das Kirchenjahr

Trinitatis

Tag der heiligen Dreifaltigkeit

Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist

Predigtanregung

Das Trinitatisfest leitet die unberechtigterweise sogenannte „festlose Zeit” ein. Selbst ist es jedoch ein sehr bedeutendes Fest, geht es bei der Trinität doch um die dogmatische Erklärung zu dem Phänomen der Gottheit Jesu und des Geistes. Während Geister sonst nur Untertanen der Götter sind, wird hier der Geist zur Gottheit erhoben. Viel problematischer für Nicht-Christen ist immer die Behauptung gewesen, dass Jesus Gottes Sohn und damit Gott ist, also keine Sohnschaft im üblichen Sinne. An diesem Sonntag soll diesem Problem nachgegangen werden, wobei freilich grundsätzlich zu sagen ist, dass die Predigt nicht in eine dogmatische Vorlesung verwandelt werden darf. Am Trinitatisfest geht es vielmehr ganz konkret darum, die Vielfältigkeit, in der Gott unter uns Menschen wirkt, zu feiern.
Die Predigttexte gehen alle nicht direkt auf die Dreifaltigkeit ein, da diese dogmatisch erst wesentlich später entwickelt wurde. Nur trinitarische Formeln (wie „Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes”) tauchen im Neuen Testament schon auf.

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V - Jes 6, 1-13

In dem Jahr, als der König Usija starb, sah ich den Herrn sitzen auf einem hohen und erhabenen Thron, und sein Saum füllte den Tempel. 2Serafim standen über ihm; ein jeder hatte sechs Flügel: mit zweien deckten sie ihr Antlitz, mit zweien deckten sie ihre Füße, und mit zweien flogen sie. 3Und einer rief zum andern und sprach: Heilig, heilig, heilig ist der Herrn Zebaoth, alle Lande sind seiner Ehre voll! 4Und die Schwellen bebten von der Stimme ihres Rufens, und das Haus ward voll Rauch. 5Da sprach ich: Weh mir, ich vergehe! Denn ich bin unreiner Lippen und wohne unter einem Volk von unreinen Lippen; denn ich habe den König, den Herrn Zebaoth, gesehen mit meinen Augen. 6Da flog einer der Serafim zu mir und hatte eine glühende Kohle in der Hand, die er mit der Zange vom Altar nahm, 7und rührte meinen Mund an und sprach: Siehe, hiermit sind deine Lippen berührt, dass deine Schuld von dir genommen werde und deine Sünde gesühnt sei.
8Und ich hörte die Stimme des Herrn, wie er sprach: Wen soll ich senden? Wer will unser Bote sein? Ich aber sprach: Hier bin ich, sende mich! 9Und er sprach: Geh hin und sprich zu diesem Volk: Höret und verstehet's nicht; sehet und merket's nicht! 10Verstocke das Herz dieses Volks und lass ihre Ohren taub sein und ihre Augen blind, dass sie nicht sehen mit ihren Augen noch hören mit ihren Ohren noch verstehen mit ihrem Herzen und sich nicht bekehren und genesen. 11Ich aber sprach: Herr, wie lange? Er sprach: Bis die Städte wüst werden, ohne Einwohner, und die Häuser ohne Menschen und das Feld ganz wüst daliegt. 12Denn der Herrn wird die Menschen weit wegtun, so dass das Land sehr verlassen sein wird. 13Auch wenn nur der zehnte Teil darin bleibt, so wird es abermals verheert werden, doch wie bei einer Eiche und Linde, von denen beim Fällen noch ein Stumpf bleibt. Ein heiliger Same wird solcher Stumpf sein.

