Da der 5. Sonntag nach Epiphanias nur sehr selten vorkommt,
stehen nur drei Perikopen als Grundlage für die Predigt zur Verfügung.
Ein Vorschlag für den Umgang mit dieser Situation wäre, in Reihe 4 einfach wieder den Text der Reihe 1 zu nehmen,
usw. Eine andere Möglichkeit ist, auf den Kontext in der
Gemeinde zu achten und den Predigttext den Gegebenheiten entsprechend zu wählen.
Es ist auch nicht abwegig, das Thema des Sonntags selbst als Grundlage für
die Predigt zu nehmen und dazu die drei Predigttexte heranzuziehen, da diese sonst
ohnehin sehr selten vorkommen. Inwieweit man dann allerdings allen Texten gerecht werden
kann, liegt in der Hand der Predigerin oder des Predigers.
Das Evangelium ist das Gleichnis vom Unkraut unter dem Weizen - ein Sinnbild für
die Gemeinde, die in ihrer Vollkommenheit erst am Ende der Zeit erkennbar wird.
Die Epistel blickt ähnlich auf das Ende der Zeit, indem sie das Versprechen
wiederholt, dass unser Herr Jesus Christus die Gemeinde bis ans Ende fest erhalten
wird. Die alttestamentliche Lesung hingegen stellt Gott vor als den Allmächtigen,
mit dem niemand verglichen werden kann.
Klicken Sie hier für die Anregungen für alle Predigtreihen (soweit vorhanden)
I - Mt 13, 24-30Er legte ihnen ein anderes Gleichnis vor und sprach: Das Himmelreich gleicht einem Menschen, der guten Samen auf seinen Acker säte. 25 Als aber die Leute schliefen, kam sein Feind und säte Unkraut zwischen den Weizen und ging davon. 26 Als nun die Saat wuchs und Frucht brachte, da fand sich auch das Unkraut. 27 Da traten die Knechte zu dem Hausvater und sprachen: Herr, hast du nicht guten Samen auf deinen Acker gesät? Woher hat er denn das Unkraut? 28 Er sprach zu ihnen: Das hat ein Feind getan. Da sprachen die Knechte: Willst du denn, dass wir hingehen und es ausjäten? 29 Er sprach: Nein! damit ihr nicht zugleich den Weizen mit ausrauft, wenn ihr das Unkraut ausjätet. 30 Lasst beides miteinander wachsen bis zur Ernte; und um die Erntezeit will ich zu den Schnittern sagen: Sammelt zuerst das Unkraut und bindet es in Bündel, damit man es verbrenne; aber den Weizen sammelt mir in meine Scheune.
Eigentlich ein leicht auszulegendes Gleichnis, scheint es, aber
wie so manche Gleichnisse nicht ganz schlüssig: jeder Gärtner weiß,
dass man das Unkraut so früh wie möglich ausjäten muss, d.h. sobald
man erkennen kann, was Unkraut ist und was die gewünschte Saat. Auch wenn die
Anweisung des Hausvaters in diesem Sinne unschlüssig erscheint, ist sie doch
tröstlich, wenn man sie auf die Gemeinde anwendet: vorausgesetzt, die Saat
ist das Wort Gottes, aus der Nachfolger Jesu Christi hervorgehen, so erkennt man,
dass der Hausvater ein Interesse daran hat, diese Nachfolger sich entwickeln zu
lassen, damit ihre Qualitäten deutlich erkennbar sind.
Freilich ist es schwierig, das Bild des "Feindes", der sich daran begibt,
das Unkraut auszusähen, anzunehmen, denn es bedeutet ja, dass Gott (der Hausvater)
nicht in der Lage ist, diesem zu wehren. Auf der anderen Seite kann dies aber mit
der ersten Beobachtung Hand in Hand gehen: Der Hausvater sät aus, der Feind
sät dazu, und nun kommt es, nachdem die Saat erfolgt ist, darauf an, wie sie
sich trotz Unkraut bewährt und entwickelt. Denn das weiß man ja: Unkraut
behindert die Entwicklung anderer Pflanzen, und vor allem derjenigen, die man ausgesät
oder gepflanzt hat. Nun will der Hausvater nicht eingreifen, d.h. er gibt den jungen
Pflanzen die volle Freiheit, sich zu entfalten.
Der Gedanke kann gefährlich sein, denn er kann so gedeutet werden, dass die
Nachfolger Christi sich nicht gegen das Böse wehren können. Das Gegenteil
ist der Fall: Wenn die Pflanzen schneller gedeihen als das Unkraut, wird das Unkraut
letztlich unterdrückt. Ein Hinweis auf forciertes Gemeindewachstum? Wohl kaum.
Eher ein Hinweis darauf, dass die Pflanzen immer wieder neue Nahrung brauchen, die
sie stärkt und kräftigt, um dem Unkraut zu widerstehen und evtl. sogar
zu überwuchern.
Vermutlich ist dies aber nicht das Ziel des Gleichnisses, denn es würde den
Schluss desselben vernachlässigen. Dieser Schluss legt nun erst einmal den
Blick auf das Ende der Zeit nahe, darüber hinaus aber auch auf das dann erfolgende
Gericht. Sicherlich aber wird hier kein Zeitplan vorgelegt - das Ende der Zeit kann
man aus diesem Gleichnis nicht vorhersagen. Unkraut wird aber vom Weizen getrennt.
Es lässt sich fragen: ist dieses Unkraut nun tatsächlich als Bild für
Menschen zu sehen, die die Gemeinde Christi verwirren, belasten oder gar zerstören,
oder ist es vielmehr das, was einen Menschen selbst immer wieder unsicher macht:
Zweifel, widrige Umstände, die einem den Glauben schwer machen, oder der Drang
nach Selbstverwirklichung, der zur Verachtung der Mitmenschen führt? Ich würde
raten, das letztere anzunehmen, einfach auch um zu verhindern, dass pauschale Aburteilungen
erfolgen.
In der Predigt können die verschiedenen Möglichkeiten für den Weizen
als Bild für die Gemeinde dargelegt werden. Dabei sollte Ermutigung im Vordergrund
stehen (im Sinne der Epistel). Das Unkraut sind Dinge, die einen am Wachstum hindern,
nicht aber vom Teufel bestimmte Personen.
Mache mich zum guten Lande (EG 166, 4-6)
Herr, für dein Wort sei hoch gepreist (EG 196)
Nun geh uns auf, du Morgenstern (EG 571)
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