Der Name des Sonntags Miserikordias Domini leitet sich vom Beginn der früheren
lateinischen Antiphon ab: Misericordias Domini plena est terra. (Ps 33, 5; deutsch s. Antiphon).
Der Sonntag Miserikordias Domini wird durch das Evangelium vom
Guten Hirten bestimmt. Der Hirte sorgt für seine Schafe, die ihm treu folgen.
Gleichzeitig wird aber auch der Hinweis laut auf die "falschen Hirten",
die nur an ihren eigenen Vorteil denken. Entscheidend ist jedoch die Zusage Jesu,
dass er als der gute Hirte sein Leben hingibt für die Schafe. Das bedeutet,
dass wir umfassenden Schutz genießen und uns vor nichts zu fürchten
brauchen, auch wenn es dunkel um uns wird.
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III - Hes 34, 1-2 (3-9) 10-16.31Und des HERRN Wort geschah zu mir: 2 Du Menschenkind,
weissage gegen die Hirten Israels, weissage und sprich zu ihnen: So spricht Gott
der HERR: Wehe den Hirten Israels, die sich selbst weiden! Sollen die Hirten nicht
die Herde weiden? 3 Aber ihr eßt das Fett und kleidet
euch mit der Wolle und schlachtet das Gemästete, aber die Schafe wollt ihr
nicht weiden. 4 Das Schwache stärkt ihr nicht, und das Kranke heilt
ihr nicht, das Verwundete verbindet ihr nicht, das Verirrte holt ihr nicht zurück
und das Verlorene sucht ihr nicht; das Starke aber tretet ihr nieder mit Gewalt.
5 Und meine Schafe sind zerstreut, weil sie keinen Hirten haben, und sind allen
wilden Tieren zum Fraß geworden und zerstreut. 6 Sie irren umher
auf allen Bergen und auf allen hohen Hügeln und sind über das ganze Land
zerstreut, und niemand ist da, der nach ihnen fragt oder auf sie achtet.
7 Darum hört, ihr Hirten, des HERRN Wort! 8 So wahr ich lebe,
spricht Gott der HERR: weil meine Schafe zum Raub geworden sind und meine Herde
zum Fraß für alle wilden Tiere, weil sie keinen Hirten hatten und meine
Hirten nach meiner Herde nicht fragten, sondern die Hirten sich selbst weideten,
aber meine Schafe nicht weideten, 9 darum, ihr Hirten, hört des HERRN
Wort! 10 So spricht Gott der HERR: Siehe, ich will an die Hirten
und will meine Herde von ihren Händen fordern; ich will ein Ende damit machen,
dass sie Hirten sind, und sie sollen sich nicht mehr selbst weiden. Ich will
meine Schafe erretten aus ihrem Rachen, dass sie sie nicht mehr fressen sollen.
11 Denn so spricht Gott der HERR: Siehe, ich will mich meiner Herde selbst annehmen
und sie suchen. 12 Wie ein Hirte seine Schafe sucht, wenn sie von seiner
Herde verirrt sind, so will ich meine Schafe suchen und will sie erretten von allen
Orten, wohin sie zerstreut waren zur Zeit, als es trüb und finster war.
13 Ich will sie aus allen Völkern herausführen und aus allen Ländern
sammeln und will sie in ihr Land bringen und will sie weiden auf den Bergen Israels,
in den Tälern und an allen Plätzen des Landes. 14 Ich will sie
auf die beste Weide führen, und auf den hohen Bergen in Israel sollen ihre
Auen sein; da werden sie auf guten Auen lagern und fette Weide haben auf den Bergen
Israels. 15 Ich selbst will meine Schafe weiden, und ich will sie lagern
lassen, spricht Gott der HERR. 16 Ich will das Verlorene wieder suchen
und das Verirrte zurückbringen und das Verwundete verbinden und das Schwache
stärken und, was fett und stark ist, behüten; ich will sie weiden, wie
es recht ist. 31 Ja, ihr sollt meine Herde sein, die Herde meiner Weide,
und ich will euer Gott sein, spricht Gott der HERR.
Die Versauswahl ist recht problematisch. Die ersten zwei Verse
sind eigentlich nur eine Einleitung, weswegen die folgenden 7 noch dazugenommen
werden dürfen, aber der Vers 9 stellt selbst schon wieder eine Einleitung dar,
nämlich zum Wort des Herrn, das dann in Vers 10 folgt. Eine Ausweitung bis
Vers 12, wo der Bezug zum Evangelium deutlich wird, wäre wohl angebracht. Ich
will hier diese Ausweitung auch vornehmen, um so den größeren Zusammenhang
zu erhalten.
