das Kirchenjahr

Buß- und Bettag

Reue und Buße

Predigtanregungen

Seit Beginn der Kirche gibt es Buß- und Bettage, die mit Fasten und Gebet begangen wurden. In der römischen Kirche hat sich mancherorts der Mittwoch und Freitag (wenigstens in den Bußzeiten) als Fastentag erhalten (der Mittwoch gilt als Tag des Verrats, der Freitag als Tag der Kreuzigung Jesu). Aus diesen Tagen entstanden Fastenzeiten vor den großen Festen, von denen uns die Adventszeit und die Fastenzeit vor Ostern erhalten sind.

Die protestantische Kirche hat die Praxis der Bußtage übernommen, indem sie wöchentliche Buß- und Bettage am Dienstag einführte. Beliebt waren solche Tage (mit ganztägigem Gottesdienst) nicht, so dass die Aufklärung im 18. Jahrhundert leichtes Spiel hatte, die Praxis unter den Protestanten drastisch einzuschränken. Heute ist uns nur der Tag in der Mitte der vorletzten Woche des Kirchenjahres als kirchlicher Buß- und Bettag erhalten. Allerdings ist es den Gemeinden freigestellt, weitere Bittage zu begehen (sogenannte Bitttage und Bittgottesdienste).
Im Gottesdienst wird die Litanei (EG 192) gesungen, und es schweigt das Halleluja.
Die liturgische Farbe der Buß- und Bettage ist Violett als Farbe der Buße und des Gebetes.

Zu den Perikopen

  • I: Röm 2, 1-11

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  • II: Jes 1, 10-17

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  • III: Mt 7, 12-20

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  • IV: Offb 3, 1-6

    Der Sendbrief an die Gemeinde in Sardes fordert zur Buße auf. Der Gemeinde wird vorgeworfen, dass sie tot sei - mit anderen Worten: sie zeigt auf keine Weise das, was sie für sich in Anspruch nimmt: die Zugehörigkeit zur christlichen Gemeinde. Immerhin scheint es noch eine Hoffnung für diese Gemeinde zu geben, sonst gäbe es den Bußruf nicht. Werde wach!
    Interessant ist der Auftrag, der mit diesem "Weckruf" an die Gemeinde zu Sardes ergeht: "stärke das andere, das sterben will" - ist hier eine andere Gemeinde gemeint, die sich ähnlich wie die Gemeinde in Sardes nicht mehr bzw. nur noch wenig rührt? Oder bezieht es sich auf einzelne Gemeindeglieder, die nicht ganz regungslos geworden sind? Das lässt sich wohl kaum mit Gewissheit sagen, zumal es ausgesprochen schwierig ist, diese Verallgemeinerungen über einzelne Gemeinden nachzuvollziehen.
    Hilfreich wäre da ein anderer Ansatz: diese Sendschreiben nicht als Briefe an Gemeinden, sondern an Individuen zu verstehen, die sich bemühen, als Christen dem hohen Anspruch der christlichen Verküdnigung gerecht zu werden. Dann ist natürlich der Aufruf klar: 'Du nennst dich zwar Christ, aber du bist tot. Nun wach auf, tu, was dir als Christ zu tun gebührt, und hilf denen auf den rechten Weg, die ähnlich wie du es eigentlich schon aufgegeben haben.
    Der weitere Verlauf des Briefes redet vom Kommen dessen, der die Schlüssel des des Todes und der Hölle (1,18) hat, das unerwartet geschehen wird. Darauf muss ein Christ immer vorbereitet sein. Dann geht es wieder zurück zur Gemeindesituation: es gibt doch noch einige, die nicht gänzlich tot sind. Hier wird also der anfänglichen pauschalen Verurteilung doch widersprochen. Folgen wir der Möglichkeit, dies als Anrede an ein Individuum zu verstehen, dann wäre hierdurch zumindest ein Hoffnungsschimmer gegeben: vielleicht gehöre ich zu denen, ich muss es nun nur beweisen. In einer Gemeinde könnte eine solche Aussage schnell zur Abgrenzung, ja Aburteilung führen, die dem Zweck dieses Sendschreibens entgegenlaufen würde.
    Der kirchenjahreszeitliche Zusammenhang ist nicht ganz eindeutig. Was hat der Vorläufer des Herrn, Johannes der Täufer, mit Sardes zu schaffen? Es ist wohl vielmehr der Bußruf, der hier laut wird und der ja auch von dem Täufer ausging, der diesen Zusammenhang herstellt. Und auch dann bestätigt sich der Ansatz, diesen Text als Anrede an ein Individuum zu verstehen, denn so war ja die Bußpredigt des Täufers ebenfalls zu verstehen.
    Die Predigt sollte denn auch einer Aufforderung zur Buße entsprechen. Man mag sich dabei nicht wohlfühlen, aber es wird dem Charakter der Adventszeit durchaus gerecht, wenn man die Hörer auffordert, in sich zu gehen und darüber nachzudenken, wo ihr christlicher Glaube lebendig wird. Dabei ist es immer hilfreich, Möglichkeiten aufzuzeigen, die christliche Botschaft nicht nur zu hören, sondern auch in die Tat umzusetzen. Welcher Art diese Möglichkeiten sind, wird von Gemeinde zu Gemeinde unterschiedlich sein.

