das Kirchenjahr

3. Sonntag nach Epiphanias

Der Heiden Heiland

Predigtanregungen

Der 3. Sonntag nach Epiphanias geht auf Jesu Zuwendung zu den Heiden, also den Nicht-Juden, ein. So wie selten sind die Predigttexte diesem Thema eindeutig zugeordnet, auch wenn der alttestamentliche Text natürlich nicht von Jesus reden kann. Dafür spricht aber auch dieser Text davon, wie Gott sich den Heiden mit seinem Heil zuwendet. Dabei müssen wir uns vor Pauschalisierungen hüten: der Umstand, dass der heidnische Hauptmann im Evangelium gelobt wird für seinen Glauben, rechtfertigt nicht die Ausgrenzung der jüdischen Mitmenschen, denn sie bleiben Glieder des Volkes Gottes.

Zu den Perikopen

  • I: Joh 4, 5-14

    Dieses Gespräch zwischen einer samaritischen Frau und Jesus ist äußerst interessant. Es offenbart uns auf der einen Seite etwas von dem Außenseiterstatus der Samariter zur Zeit Jesu. Dabei fällt auf, dass die Samariter natürlich tief verwurzelt sind in der jüdischen Tradition. Auf der anderen Seite ist höchst interessant, dass sich Johannes eigentlich von Anfang an nicht damit zufrieden gibt, dass Jesus nur für das jüdische Volk gekommen sei, was darum auch hier deutlich zum Ausdruck kommt. Natürlich hat Jesus mit allen Menschen Gemeinschaft. Das ist schon einmal eine tröstliche Erfahrung.
    Doch das ist nicht genug. Zur Gemeinschaft gehört auch das Wissen um die Wahrheit, das Jesus der samaritischen Frau darum sogleich anbietet (Vers 10). Die Frau begreift nicht vollständig. Sie denkt, dass Jesus ein Zaubermittel anbietet, das mit dem Durst Schluss macht. Ein Angebot, das in einem Land, das von Dürre geplagt werden kann, durchaus dankend angenommen wird. Der Begriff „lebendiges Wasser” kann so verstanden werden, dass hier Jesus die Nähe Gottes anbietet, und zwar die unmittelbare Nähe, die alles andere überflüssig macht, weil in Gott das Leben zur Erfüllung kommt. Lebendiges Wasser ist natürlich nichts zu trinken - es ist die Quelle der Offenbarung Jesu Christi, der sich die samaritische Frau langsam öffnet, ohne es zunächst zu ahnen.
    Es ist bedauerlich, dass die Perikope an dieser Stelle aufhört. Denn nun konfrontiert Jesus die Frau mit sich selbst, damit sie erkennt, wovon Jesus hier eigentlich redet. Inwieweit die Erkenntnis der samaritischen Frau dann allerdings vollkommen ist, bleibt unklar - sicher ist nur, dass sie ihr Herz Jesus geöffnet hat.
    Wir haben es für die Predigt mit einem kürzeren Text zu tun, der uns mit ebendiesem Zauberglauben zurücklässt. Mach Schluss mit dem Durst. Gib mir dieses Zaubermittel (Vers 15).
    Der kirchenjahreszeitliche Zusammenhang ist leicht erkennbar. Für die Predigt ist das Thema dieses Sonntags insofern von Bedeutung, als wir uns einreihen müssen in die Gruppe der Heiden. Wir sind nicht das Volk der Juden, aus dem Jesus stammt. Darum ist dieses Thema und diese Perikope für uns von besonderer Bedeutung, weil im Grunde Jesus direkt zu uns spricht.
    Er bietet uns, die wir uns nach „Entlastung” sehnen, diese Entlastung in Form des lebendigen Wassers an. Wie verstehen wir dieses Angebot? Vielfach sehen wir Gott doch eher als einen Zauberer an, der hier oder da mal ein kleines (oder auch großes) Wunder vollbringt. Aber die Offenbarung der Wahrheit erwarten wir gar nicht erst, weil wir uns schon lange mit unserem jetzigen Status abgefunden haben. Die Predigt könnte die Gemeinde mit ihr selbst konfrontieren, so wie es Jesus in den nachfolgenden Versen mit der samaritischen Frau tut: aufzeigen, was der Heilung bedarf. Dann wird auch das lebendige Wasser in seiner wahren Funktion erkannt werden und wirken können.

