das Kirchenjahr

3. Sonntag nach Epiphanias

Der Heiden Heiland

Predigtanregung

Der 3. Sonntag nach Epiphanias geht auf Jesu Zuwendung zu den Heiden, also den Nicht-Juden, ein. So wie selten sind die Predigttexte diesem Thema eindeutig zugeordnet, auch wenn der alttestamentliche Text natürlich nicht von Jesus reden kann. Dafür spricht aber auch dieser Text davon, wie Gott sich den Heiden mit seinem Heil zuwendet. Dabei müssen wir uns vor Pauschalisierungen hüten: der Umstand, dass der heidnische Hauptmann im Evangelium gelobt wird für seinen Glauben, rechtfertigt nicht die Ausgrenzung der jüdischen Mitmenschen, denn sie bleiben Glieder des Volkes Gottes.

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V - Röm 1, 13-17

Ich will euch aber nicht verschweigen, liebe Brüder, dass ich mir oft vorgenommen habe, zu euch zu kommen – wurde aber bisher gehindert –, damit ich auch unter euch Frucht schaffe wie unter andern Heiden. 14 Ich bin ein Schuldner der Griechen und der Nichtgriechen, der Weisen und der Nichtweisen; 15 darum, soviel an mir liegt, bin ich willens, auch euch in Rom das Evangelium zu predigen. 16 Denn ich schäme mich des Evangeliums nicht; denn es ist eine Kraft Gottes, die selig macht alle, die daran glauben, die Juden zuerst und ebenso die Griechen. 17 Denn darin wird offenbart die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, welche kommt aus Glauben in Glauben; wie geschrieben steht (Habakuk 2,4): „Der Gerechte wird aus Glauben leben.”

Paulus bringt mit seinen Worten zunächst etwas zum Ausdruck, was heute ganz aktuell ist: die Scham davor, das Evangelium zu bekennen und weiter zu sagen. Es ist nicht „in”, in den Gottesdienst zu gehen oder sich als religiöser Mensch zu „outen”. Man hat mit beiden Beinen auf dem Boden zu stehen, und wer religiöse Gefühle zeigt, schwebt immer etwas über dem Boden. Glaube ist etwas für Warmduscher, die mit der Realität nicht fertig werden.
Genug der modernen Begriffe und pauschalen Aussagen zum Thema. Sie machen alle deutlich: Es ist die Regel, dass der Glaube nichts für den Durchschnittsmenschen ist. Das heißt, Glaube wird eher als unnötige Belastung gesehen, denn als Lebebshilfe. Die Belastung besteht in diversen moralischen Verpflichtungen, wie z.B. den Gang in den Gottesdienst oder die Teilnahme an anderen Veranstaltungen der Gemeinde.
Aber sie besteht auch darin, dass man von seinen Mitmenschen nicht mehr ganz ernst genommen wird, wenn man sich als gläubiger Mensch zu erkennen gibt.
Dementsprechend „schämt” man sich des Evangeliums. Man möchte nicht als Glaubender erkannt werden, um der Gefahr zu entgehen, nicht mehr ernst genommen zu werden. Paulus sieht das ganz anders, denn für ihn ist das Evangelium das, was ihn stark macht. Ohne das Evangelium wäre er ein Schwächling, aber mit dem Evangelium, der Kraft Gottes, kann er alles wagen. Darum ist es der Glaube, der ihm erst die Fülle des Lebens ermöglicht.
Der kirchenjahreszeitliche Zusammenhang legt den Schwerpunkt auf die andere Seite des Predigttextes, nämlich die Aussage, dass das Evangelium Juden und Heiden gleichermaßen gilt. Es ist etwas merkwürdig, dass Paulus immer Juden und Griechen nennt. Es ist doch wahrscheinlich, dass die Gemeinde in Rom auch und vor allem Römer als Mitglieder hat. So ist der Begriff „Heiden” für die Nichtjuden in diesem Zusammenhang sicher sinnvoller. Paulus macht mit seinen Worten klar, dass das Evangelium allen Menschen gilt. Es ist der Glaube, der sie gerecht macht, und nicht die Geburt.
Der Gemeinde ist oft erst klarzumachen, dass sie zu der Gruppe der „Heiden” gehört. Im 19. und frühen 20. Jahrhundert, dem Zeitalter der Mission, hat man den Begriff so umfassend auf alles NIchtchristliche angewandt, dass es vielen Menschen heute schwer fällt, sich selbst mit diesem Begriff zu identifizieren. Es bietet sich die Gelegenheit, darauf hinzuweisen, dass Jesus ein Jude war und vorrangig dem jüdischen Volk das Evangelium brachte. Wir sind ein „Nebenprodukt” dieser Bemühungen. Letztlich sollte aber der Schwerpunkt der Predigt doch auf der Tatsache liegen, dass der Glaube gerecht macht, und nichts sonst. Eine Erörterung unseres Verständnisses von Gerechtigkeit wäre sicher auch nicht fehl am Platz.

Liedvorschläge:

Es ist das Heil uns kommen her (EG 342)
Such, wer da will, ein ander Ziel (EG 346)
Ist Gott für mich, so trete gleich alles wider mich (EG 351)
Ich weiß, woran ich glaube (EG 357)
O Durchbrecher aller Bande (EG 388)
Freude, die überfließt (KHW-EG 626)



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