Das Fest Christi Himmelfahrt ist als selbständiges Fest erst
im 4. Jahrhundert bezeugt, wurde aber schnell zu einem Fest von großem Ansehen,
an dem Prozessionen begangen wurden und die Himmelfahrt durch Hochziehen einer Christusfigur
veranschaulicht wurde. Später trat noch eine Vigil hinzu und endlich auch eine
Oktav.
Die protestantische Kirche übernahm dieses Fest und behielt
teilweise die bildliche Darstellung der Himmelfahrt bei. Erst in der Aufklärung
wurde das Fest regelrecht gefährdet, aber es kam höchstens zu Verlegungen
auf den Sonntag Exaudi, nicht aber zur Abschaffung des Festtages.
Das Wort Jesu: "Ich fahre auf zu meinem Vater und zu eurem
Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott" (Joh 20, 17) ist nun verwirklicht.
Er, der Auferstandene, erfüllt mit seiner Herrschaft Himmel und Erde, er umspannt
alles Sichtbare und Unsichtbare.
Christi Himmelfahrt ist das Fest der Thronbesteigung
Christi. Er tritt seine Herrschaft an zur rechten Hand Gottes, ist einerseits
mitten in seiner Kirche, der er sich in Brot und Wein gibt, und andererseits kann
er nicht mit der Größe des Weltalls erfaßt werden.
Der Tag wird aber erst vollständig mit der Verheißung
in Apg 1, 11: "Dieser Jesus, der von euch weg gen Himmel aufgenommen wurde,
wird so wiederkommen, wie ihr ihn habt gen Himmel fahren sehen." - Wir sehen
nicht hinter dem fortgehenden Jesus her, sondern können und sollen dem kommenden
Jesus entgegensehen!
Im Gottesdienst wird die Osterkerze, die Zeichen für die Gegenwart
des Auferstandenen unter den Menschen ist, nach der Verlesung der Himmelfahrtsgeschichte
gelöscht. Die Jünger verharren ängstlich und unwissend über
das Kommende in ihren Behausungen. Sie warten auf den ihnen verheißenen Geist;
diese Erwartung wird auch in den Gebeten dieses Tages und des kommenden Sonntags
Exaudi ausgesprochen. Noch 10 Tage dauert es, bis diese Erwartung erfüllt wird.
Die liturgische Farbe ist nach wie vor Weiß,
die Farbe des Lichtes.
Der Tag Christi Himmelfahrt stellt einen Einschnitt in der Osterzeit
dar, aber nicht ihr Ende. Mit ihm beginnt eine von Unsicherheit geprägte Zeit,
denn nun ist der Herr fort, tatsächlich fortgerückt, bevor er dann zu
Pfingsten endlich wieder den Jüngern in Form des Heiligen Geistes nahe ist.
Auch wenn wir von Pfingsten wissen und im Grunde immer in der Pfingstzeit leben,
ist es gut, sich dieser Gottesferne, die ja auch Jesus selbst am Kreuz für
uns durchlebt hat, zumindest emotional auszusetzen. Am Himmelfahrtstag selbst ist
das natürlich nicht angebracht, denn der Tag Christi Himmelfahrt ist die Thronbesteigung
Jesu und damit ein äußerst großartiges Fest, das leider durch die
neue Bedeutung als "Vatertag" immer mehr in den Hintergrund gedrängt
wird.