  • II: Apg 10, 21-35

    folgt später

  • III: Rut 1, 1-19a

    Das Buch Rut ist nicht so sehr vertraut, obwohl sich Rut als Stammmutter des David auch im Stammbaum Jesu wiederfindet (Mt 1, 5f). Und mit schöner Regelmäßigkeit wünschen sich Brautpaare den Vers 16b aus dieser Perikope als Trauspruch. Es ist ratsam, bevor man sich an die Predigtvorbereitung setzt, einmal das ganze Buch Rut zu lesen. Denn so wird erst richtig deutlich, worum es eigentlich geht: Gott geht mit uns ganz eigene Wege, die mitunter auch durch Leid und Schmerz hindurch führen, aber letztlich auf das Leben vieler Menschen einen nachhaltigen Einfluss haben.
    Noomi und Elimelech sind so wie ihre Söhne Teil der Heilsgeschichte, ohne jemals zu ihren Lebzeiten davon erfahren zu haben. Sie haben nur das Leid erlebt, den Verlust ihrer Heimat, den Tod der Söhne.
    Die Hauptperson des Buches ist aber Rut, eine Moabiterin, sprich: eine Heidin, die bereit ist, sich nicht nur zum Gott Noomis zu halten, sondern auch mit ihr zu ziehen, in ein Land, das für sie die Fremde ist, weit weg von ihrer Familie. Es war wohl nicht unüblich, dass die Schwiegertochter nach dem Tod ihres Mannes bei ihrer Schwiegermutter blieb, und die Worte Noomis deuten die damals übliche Praxis der Schwagerehe (s. Dtn 25, 5-10) an. Aber Noomi bot ihr ja ebenfalls an, sich einen moabitischen Mann zu suchen, und es wäre Rut sicher einfacher gefallen als dieser Aufbruch, der ihr Leben veränderte.
    Rut hat keine Ahnung, was sie erwartet. Sie lässt sich ein auf das völlig Unbekannte. Wobei man wohl zugestehen darf, dass ihr das Leben als Jüdin nicht völlig fremd war, da sie ja in einer jüdischen Familie gelebt hatte. Was ihre Zukunft betrifft, so ist sie ahnungslos, und nur wir wissen, dass sie auf Boas treffen wird, der sie schließlich heiratet und mit ihr den Isai zeugt, den Vater Davids. Gott geht manchmal merkwürdige (Um)Wege.
    In der Predigt kann man sich diese „Umständlichkeit” zunutze machen, indem man entweder aus eigener Erfahrung oder mit Beispielerzählungen, die dem Leben der Hörer näher sind, verdeutlicht, dass Dinge, die einem anfangs als Schicksalsschläge, also negative Ereignisse, erschienen, sich später zu etwas Gutem wandelten. Sicher ist es nicht immer so (und auch das darf und soll natürlich zur Sprache kommen), aber über dieser Geschichte von Rut steht ja auch das große Fragezeichen: Warum das alles? Und es bleibt die Tatsache, dass Elimelech und seine Söhne das, was sich aus ihrer Geschichte entwickelt, in ihrem Leben nicht mehr erfahren konnten.
    Leider wird es heutzutage nicht gerne gesehen, wenn man auf eine ungewisse Zukunft vertröstet, die sich uns (noch) nicht erschließt. Die Geschichte von Rut ist allerdings ein Beleg dafür, dass wir manchmal nicht anders können. Wenn es nach Noomis Willen gegangen wäre, dann wäre Rut in Moab geblieben und David wäre nicht geboren worden. So einfach ist es, und zugleich so bedeutungsschwer und wichtig ist die Entscheidung Ruts.
    Das jüdische Volk wusste darum und hat deshalb ihre Geschichte niedergeschrieben. Das Erstaunliche ist, dass sie diesen Makel im Stammbaum Davids nicht ausmerzen wollten. Sie erkannten das Handeln Gottes in diesem Geschehen und haben es darum für die Nachwelt erhalten.
    Der kirchenjahreszeitliche Zusammenhang ergibt sich aus dem Umstand, dass Rut als Stammmutter Davids eine Heidin ist und Gott sich hier nicht nur den Heiden zuwendet, sondern sie auch für seine Geschichte mit dem Volk Israel in Anspruch nimmt. Rut lässt sich darauf ein, sie ist nicht gezwungen, eher im Gegenteil - und das macht sie zu einem Werkzeug Gottes.
    Andererseits geht die Erzählung nicht wirklich in die Richtung, in die uns dieser Sonntag führen will. Denn es geht ja doch darum, dass sich Gott auch den Heiden zuwendet, ihnen ihr Heil offenbart und sie daran teilhaben lässt, und nicht nur darum, dass er sie zu Gunsten des Volkes Israel in Anspruch nimmt, „gebraucht”. Es wird nötig sein, darauf einzugehen. Evtl. ist es tatsächlich auch sinnvoll, zu verdeutlichen, dass wir zu den Heiden gehören, dass wir „Heidenchristen” sind und so im Grunde eine ganz ähnliche Situation erleben wie Rut.