  • V: Ez 22, 23-31

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  • VI: Lk 13, (1-5)6-9

    Wer ist schuld? Diese Frage stellt man sich immer wieder, sei es wegen eines Unfalls oder wegen eines anderen Ereignisses, aber auch in diesem Sinne: „Womit habe ich das verdient?” Was – oder wer – hat das Leid, das mir widerfährt, verursacht? Wir wollen einen Grund wissen für das, was uns bewegt, was uns in irgendeiner Weise angeht. Der Bericht, mit dem der Predigttext beginnt, scheint eine Schuldzuweisung zu implizieren. Da sind Menschen, die getötet wurden, und es scheint klar zu sein, dass sie diesen Tod selbst verschuldet haben. Jesus reagiert in Vers 2 und nimmt dabei die implizierte Frage auf, indem er sie in einen anderen Kontext stellt. Wer ist der größere Sünder oder die größere Sünderin? Denn wenn man nach Schuld sucht, meint man ja, dass etwas falsch gemacht, dass Sünde begangen wurde. Und je größer die Sünde ist, desto größer fällt die Strafe aus. Aber diesen Zahn zieht Jesus sofort: „Nein; sondern wenn ihr nicht Buße tut, werdet ihr alle auch so umkommen.” Nicht gerade rosige Aussichten, und man kann ziemlich sicher davon ausgehen, dass es sich tatsächlich nicht so ereignet hat, es sei denn, all Galiläer haben sich Jesu Worte zu Herzen genommen und Buße getan. Aber wie lange? Irgendwann werden sie doch wieder zu Sündern geworden sein und dann vergessen haben, dass es einen Gott gibt. Unglücke können nicht mit dem Maß oder der Größe der eigenen Sünde begründet oder bemessen werden, und darum kann man natürlich nicht von der Schwere des Unglücks auf die Sünde der verunglückten Menschen schließen. Es gibt genug Menschen, die friedlich gestorben sind und es nicht „verdient” haben. Und es gibt ebenso viele, die zu früh starben und das nicht „verdient” haben.
    Jesus erzählt noch ein Gleichnis, mit dem er die Langmut Gottes zum Ausdruck bringen will. Gott hat Geduld mit uns Menschen, aber es gibt auch dafür eine Grenze, nämlich den Tod. Gott wartet auf uns, und damit darauf, dass wir uns ihm zuwenden, dass wir Buße tun und um Vergebung bitten für das, was in unserem Leben schief gelaufen ist. Aber es kommt die Stunde, in der dieses Warten ein Ende hat. Es ist anzunehmen, dass Jesus sich in dem Weingärtner sieht, denn er wendet seine ganze Liebe den Menschen zu, um sie zur Buße zu bewegen.
    Die Predigt wird versuchen, diese liebevolle Zuwendung Jesu zu thematisieren. Sie wird es den Zuhörern aber auch nicht zu leicht machen können. Das Signal, dass die Möglichkeit zur Buße ein Ende hat, ist deutlich in dem Predigttext sichtbar. Gott erwartet unsere Umkehr, unsere Buße, um uns vergeben zu können.
    Der kirchenjahreszeitliche Zusammenhang muss nicht umständlich hergestellt werden, er ist offensichtlich. Es geht um Buße und die liebevolle Zuwendung Gottes in Jesus Christus, das Thema des Buß- und Bettages.

  • Marginaltexte: Jona 3
    Mt 12, 33-35(36-37)
    Lk 13, 22-30
    1. Joh 1, 5-2, 6

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