Der Sonntag Sexagesimä steht unter dem Gleichnis vom vierfachen Acker und geht daher besonders auf das Wirken des Wortes Gottes ein. Dieses Wirken wird von verschiedenen offenbar äußeren Kräften beeinflusst. Es ist wichtig, an diesem Sonntag auf die Kraft der Botschaft von der Liebe Gottes hinzuweisen, wie sie einem Samenkorn innewohnt. Es gilt nur, dass wir dieser Kraft in uns selbst auch Raum geben, damit sich das Wort entfalten kann und durch uns wirksam werden kann.
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IV - Hebr 4, 12-13Denn das Wort Gottes ist lebendig und kräftig und schärfer als jedes zweischneidige Schwert, und dringt durch, bis es scheidet Seele und Geist, auch Mark und Bein, und ist ein Richter der Gedanken und Sinne des Herzens. 13 Und kein Geschöpf ist vor ihm verborgen, sondern es ist alles bloß und aufgedeckt vor den Augen Gottes, dem wir Rechenschaft geben müssen.
In unserer Zeit ist es schwer, aus diesen Worten Hilfe zu erfahren, denn die erste Frage wird sein: Was ist das Wort Gottes?
Wenn man die Bibel als verbindliche Autorität heranzieht, kommt die historisch-kritische Exegese und zerpflückt das Meiste derart, dass
man hinterher nur sagen kann: da stecken zwar wesentliche Glaubenserfahrungen drin, aber keines der Worte stammt direkt von Gott, und
wenn doch, dann können wir das nicht mit Sicherheit ermitteln und behaupten.
Das beginnt ja schon mit der Existenz unterschiedlicher Abschriften und geht weiter bis in unsere Zeit, wo die Übersetzungen oftmals
unterschiedliche Interpretationen derselben Stellen vorlegen. Und natürlich muss man sich auch klar darüber sein, dass zur Zeit des
Hebräerbriefes das zweite Testament über Jesus und die christliche Gemeinde noch gar nicht in seiner jetzt bekannten Form existierte.
Wenn also von geschriebenem Wort die Rede sein sollte, dann dürfte man wohl nur das erste Testament damit meinen. Und auch hierfür gilt
das bereits Gesagte.
Wenn wir nun nicht eindeutig und klar irgendwo geschriebenes Wort als "Wort Gottes" identifizieren können, was ist das
Wort Gottes dann? Die Antwort liegt in dem knappen Predigttext: das Wort Gottes ist lebendig und kräftig und schärfer als jedes
zweischneidige Schwert. Das Wort Gottes ist also keine festgelegte Größe, sondern lebendig und erst erkennbar durch sein Wirken auf die
Menschen. Es hat scheidende Kraft, es stellt Menschen vor eine Entscheidung und ist in dem Sinne auch Richter. Denn der Mensch, der
sich entscheidet, weiß, dass es richtig oder falsch ist, was er tut.
Der kirchenjahreszeitliche Zusammenhang ist klar, denn in dieser Epistel geht es vor allem um die Wirkung des Wortes Gottes, die das
Wort überhaupt erst als Wort Gottes erkenntlich macht. In der Predigt sollte deutlich werden, dass das Wort Gottes ein lebendiges Wort ist.
Vielleicht kann das dadurch gelingen, dass die Gottesdienstbesucher einander Worte zusprechen, die vielleicht aus einem vorgegebenen
„Katalog” stammen, den man am Eingang verteilt. Oder der Liturg/die Liturgin spricht Worte des Lebens in die Gemeinde und
lässt die Gemeinde darauf antworten.
O Gott, du höchster Gnadenhort (EG 194)
Herr, für dein Wort sei hoch gepreist (EG 196 - Wochenlied!)
Herr, dein Wort, die edle Gabe (EG 198)
Sonne der Gerechtigkeit (EG 262)
Wohl denen, die da wandeln (EG 295)
Er weckt mich alle Morgen (EG 452)
Nun geh uns auf, du Morgenstern (KHW/HN-EG 571)
Allmächtiger, ewiger Gott,
die Saat deines Wortes ist ausgestreut. Du hast zu uns gesprochen durch
deinen Sohn Jesus Christus, und du willst auch heute zu uns sprechen.
Wir bitten dich: hilf uns, dass wir deine Stimme hören und auf dein Wort
vertrauen. Lass uns deine Gegenwart spüren auf unserem Weg, damit wir
wissen und es auch weitersagen: du bist da.
Hilf uns den Samen deines Wortes auszustreuen, täglich neu, wo immer du uns
hin sendest. Schenke uns Gelassenheit und Vertrauen in deine Macht, die auch dann,
wenn alles trostlos zu sein scheint, ungebrochen ist.
Wir bitten dich für die Mächtigen dieser Welt, dass sie sich der Grenzen
ihrer Macht bewusst werden. Hilf denen, die für ihre Freiheit kämpfen,
dass sie Frieden und Freude erfahren.
Wir bitten dich für die Mächtigen in unseren Kirchen, dass sie ihr Handeln
nicht von Zahlen bestimmen lassen, sondern von dem Vertrauen in deine Güte und
Barmherzigkeit.
Wir bitten dich für die Schwachen in dieser Welt, die Hungernden, die Verlassenen,
die Gefolterten, die Sprachlosen, die Obdachlosen, die Heimatlosen, dass sie deine Hilfe
erfahren. Sei ihnen nahe – nicht nur im Geist, sondern auch durch Menschen, die
du zu ihnen sendest. Weise auch uns den Weg, dass wir helfen, wo Hilfe nötig ist.
Wir bitten dich für die Christen in der ganzen Welt, auch und besonders die, die
unter Verfolgung leiden: segne sie. Lass sie festhalten an dem, was du ihnen geschenkt
hast. Erhalte ihren Glauben und bewahre sie in deinem Frieden. Besonders denken wir
heute an die Christen in ... . Schenke ihnen Mut, dein Wort weiterzusagen und
deine Liebe allen Menschen kund zu tun.
Wir bitten dich für unsere Gemeinde, dass in ihr dein Wort beständig bleibe,
und dass wir mit Gelassenheit und im Vertrauen auf deine Gnade dem Tag entgegen gehen,
an dem deine Herrlichkeit offenbar wird allen Menschen.
Das bitten wir dich, dem allein Lob, Preis und Ehre gebührt.
Amen
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