  • IV: Mt 8, 5-13

    Bei diesem Hauptmann handelt es sich sehr wahrscheinlich um einen Syrer, der also „Heide” ist und somit von jedem frommen Juden gemieden werden sollte. Nicht nur das, er ist dazu ein Repräsentant der Besatzungsmacht, die das Volk Israel seit vielen Jahren unterdrückt.
    Ein solcher Heide also wendet sich Jesus zu. Zunächst einmal ist schon zu beachten, dass Jesus sich nicht von ihm abwendet. Er hört die Bitte für einen Knecht, der dem Hauptmann offensichtlich viel bedeutet, was nicht selbstverständlich war. Diese Sorge für den Untergebenen ist es vielleicht schon, was Jesus veranlasst, die Bitte anzuhören. Es gibt keinen anfänglichen Widerstand, im Gegenteil: Jesus will sogleich in das Haus des Hauptmanns kommen, der aber abwehrt. Er kennt die Fähigkeiten Jesu, er weiß, dass dieser über die dunklen Mächte Gewalt hat und darum auch dem Geist, der seinen Knecht gelähmt hat und nun schwer plagt, aus der Ferne gebieten kann, den Knecht zu verlassen.
    Die Erzählung legt offenbar den Schwerpunkt auf die Tatsache, dass der Hauptmann ein Heide ist. Jesus äußert seine Verwunderung über den Glauben des Heiden im Gegensatz zum mangelnden Glauben im Volk Israel. „Die Kinder des Reichs werden hinausgestoßen in die Finsternis”: Die Kinder des Reichs sind die Glieder des jüdischen Volkes.
    Natürlich darf man daraus kein pauschales Urteil ableiten, aber es wird offensichtlich, dass durch Jesus eine Öffnung geschieht, die es bisher nicht gegeben hat. Bisher war es alleine Israel, das mit dem lebendigen Gott rechnen durfte - nun ist es plötzlich die ganze Welt! Die Frage ist, wie sich das Volk Israel zum Messias stellt, und während wir glauben, dass er in Jesus bereits gekommen ist, aber dass mit diesem Kommen das Reich Gottes noch nicht erfüllt ist, sondern „nur” nahe herbeigekommen, so glaubt auch das jüdische Volk, dass der Messias kommen wird, und verwirft dabei nicht die Möglichkeit, dass dieser Messias Jesus sein kann.
    Der kirchenjahreszeitliche Zusammenhang verstärkt diese Grundaussage unserer Perikope. Jesus ist der Heiland der Heiden. Dabei sollte uns bewusst bleiben, dass mit Heiden wir gemeint sind, die wir nicht zum jüdischen Volk gehören, und nicht etwa die Nicht-Christen. Das wird heute oft vergessen, da durch die Missionsbewegung der Begriff „Heide” neu gefüllt wurde mit der Bedeutung „Nicht-Christ”.
    In der Predigt kann man versuchen, diesen Sachverhalt zunächst darzustellen. Der Begriff „Heide” fasst Christen und Nichtchristen zusammen und bedeutet schlicht „Nicht-Jude”. Wenn dies klar ist, kann man versuchen, den Blick für die weltweite Gemeinschaft zu öffnen. Da sind Menschen, die Gott um Hilfe anrufen, und die sie nicht bekommen. Was zurückbleibt, ist das Gefühl, dass Gott tot ist, dass er nicht helfen will oder kann. Denn Gott hat uns, denen es gut geht, in die Verantwortung gestellt. Wir können das vermitteln, worum jene Menschen bitten.

