewiger Gott, wir sind deine Gemeinde und dürfen darauf vertrauen, dass du mit deinem Geist mitten unter uns bist. Wir bitten dich: Hilf, dass wir dir mehr vertrauen, damit sichtbar wird, dass wir deine Kinder sind. Wir bitten dich für alle, die sich von dir verlassen fühlen, dass du Menschen sendest, die auf sie zu gehen, damit sie erkennen, dass du für sie da bist. Hilf den Kranken, die sich um ihre Zukunft sorgen, und lass sie erfahren, dass du die Zeit in deinen Händen hast. Hilf den Hungernden, die die Hoffnung aufgegeben haben, dass Menschen bereit sind, mit ihnen zu teilen. Hilf den Hochmütigen, dass sie erkennen, wie wenig sie für ihre Seele gewinnen. Hilf den Demütigen, dass sie deine Liebe und Gnade in ihrem Leben spüren. Hilf denen, die nicht an dich glauben können, dass sie erkennen, wie einsam sie sind. Hilf uns allen, dass wir stets offene Augen haben, um zu sehen, wo wir helfen können; dass wir stets offene Ohren haben, um zu hören, wo wir raten können; dass wir stets offene Hände haben, um zu geben, wo unsere Gaben gebraucht werden; dass wir stets Worte haben, die aufrichten und trösten, wo Hilfe und Trost gebraucht werden. Das bitten wir durch Jesus Christus, deinen lieben Sohn, unseren Herrn, der mit dir und dem Heiligen Geist lebt und regiert in Ewigkeit. Amen



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