Zu den Perikopen
I - 1. Kön 8, 22-24.26-28
Präfamen:
Kirchen sind Räume, denen wir etwas Heiliges abspüren. Wir erwarten, in ihnen
Gott begegnen zu können. Das liegt aber nicht daran, dass sich Gott bevorzugt oder gar ausschließlich
in Kirchen aufhält, sondern daran, dass uns solche Gebäude einen Rahmen geben, in dem eine Begegnung
mit Gott einfacher möglich ist als in dem Getriebe des Alltags. Dies wusste auch Salomo, als er
den Tempel in Jerusalem baute. So hört, was geschrieben steht im 1. Buch der Könige im 8. Kapitel:
Und Salomo trat vor den Altar des HERRN angesichts der ganzen Gemeinde Israel und breitete seine Hände aus gen Himmel 23 und sprach: HERR, Gott Israels, es ist kein Gott weder droben im Himmel noch unten auf Erden dir gleich, der du hältst den Bund und die Barmherzigkeit deinen Knechten, die vor dir wandeln von ganzem Herzen; 24 der du gehalten hast deinem Knecht, meinem Vater David, was du ihm zugesagt hast. Mit deinem Mund hast du es geredet, und mit deiner Hand hast du es erfüllt, wie es offenbar ist an diesem Tage. 26 Nun, Gott Israels, lass dein Wort wahr werden, das du deinem Knecht, meinem Vater David, zugesagt hast. 27 Aber sollte Gott wirklich auf Erden wohnen? Siehe, der Himmel und aller Himmel Himmel können dich nicht fassen - wie sollte es dann dies Haus tun, das ich gebaut habe? 28 Wende dich aber zum Gebet deines Knechts und zu seinem Flehen, HERR, mein Gott, damit du hörest das Flehen und Gebet deines Knechts heute vor dir.
II - Joh 17, 20-26
Ich bitte aber nicht allein für sie, sondern auch für
die, die durch ihr Wort an mich glauben werden, 21 damit
sie alle eins seien. Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir, so sollen auch sie
in uns sein, damit die Welt glaube, dass du mich gesandt hast.
22 Und ich habe ihnen die Herrlichkeit gegeben, die du mir gegeben
hast, damit sie eins seien, wie wir eins sind, 23 ich
in ihnen und du in mir, damit sie vollkommen eins seien und die Welt erkenne, dass
du mich gesandt hast und sie liebst, wie du mich liebst.
24 Vater, ich will, dass, wo ich bin, auch die bei mir
seien, die du mir gegeben hast, damit sie meine Herrlichkeit sehen, die du mir gegeben
hast; denn du hast mich geliebt, ehe der Grund der Welt gelegt war.
25 Gerechter Vater, die Welt kennt dich nicht; ich aber kenne dich,
und diese haben erkannt, dass du mich gesandt hast. 26 Und
ich habe ihnen deinen Namen kundgetan und werde ihn kundtun, damit die Liebe, mit
der du mich liebst, in ihnen sei und ich in ihnen.
III - Eph 1, 20b-23
Gott hat Christus von den Toten
auferweckt und eingesetzt zu seiner Rechten im Himmel 21 über alle Reiche, Gewalt, Macht, Herrschaft und alles, was sonst einen
Namen hat, nicht allein in dieser Welt, sondern auch in der zukünftigen. 22 Und alles
hat er unter seine Füße getan und hat ihn gesetzt der Gemeinde zum Haupt über alles, 23 welche sein
Leib ist, nämlich die Fülle dessen, der alles in allem erfüllt.
IV - Dan 7, 1-3(4-8)9-14
Im ersten Jahr Belsazars, des Königs von Babel, hatte Daniel einen Traum
und Gesichte auf seinem Bett; und er schrieb den Traum auf und dies ist sein Inhalt:
2 Ich, Daniel, sah ein Gesicht in der Nacht, und siehe, die vier Winde
unter dem Himmel wühlten das große Meer auf. 3 Und vier große Tiere
stiegen herauf aus dem Meer, ein jedes anders als das andere. 4
Das erste war wie ein Löwe und hatte Flügel wie ein Adler. Ich sah,
wie ihm die Flügel genommen wurden. Und es wurde von der Erde
aufgehoben und auf zwei Füße gestellt wie ein Mensch, und es
wurde ihm ein menschliches Herz gegeben. 5 Und siehe, ein
anderes Tier, das zweite, war gleich einem Bären und war
auf der einen Seite aufgerichtet und hatte in seinem Maul
zwischen seinen Zähnen drei Rippen. Und man sprach zu ihm:
Steh auf und friss viel Fleisch! 6 Danach sah ich, und siehe,
ein anderes Tier, gleich einem Panther, das hatte vier Flügel
wie ein Vogel auf seinem Rücken und das Tier hatte vier Köpfe,
und ihm wurde große Macht gegeben.