  • V: Röm 1, 13-17

    Paulus bringt mit seinen Worten zunächst etwas zum Ausdruck, was heute ganz aktuell ist: die Scham davor, das Evangelium zu bekennen und weiter zu sagen. Es ist nicht „in”, in den Gottesdienst zu gehen oder sich als religiöser Mensch zu „outen”. Man hat mit beiden Beinen auf dem Boden zu stehen, und wer religiöse Gefühle zeigt, schwebt immer etwas über dem Boden. Glaube ist etwas für Warmduscher, die mit der Realität nicht fertig werden.
    Genug der modernen Begriffe und pauschalen Aussagen zum Thema. Sie machen alle deutlich: Es ist die Regel, dass der Glaube nichts für den Durchschnittsmenschen ist. Das heißt, Glaube wird eher als unnötige Belastung gesehen, denn als Lebebshilfe. Die Belastung besteht in diversen moralischen Verpflichtungen, wie z.B. den Gang in den Gottesdienst oder die Teilnahme an anderen Veranstaltungen der Gemeinde.
    Aber sie besteht auch darin, dass man von seinen Mitmenschen nicht mehr ganz ernst genommen wird, wenn man sich als gläubiger Mensch zu erkennen gibt.
    Dementsprechend „schämt” man sich des Evangeliums. Man möchte nicht als Glaubender erkannt werden, um der Gefahr zu entgehen, nicht mehr ernst genommen zu werden. Paulus sieht das ganz anders, denn für ihn ist das Evangelium das, was ihn stark macht. Ohne das Evangelium wäre er ein Schwächling, aber mit dem Evangelium, der Kraft Gottes, kann er alles wagen. Darum ist es der Glaube, der ihm erst die Fülle des Lebens ermöglicht.
    Der kirchenjahreszeitliche Zusammenhang legt den Schwerpunkt auf die andere Seite des Predigttextes, nämlich die Aussage, dass das Evangelium Juden und Heiden gleichermaßen gilt. Es ist etwas merkwürdig, dass Paulus immer Juden und Griechen nennt. Es ist doch wahrscheinlich, dass die Gemeinde in Rom auch und vor allem Römer als Mitglieder hat. So ist der Begriff „Heiden” für die Nichtjuden in diesem Zusammenhang sicher sinnvoller. Paulus macht mit seinen Worten klar, dass das Evangelium allen Menschen gilt. Es ist der Glaube, der sie gerecht macht, und nicht die Geburt.
    Der Gemeinde ist oft erst klarzumachen, dass sie zu der Gruppe der „Heiden” gehört. Im 19. und frühen 20. Jahrhundert, dem Zeitalter der Mission, hat man den Begriff so umfassend auf alles NIchtchristliche angewandt, dass es vielen Menschen heute schwer fällt, sich selbst mit diesem Begriff zu identifizieren. Es bietet sich die Gelegenheit, darauf hinzuweisen, dass Jesus ein Jude war und vorrangig dem jüdischen Volk das Evangelium brachte. Wir sind ein „Nebenprodukt” dieser Bemühungen. Letztlich sollte aber der Schwerpunkt der Predigt doch auf der Tatsache liegen, dass der Glaube gerecht macht, und nichts sonst. Eine Erörterung unseres Verständnisses von Gerechtigkeit wäre sicher auch nicht fehl am Platz.