Zunächst werden hier die Hirten Israels angeprochen, "die sich selbst
weiden". Es wird herbe Kritik geübt, und die Frage stellt sich natürlich
schnell: an wem eigentlich? Es ist naheliegend, die Priester zu vermuten, die wohl
ihre liturgischen Pflichten erfüllten, aber doch eines versäumten: davon
auch die Gemeinde profitieren zu lassen. Es scheint, als ob sich die Priester ihren
Anteil, der ihnen vom Gesetz her zusteht, genommen und damit zurückgezogen
hätten, ohne auch nur weiter darüber nachzudenken, dass sie vielleicht
auch eine geistliche Verantwortung für die Gemeinde haben. Vermutlich wird
darauf angespielt, dass die Gemeindeglieder sich anderen Göttern zuwenden.
Die Wende kommt dann in Vers 10: Gott wird die Schafe wieder zurückfordern
von den Hirten, die er selbst eingesetzt hat, und sich ihrer annehmen und für
sie sorgen. Darin schwingt auch eine Drohung mit, die Drohung nämlich, dass
die Hirten verworfen werden. Vers 12 klingt ähnlich wie die Zusage Jesu im
Evangelium, nur dass sie nicht von der Selbsthingabe Jesu redet. Gott zieht
aus, um die Schafe wieder zu sammeln und in ihr Land zurück zu bringen.
Es gibt in diesem Text eigentlich nur eine Zielgruppe, und das ist nicht die Gemeinde,
sondern das sind die Hirten, die sich nichts aus ihrer Herde machen. Wohl kaum ein
Prediger wird bereit sein, sich dieser Kritik zu unterwerfen, zumal es gewiß
in der Regel keinen Grund für diese massive Kritik gibt. Man kann sich diesem
Problem entziehen, indem man den Text in seinen historischen Kontext stellt, nur
verliert er dann völlig den Bezug zur Gemeinde, die aus diesem Text Kraft schöpfen
will. Wäre es legitim, nur auf die Verse 11 und 12, die indirekt die Gemeinde
ansprechen, einzugehen? Wohl kaum, denn diese Verse gehörten ja ursprünglich
nicht zur Perikope, und auch wenn sie es täten, würde der Duktus der Perikope
verfälscht.
Wäre es möglich, auch die Gemeinde als Hirten zu sehen? Die dem Text folgende
Strafpredigt kann freilich fatale Folgen haben, es wäre aber durchaus denkbar,
den Text auf diese Art und Weise anzugehen. Immerhin handelt es sich bei den Gottesdienstbesuchern
ja doch meist um eine Kerngemeinde, die auf diese oder jene Art und Weise auch an
der Gemeindearbeit beteiligt ist. Und ist nicht jeder Christ auch zum Hirtenamt
berufen, zumindest in der Hinsicht, dass sie oder er das Wort von der Liebe
weitersagen und -tragen sollen? Nur muss man wohl davon absehen, sich als Richter
über Erfolg oder Mißerfolg aufzuspielen, denn als Prediger steckt man
ja selbst in der gleichen Rolle. Es darf aber nach der Motivation und den Folgen
gefragt werden: könnten wir die Ursache dafür sein, dass Gott selbst
wieder ausziehen muss, um seine Schafe zu sammeln, weil wir es nicht tun?
Nun bleibt aber doch noch darauf hinzuweisen, dass selbst die Hirten Schafe
sind. Auch wenn sie vielleicht vom Herrn herausgerufen wurden, um diesen besonderen
Dienst zu tun, so stehen sie selbst auch unter der Gnade Gottes und nicht über
ihr. Die Fehler der Hirten und ihre Verirrungen können vergeben werden! Sie
können ihre Arbeit nicht alleine tun, sondern tun sie mit Gott und aus der
Gnade Gottes heraus!
Gott sucht seine Schafe wieder zusammen, vielleicht ist das die größte
Zusage dieses Textes. Wenn die Hirten verzweifeln, weil ihre Bemühungen nicht
erfolgreich sind, ist Gott da und macht sich auf, die Schafe wieder zusammenzurufen.
Mit dieser Zusage können Hirten leben, die ihr eigenes Versagen spüren
und vielleicht sogar immer wieder vorgehalten bekommen. Hierin wäre wohl auch
die Nähe zum Evangelium nachvollziehbar.
O Jesu Christe, wahres Licht (EG 72)
*Der Herr ist mein getreuer Hirt (EG 274) [Wochenlied!]
Lob Gott getrost mit Singen (EG 243)
Auf meinen lieben Gott (EG 345)
Mir ist Erbarmung widerfahren (EG 355)
Jesu, meine Freude (EG 396)
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