7 Danach sah ich in diesem Gesicht in der Nacht, und siehe, ein
viertes Tier war furchtbar und schrecklich und sehr stark und
hatte große eiserne Zähne, fraß um sich und zermalmte, und was
übrig blieb, zertrat es mit seinen Füßen. Es war auch ganz anders
als die vorigen Tiere und hatte zehn Hörner. 8 Als ich aber auf
die Hörner Acht gab, siehe, da brach ein anderes kleines Horn
zwischen ihnen hervor, vor dem drei der vorigen Hörner
ausgerissen wurden. Und siehe, das Horn hatte Augen wie
Menschenaugen und ein Maul; das redete große Dinge.
9 Ich sah, wie Throne aufgestellt wurden, und einer, der
uralt war, setzte sich. Sein Kleid war weiß wie Schnee
und das Haar auf seinem Haupt rein wie Wolle; Feuerflammen
waren sein Thron und dessen Räder loderndes Feuer. 10 Und
von ihm ging aus ein langer feuriger Strahl. Tausendmal
Tausende dienten ihm, und zehntausendmal Zehntausende
standen vor ihm. Das Gericht wurde gehalten und die Bücher
wurden aufgetan.
11 Ich merkte auf um der großen Reden willen, die das Horn
redete, und ich sah, wie das Tier getötet wurde und sein
Leib umkam und ins Feuer geworfen wurde. 12 Und mit der Macht
der andern Tiere war es auch aus; denn es war ihnen Zeit
und Stunde bestimmt, wie lang ein jedes leben sollte.
13 Ich sah in diesem Gesicht in der Nacht, und siehe, es
kam einer mit den Wolken des Himmels wie eines Menschen
Sohn und gelangte zu dem, der uralt war, und wurde vor
ihn gebracht. 14 Der gab ihm Macht, Ehre und Reich, dass
ihm alle Völker und Leute aus so vielen verschiedenen
Sprachen dienen sollten. Seine Macht ist ewig und vergeht
nicht, und sein Reich hat kein Ende.
V - Lk 24, (44-49) 50-53
Präfamen:
Der Abschied vom auferstandenen Jesus fällt nicht leicht. Dankbar nehmen die Jünger die
Verheißung an, die Jesus ihnen bei seinem Abschied gewissermaßen mit auf den Weg gibt: sie werden
mit Kraft aus der Höhe ausgerüstet werden. Diese Kraft aus der Höhe wird auch uns in der Taufe zuteil,
damit auch wir wie die Jünger zu Zeugen werden des Leidens und Sterbens Jesu Christi sowie seiner
Auferstehung. So hört, was geschrieben steht im Evangelium nach Lukas im 24. Kapitel:
Er sprach aber zu ihnen: Das sind meine Worte, die ich zu euch gesagt habe, als ich noch
bei euch war: Es muss alles erfüllt werden,
was von mir geschrieben steht im Gesetz des Mose, in den Propheten und in den Psalmen. 45 Da öffnete er ihnen das
Verständnis, so dass sie die Schrift verstanden, 46 und sprach zu ihnen: So steht's geschrieben, dass Christus leiden wird
und auferstehen von den Toten am dritten Tage; 47 und dass gepredigt wird in seinem Namen Buße zur Vergebung der Sünden
unter allen Völkern. Fangt an in Jerusalem, 48 und seid dafür Zeugen. 49 Und siehe, ich will auf euch herabsenden,
was mein Vater verheißen hat. Ihr aber sollt in der Stadt bleiben, bis ihr ausgerüstet werdet mit Kraft aus der Höhe.