  • VI: 2. Kön 5, (1-8) 9-15 (16-18) 19a

    Ein spannender Text, der vielen vertraut ist, weil er schon im Kindergottesdienst erzählt wird. Die Länge scheint etwas bedrückend, deshalb wurde der Anfang, der allerdings zum Verständnis zwingend erforderlich ist, ausgeklammert, wohl im Vertrauen darauf, dass die Geschichte ohnehin bekannt sei. Da aber auch im ersten, eingeklammerten Teil wichtige Informationen zum Verständnis zu finden sind, rate ich, den gesamten Text von Vers 1 an vorzutragen. Will man es kürzer, könnte man auf das Ende der Perikope verzichten. Man könnte etwa da aufhören, wo Naamann in Vers 15 sagt: »..., außer in Israel.«
    Die Perikope könnte übrigens in Form eines Anspiels vorgetragen werden (etwa so, dass die Geschichte von verschiedenen Personen, die die Hauptfiguren darstellen, vorgelesen wird, während andere pantomimisch den Ablauf darstellen).
    Naaman ist ein Heide, ein erfolgreicher Feldhauptmann der Aramäer, und als solcher sehr beliebt. Dennoch scheint ihm sein Erfolg nicht zu Kopf gestiegen zu sein, denn er hört, was schon etwas merkwürdig erscheint, auf seine Bediensteten, allen vorweg auf eine jüdische Sklavin, die im Kampf erobert wurde und eigentlich absolut kein Vertrauen genießen dürfte. Dass Naaman auf diese Sklavin hört, zeugt davon, dass er eine gute Menschenkenntnis hat.
    Es scheint, dass der Verfasser ein Bedürfnis verspürte, mehr Spannung in die Geschichte zu bringen - jedenfalls zieht Naaman mit einem Brief seines Königs los, der allerdings erstmal ein Missverständnis auslöst, das beinahe in einen Krieg mündet, woraufhin dann Elisa einschreitet und das Missverständnis auflöst.
    Aber das Drama geht weiter: Elisa fordert Naaman auf, sich im Jordan reinzuwaschen. Das findet Naamann zu billig, wird aber wieder von seinen Dienern (!), die offenbar weiser sind als seine übrigen Berater, überredet, es doch zu tun. Alsbald wird Naaman rein, und bedankt sich gebührend.
    Der Schluss wirft Probleme auf: Zu begrenzt ist die Vorstellung Naamans vom Gott Israels. Er hält es nicht für möglich, diesen Gott anzubeten, wenn er nicht auch Erde aus dem Land dieses Gottes bei sich hat. Als ob Gott nicht an allen Orten, selbst im Tempel Rimmons, angebetet werden kann!
    Es gibt mehrere Ansatzpunkte für eine Predigt:

      Es lohnt sich, der Neigung Naamans nachzugehen, auf seine Diener zu hören. Warum nimmt er ihren Rat an, auch dann, wenn er so völlig gegen die Gepflogenheiten des Landes gerichtet ist?

      Interessant wäre darüber hinaus eine Betrachtung seiner Reaktion auf die Anweisung Elisas, der ihn ja auffordert, sich siebenmal in den Jordan zu tauchen, um rein zu werden.

      Weiter ist die Frage von Bedeutung, warum überhaupt diesem Mann geholfen wird. Immerhin ist er kein Israelit, im Gegenteil. Über den größeren Teil der Geschichte waren die Aramäer Feinde des israelitischen Volkes.

      Schließlich könnte man über Naamans neu entstandenes Bedürfnis, den Gott Israels allein anzubeten, und die dazugehörigen Utensilien nachdenken.

    Der kirchenjahreszeitliche Zusammenhang legt das Nachdenken über Punkt 3 nahe. Hier springt z.B. die Bemerkung in Vers 1 ins Auge, dass JHWH den Aramäern Sieg gegeben hat durch diesen Mann. Gott wendet sich also den Heiden zu, auch wenn sie nicht dem Volk Gottes freundlich gesinnt waren. Dieser Aspekt ist von großer Bedeutung. Vielleicht aber spielt auch die Offenheit Naamans eine große Rolle. Wenn Gott wegen ihm den Aramäern zum Sieg verhalf, dann vielleicht deswegen, weil er sich dem Gott Israels nicht verschloss, sondern offen war für das, was ihm unbekannt war. Dementsprechend nahm er auch den Vorschlag der israelitischen Sklavin auf und ging zum Propheten Elisa. Aber dort scheint seine Offenheit zumindest vorübergehend zusammenzubrechen. Zu einfach ist die Lösung. Da hätte er auch selbst drauf kommen können, dazu braucht er keinen Propheten. Es gab genug heilige Flüsse. Aber darum ging es nicht. Die Weisung war von einem Mann Gottes gekommen, und darum bedrängen ihn wieder seine Diener, er solle dieser Weisung doch Folge leisten. Naaman tut es, sein Zweifel wird ihm nicht zum Verhängnis.
    Naaman bleibt Heide, denn er kehrt zu seinem König zurück, mit dem er auch dessen Gott Rimmon anbetet. Er lässt sich nicht beschneiden. Seine Vorstellung von Gott bleibt sehr eng. Aber dies eine ist klar: Gott wendet sich auch denen zu, die sich nicht zu der »richtigen« Religion bekennen. Wie weit diese Zuwendung geht, bleibt offen. Diese Lehre können wir allerdings aus der Erzählung ziehen: Gott lässt sich nicht von uns für uns vereinnahmen. Es ist interessant, dass dies auch für Elisa selbstverständlich zu sein schien.

  • Marginaltexte: 4. Mose 13-14 i.A. (=Num 13-14 i.A.)
    Jes 45, 18-25
    Joh 4, 46-54

    folgt später



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