Der 2. Sonntag nach Trinitatis hat „die Einladung” zum Thema. Es leitet sich ab vom Evangelium vom großen Abendmahl - der Einladung, die von den Wohlhabenden abgelehnt wird, woraufhin die Einladung an die Außenseiter und Ausgestoßenen ergeht, die sie freudig annehmen. Es geht an diesem Sonntag wohl mehr darum, darüber nachzudenken, wo Gottes Einladung an uns ergeht und wie wir darauf antworten. Die übrigen Perikopen nehmen das Thema in vielfältiger Weise auf.
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I - Jes 55, 1-5Wohlan, alle, die ihr durstig seid, kommt her zum Wasser! Und die ihr kein Geld habt, kommt her, kauft und eßt! Kommt her und kauft ohne Geld und umsonst Wein und Milch! 2Warum zählt ihr Geld dar für das, was kein Brot ist, und sauren Verdienst für das, was nicht satt macht? Hört doch auf mich, so werdet ihr Gutes essen und euch am Köstlichen laben. 3Neigt eure Ohren her und kommt her zu mir! Höret, so werdet ihr leben! Ich will mit euch einen ewigen Bund schließen, euch die beständigen Gnaden Davids zu geben. 4Siehe, ich habe ihn den Völkern zum Zeugen bestellt, zum Fürsten für sie und zum Gebieter. 5Siehe, du wirst Heiden rufen, die du nicht kennst, und Heiden, die dich nicht kennen, werden zu dir laufen um des Herrn willen, deines Gottes, und des Heiligen Israels, der dich herrlich gemacht hat.
In diesem Predigttext erklingt ein Lockruf. Gott ruft sein Volk
so, wie es die Marketing-Strategen namhafter Firmen kaum besser tun könnten,
wenn sie auf Kundenfang gehen. Denn Gott bietet Sonderangebote an, ja noch besser:
Gratisgeschenke! Wer sollte da nicht anbeißen? Der einzige Unterschied zu
den Angeboten der Marketing-Strategen: Es gibt hier keinen Haken. Die „Kunden”
müssen nicht Angst haben, irgendwo in eine Falle zu stolpern. Im Gegenteil:
sie sitzen ja längst in der Falle drin. Sie zahlen Geld für Dinge, die
nichts wert sind, wohl weil sie schon zuvor auf andere Lockangebote reingefallen
sind. Gott aber knüpft sein Angebot an keine Bedingung, im Gegenteil. Er verspricht
ein Leben, das so bisher kaum vorstellbar gewesen ist.
Freilich wird dieses Leben nicht klar beschrieben. Man kann es aber ableiten: es
ist ein Leben ohne Betrug und Hinterlist, ein Leben ohne Not und Leid, ein Leben
in Frieden und Eintracht.
Der eingeklammerte Teil der Perikope befasst sich ganz spezifisch mit dem Volk Israel
und verkündet sein Wiederaufblühen als Weltmacht. Diese Ankündigung
ist für die christliche Gemeinde problematisch, zumal u.a. wir angesprochen
sind, wenn in Vers 5 von Heiden geredet wird. Von daher erscheint es wohl angemessen,
diese Verse auszulassen. Auf der anderen Seite wird durch diese Verse erst richtig
klar, dass sie dem Volk Israel gelten, und man muss sich die Frage gefallen lassen,
ob man diese Einladung so einfach auf die Christenheit übertragen kann.
Ich denke schon, nur darf dabei natürlich das Volk Israel nicht außen
vor bleiben. Von daher sollten die eingeklammerten Verse also auch mitgelesen und
in der Predigt entpsrechend berücksichtigt werden.
Der kirchenjahreszeitliche Zusammenhang ist klar: Auch hier wird
eine Einladung ausgesprochen. Und so wie Wasser für die Israeliten der Lebensquell
schlechthin war, so ist auch die Einladung von ganz existenzieller Natur: Gott lädt
das Volk an den Quell des Lebens ein. In einer solchen Einladung erkennen wir dann
auch die Einladung zum Abendmahl, wiewohl sehr schemenhaft.
Es tun sich eine Menge Fragen auf, die man stellen könnte im Blick auf das
Gratisangebot. Z.B.: Muss man in der Kirche sein, um dieser Einladung folgen zu
können? Ich will diese Frage nicht weiter bearbeiten, denn die Predigt wird
ja sicher nicht vor Menschen gehalten, die aus der Kirche ausgetreten sind. Im Gegenteil.
Es sind Menschen, die schon längst die Einladung vernommen haben. Für
sie hat diese Einladung einen anderen Stellenwert. Es ist eine Einladung zum Kraftschöpfen,
zum Aufatmen, zum Ruhefinden. In der Predigt, ja im Gottesdienst sollte man versuchen,
dazu Gelegenheit zu bieten. Ist der Gottesdienst wirklich ein Ort, an dem die Menschen
sich „regenerieren” können? Auf der anderen Seite stehen die Dinge,
für die wir gerne Kraft und Zeit opfern, die aber doch für unser Leben
nichts austragen. Nur wenn dies auch aufgezeigt und der Weg, der aus dieser „Verschwendung”
herausführt, sichtbar wird, können Oasen der Ruhe und des Friedens entstehen.
Jesus ist kommen, die Quelle der Gnaden (EG 66, 7)
Brunn alles Heils, dich ehren wir (EG 140)
Such, wer da will... (EG 346)
Kommt her zu mir, spricht Gottes Sohn (EG 363, 1-2)
O Lebensbrünnlein tief und groß (EG 399)
Wir danken dir, unser Gott, dass du uns einlädst und Gemeinschaft schenkst mit dir.
Wir danken dir, dass wir bei dir zu Hause sind.
Du bist uns nah – auch in diesem Gottesdienst. Du bist bei uns, wenn wir beten, dein Wort
hören, dir unsere Lieder singen.
Deine Einladung ist grenzenlos – und doch grenzen wir uns ab. Wir denken viel über alle
möglichen Dinge nach, anstatt den Frieden, den du uns anbietest, anzunehmen.
Hilf, dass wir die Zeichen deiner Nähe nicht übersehen. Mach uns bereit, dir zu begegnen
in deinem Wort und in den Menschen, die du uns über den Weg schickst. Wir rufen zu dir:
Gem.: Herr, erbarme dich.
Weil die Tür zu dir offen steht, lass uns mit helfen, Menschen hindurch zu führen zu dir.
Weise uns zu den Menschen, die dir ferne sind. Gib uns die rechten Worte, deine Liebe
offenbar zu machen allen Menschen, damit sie spüren: du schließt niemanden aus, du lädst
alle ein. Wir rufen zu dir:
Gem.: Herr, erbarme dich.
Lass uns die Not anderer Menschen sehen und gib uns die Kraft, diese Not zu lindern. Wir
denken vor allem an die Opfer des Hochwassers in Sachsen, aber auch an die vielen anderen
Menschen, die Opfer von Naturkatastrophen wurden. Wir rufen zu dir:
Gem.: Herr, erbarme dich.
Hilf uns den Ausgestoßenen und Entfremdeten ein Stück Heimat zu geben, so wie wir bei
dir Heimat gefunden haben. Wir rufen zu dir:
Gem.: Herr, erbarme dich.
Wir bitten dich für die Christen in der Welt, dass dein Geist unter ihnen wirke, damit
sie alle eins seien und einander stärken, dein Evangelium zu verkünden. Wir rufen zu dir:
Gem.: Herr, erbarme dich.
Das bitten wir dich durch deinen Sohn Jesus Christus, unseren Herrn und Bruder.
Amen
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