50 Er führte sie aber hinaus bis nach Betanien und hob die Hände auf und segnete sie. 51 Und es geschah, als er
sie segnete, schied er von ihnen und fuhr auf gen Himmel. 52 Sie aber beteten ihn an und kehrten zurück nach Jerusalem mit
großer Freude 53 und waren allezeit im Tempel und priesen Gott.
VI - Apg 1, 3-11
Präfamen:
Auch in uns regt sich, wie damals in den Jüngern, die Sehnsucht danach, dass das Reich
Gottes seine Vollendung findet und alles Leid, alle Not, alle Trauer und aller Schmerz ein Ende haben.
Doch kommt es nicht darauf an, sondern darauf, dass wir den Heiligen Geist empfangen, der uns auf
unseren Wegen begleitet, auch durch dunkle Täler hindurch. So hört, was geschrieben steht in der Apostelgeschichte
im 1. Kapitel:
Den ersten Bericht habe ich gegeben, lieber Theophilus, von all dem, was Jesus von Anfang an tat und
lehrte 2 bis zu dem Tag, an dem er aufgenommen wurde, nachdem er den Aposteln, die er erwählt hatte, durch den heiligen Geist
Weisung gegeben hatte. 3 zeigte er sich nach seinem Leiden durch viele Beweise als der Lebendige und ließ sich sehen
unter ihnen vierzig Tage lang und redete mit ihnen vom Reich Gottes. 4 Und als er mit ihnen zusammen war, befahl er ihnen,
Jerusalem nicht zu verlassen, sondern zu warten auf die Verheißung des Vaters, die ihr, so sprach er, von mir gehört habt;
5 denn Johannes hat mit Wasser getauft, ihr aber sollt mit dem heiligen Geist getauft werden
nicht lange nach diesen Tagen.
6 Die nun zusammengekommen waren, fragten ihn und sprachen: Herr, wirst du in dieser Zeit wieder aufrichten das Reich für
Israel? 7 Er sprach aber zu ihnen: Es gebührt euch nicht, Zeit oder Stunde zu wissen, die der Vater in seiner Macht bestimmt
hat; 8 aber ihr werdet die Kraft des heiligen Geistes empfangen, der auf euch kommen wird, und werdet meine Zeugen sein in
Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an das Ende der Erde.
9 Und als er das gesagt hatte, wurde er zusehends aufgehoben, und eine Wolke nahm ihn auf vor ihren Augen weg.
10 Und als sie ihm nachsahen, wie er gen Himmel fuhr, siehe, da standen bei ihnen zwei Männer in weißen Gewändern.
11 Die sagten: Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und seht zum Himmel? Dieser Jesus, der von euch weg gen Himmel
aufgenommen wurde, wird so wiederkommen, wie ihr ihn habt gen Himmel fahren sehen.
M - 2. Kön 2, 1-18
Offb 1, 4-8
Offb 4, 1-11
Offb 1, 4-8:
Johannes an die sieben Gemeinden in der Provinz Asien: Gnade
sei mit euch und Friede von dem, der da ist und der da war und der da kommt, und
von den sieben Geistern, die vor seinem Thron sind, 5 und
von Jesus Christus, welcher ist der treue Zeuge, der Erstgeborene von den Toten
und Herr über die Könige auf Erden! Ihm, der uns liebt und uns erlöst
hat von unsern Sünden mit seinem Blut 6 und uns zu
Königen und Priestern gemacht hat vor Gott, seinem Vater, ihm sei Ehre und
Gewalt von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.
7 Siehe, er kommt mit den Wolken, und es werden ihn sehen alle
Augen und alle, die ihn durchbohrt haben, und es werden wehklagen um seinetwillen
alle Geschlechter der Erde. Ja, Amen.
8 Ich bin das A und das O, spricht Gott der Herr, der da ist
und der da war und der da kommt, der Allmächtige.