Die Berufung des Jesaja scheint zunächst wenig mit der Trinität zu tun zu haben. Eine Andeutung auf die Dreifaltigkeit könnte man in der Zahl der Flügelpaare der Engel sehen, oder schlicht im dreimaligen „Heilig”. Diese Form der Interpretation wäre freilich äußerst kurzsichtig und wenig hilfreich.
Der Text stellt die Berufung des Jesaja dar in einem eindrücklichen Szenarium. Jesaja, der sündhafte Mensch, sieht Gott vor sich, ohne ihn beschreiben zu können. Die Umgebung jedoch ist für ihn wahrnehmbar, und es ist deutlich zu erkennen, dass hier von einem Thronsaal die Rede ist, in dem kontinuierlich der Lobgesang Gottes, des Herrschers, gesungen wird. Jesajas Unreinheit wird von ihm genommen durch glühende Kohlen, die seine Lippen berühren - damit er kein falsches Wort mehr sagt. Er spürt keinen Schmerz, oder schreibt nicht davon, auch dies mehr ein symbolischer Akt als alles andere. Am Ende des Abschnittes (Verse 9-13) wird der Auftrag Jesajas beschrieben: kündige die Verbannung an!
Es gibt daraufhin keine Einwendungen, der Predigttext endet mit dieser Gerichtsandrohung, die ja auch tatsächlich in der Geschichte Israels eintritt. Jesaja beschreibt nicht, wie die Vision endet.
Da die Gerichtsankündigung eindeutig auf Israel bezogen ist, darf sie nicht ohne weiteres auf uns übertragen werden. Dazu soll dieser Predigttext auch nicht dienen. Vielmehr geht es, gerade im Blick auf den kirchenjahreszeitlichen Zusammenhang, um die Herrlichkeit Gottes, die in diesem Abschnitt beschrieben wird. Der dreimal-heilige Herrscher, der alle Lande mit seiner Ehre erfüllt! Er ist nicht begrenzt auf das Volk Israel, er regiert alle Länder! In seiner unermesslichen Größe hat er doch einen Haufen ausgewählt, dem er sich besonders zuwendet, wie ein Vater mit Zuchtmaßnahmen und mit Ausdrücken der Liebe. Er will nicht, dass sein Volk verlorengeht, sondern dass es lernt, nach seinem Willen zu leben. Letztlich hat er dies Ziel nicht vollständig erreicht, auch Jesu Kommen hat uns nur einen Schritt weiter gebracht. Immer noch ist diese Welt von Unrecht und Unbarmherzigkeit beherrscht. Dennoch ist Gott da, dennoch wendet er sich uns Menschen zu, dennoch stellt er Erwartungen, die wir erfüllen sollen.
Es geht darum, die Größe Gottes zu feiern. Eine Größe, die nicht wie die eines Despoten willkürlich Machtbeweise ausstreut, die die Vernichtung von Menschengruppen und Ländern zur Folge haben. Es ist die Größe des liebenden Gottes, auch wenn dies im Predigttext nicht eindeutig klar wird, ja eigentlich gar nicht präsent ist. Der Zweck des Exils ist uns als Nachgeborenen aber bekannt, es ist wieder der Akt des Vaters gewesen, der seine Kinder nicht verloren gab, sondern sie nur spüren ließ, wie es ist, wenn sie alleine zu sein scheinen.
Es mag Zeiten geben, in denen auch wir diese Erfahrung der Gottesferne machen, weil Gott uns auf Sich aufmerksam machen will. Dies kann in der Predigt thematisiert werden. Gleichzeitig sollte deutlich werden, dass dieser Gott nicht kleinlich ist, sondern großmütig, dass er herrscht, aber nicht wie ein Despot, sondern wie ein Vater.

Liedvorschläge:

Komm, Gott Schöpfer, Heilger Geist (EG 126)
Gott der Vater steh uns bei (EG 138)
Gelobet sei der Herr (EG 139)
Herr Jesu Christ, dich zu uns wend (EG 155)
Gott ist gegenwärtig (EG 165)
Wach auf, du Geist der ersten Zeugen (EG 241)
Kommt her, des Königs Aufgebot (EG 259)
Lobt Gott, den Herrn der Herrlichkeit (EG 300)
Großer Gott, wir loben dich (EG 331)
Er weckt mich alle Morgen (EG 452)



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