Am 12. Sonntag nach Trinitatis denken wir nach über die Veränderungen,die mit Jesus in diese Welt gekommen sind. Es wird uns deutlich, dass eine neue Zeit angebrochen ist, die aber noch nicht ihre Erfüllung gefunden hat. Darum leben wir in einer Spannung, die uns antreibt, alles zu tun, was dem Kommen des Reiches Gottes dient.
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V - Jes 29, 17-24Wohlan, es ist noch eine kleine Weile, so soll der Libanon fruchtbares Land werden, und was jetzt fruchtbares Land ist, soll wie ein Wald werden. 18 Zu der Zeit werden die Tauben hören die Worte des Buches, und die Augen der Blinden werden aus Dunkel und Finsternis sehen; 19 und die Elenden werden wieder Freude haben am HERRN, und die Ärmsten unter den Menschen werden fröhlich sein in dem Heiligen Israels. 20 Denn es wird ein Ende haben mit den Tyrannen und mit den Spöttern aus sein, und es werden vertilgt werden alle, die darauf aus sind, Unheil anzurichten, 21 welche die Leute schuldig sprechen vor Gericht und stellen dem nach, der sie zurechtweist im Tor, und beugen durch Lügen das Recht des Unschuldigen. 22 Darum spricht der HERR, der Abraham erlöst hat, zum Hause Jakob: Jakob soll nicht mehr beschämt dastehen, und sein Antlitz soll nicht mehr erblassen. 23 Denn wenn sie sehen werden die Werke meiner Hände - seine Kinder - in ihrer Mitte, werden sie meinen Namen heiligen; sie werden den Heiligen Jakobs heiligen und den Gott Israels fürchten. 24 Und die, welche irren in ihrem Geist, werden Verstand annehmen, und die, welche murren, werden sich belehren lassen.
Ein wunderschöner Text, eine wunderschöne Prophetie.
Wie so oft bei Texten aus dem "Alten Testament" birgt sie für uns
die Gefahr, den eigentlichen Adressaten zu missachten und den Text auf uns
anzuwenden. Der Text kann nicht dafür herhalten, eine neue Prophetie für
die Christenheit zu verkünden. Er kann nicht dafür missbraucht werden,
der Welt Frieden anzusagen. Wozu aber dienen uns dann die alttestamentlichen Texte?
Eine Funktion dieser Texte wird gerade an dieser Perikope sehr einleuchtend: sie
wollen uns etwas über Gott sagen, und das könne und dürfen wir auch
aus ihnen "herausholen".
Der vorgegebene Text spricht in eine Zeit des Elends und der Dunkelheit. Israel
ist verwüstet, Tyrannen und Spötter machen ein friedliches Leben unmöglich,
das Recht wird gebeugt. Das Volk Israel erhält in diese "Nacht" hinein
die Zusage, dass der Herr, der Abraham erlöst hat, für sie da ist,
sie aus der Not herausholen wird, sie stolz werden lässt auf die Tatsache,
dass sie sein Volk sind.
Schön und beachtenswert ist der Schluss dieser Perikope. Da wird nicht
davon geredet, dass die Feinde des Herrn vernichtet werden, dass Gott
dreinschlagen wird und endlich alle, die ihn missachten, ins ewige Verderben
stürzt. Vielmehr findet die Veränderung im Menschen selbst statt: der
Irrende nimmt Verstand an, der Murrende lässt sich belehren. Wo diese
Veränderung herkommt, ist noch gar nicht mal eindeutig gesagt. Sie beinhaltet
aber das "Sich-Auf-Gott-Einlassen", ein Schritt, den jeder Mensch selbst
machen muss ohne Einfluss von außen.
Der Predigttext muss nicht erst in den kirchenjahreszeitlichen Zusammenhang
gepresst werden, er steht mitten drin. Es fällt leicht, angesichts dieses Textes
von Verwandlung zu reden, denn der Text macht deutlich: auch wenn die Verwandlung
von uns ausgehen muss, so wird doch ein beträchtlicher Teil der Arbeit
von Gott geleistet, denn er ist der Lehrmeister.
O Jesu Christe, wahres Licht (EG 72)
Singt, singt dem Herren neue Lieder (EG 286)
Nun lob, mein Seel, den Herren (EG 289 - Wochenlied)
Vertraut den neuen Wegen (EG 395)
O Lebensbrünnlein tief und groß (EG 399)
Lobt und preist die herrlichen Taten (EG 429)
Es kommt die Zeit (KHW-EG 560)
Himmlischer Vater, du willst uns zur Vollkommenheit führen. Dafür
danken wir dir. Aber noch sind wir in dieser Welt, die uns immer wieder
herausfordert. Wir sind bedrückt über unser eigenes Leid oder über das Leid
anderer Menschen. Darum rufen wir zu dir:
Gem.: Herr, erbarme dich... (178,11)
Du willst uns zur Vollkommenheit führen. Doch bedrückt uns, dass so viele
Menschen in größter Armut leben und nicht wissen, ob sie am nächsten Tag zu
essen haben werden. Wir wollen etwas dagegen tun, wissen aber nicht, wie.
Spenden scheinen in einem bodenlosen Fass zu versickern. Darum bitten wir
dich: zeige uns Wege, diesen Zustand zu ändern. Lass uns nicht wegsehen,
sondern hinschauen und andere Menschen auf das Elend aufmerksam machen. Wir
rufen zu dir:
Gem.: Herr, erbarme dich... (178,11)
Du willst uns zur Vollkommenheit führen. Doch zeigen uns die Naturgewalten
immer wieder unsere Grenzen. Flutkatastrophen, Erdbeben, Stürme und Dürre
lassen viele Menschen an Dir zweifeln. Wir stehen der Gewalt der Natur
machtlos gegenüber und begreifen nur langsam, dass wir nicht alles unter
Kontrolle haben. Darum bitten wir dich: hilf dort, wo die Not groß geworden
ist, und zeige uns, wo unsere Hilfe am nötigsten gebraucht wird. Wir rufen
zu dir:
Gem.: Herr, erbarme dich... (178,11)
Du willst uns zur Vollkommenheit führen. Doch führt uns der Tod immer wieder
vor Augen, dass wir nicht vollkommen sind. Darum bitten wir dich für die, die
dem Tod nahe sind, dass du sie erkennen lässt, dass sie durch dich das ewige
Leben haben. Lass uns immer wieder daran denken, dass wir sterben müssen,
damit wir klug werden. Sei du bei uns mit deinem Trost, wenn uns der Tod von
lieben Menschen trennt. Wir rufen zu dir:
Gem.: Herr, erbarme dich... (178,11)
Auf dich setzen wir unsere Hoffnung, denn du bist der Erhabene, und doch so
nah. Wir preisen dich mit allen Engeln und allen, die uns vorausgegangen sind
in dein Reich. Dir sei Ruhm und Ehre in Ewigkeit.
Amen
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Lesepredigten sind ausformulierte Kanzelreden und werden weit im Voraus verfasst. Sie sind an eine unbekannte Gemeinde gerichtet, sollen unterschiedliche Menschen ansprechen und dabei theologisch fundiert, zeitgemäß und allgemein verständlich sein, damit der »fremde« Prediger sich inspirieren lassen und den »fremden« Text für seine Gemeinde umsprechen kann. Für diesen Prozess sind die hier vorgestellten Lesepredigten eine über Jahrzehnte bewährte und beliebte Arbeitshilfe. Alle Texte stehen als Download bequem zur Weiterverarbeitung zur Verfügung.