das Kirchenjahr

1. Sonntag im Advent

Der kommende Herr

Predigtanregungen

Der 1. Sonntag im Advent steht unter dem Zeichen des Evangeliums vom Einzug Jesu in Jerusalem. Vordergründig hat diese Erzählung nichts mit Advent und schon gar nicht mit dem Christfest zu tun. Wenn man aber etwas weiter darüber nachdenkt, fällt gerade in unserer Zeit auf, dass wir selbst unseren Herrn ja so begrüßen wie damals die Menschen in Jerusalem - als den Sohn Davids, den Messias - um ihn dann wenig später zu verachten und ans Kreuz zu bringen. Heute ist es wohl unser Konsumverhalten, das unseren Herrn ans Kreuz bringt.
Als Anfang des Kirchenjahres wird dem 1. Advent liturgisch eine hervorgehobene Bedeutung gegeben, was sich vor allem in den Gebeten niederschlägt. Ebenso kann an diesem Sonntag auch das „Gloria in excelsis Deo” gesungen werden.
Lesen Sie mehr über die Adventszeit.
Der originale Name des 1. Adventssonntags lautet „Ad te levavi”, was sich von dem früheren lateinischen Introitus ableitet („Zu dir erhebe ich meine Seele”, Ps 25,1).

Zu den Perikopen

  • I: Mt 21, 1-11

    Eigentlich müsste man über diese Erzählung schmunzeln. In seinem Versuch, die Erfüllung der Weissagung aus Sacharja getreu zu belegen, lässt Matthäus Jesus sich tatsächlich auf die Eselin und ihr Junges setzen, also auf beide Tiere zugleich. Das wird zwar in der revidierten Lutherübersetzung nicht mehr so deutlich, aber richtig übersetzt würde es heißen: er setzte sich auf sie.
    Doch das steht natürlich nicht im Mittelpunkt der Erzählung. Wichtig wäre für uns einzig in diesem Zusammenhang, dass Matthäus die Erfüllung der Weissagungen so wichtig ist, dass er eine praktisch unmögliche Aussage ohne Bedenken übernimmt.
    Der Einzug in Jerusalem am 1. Advent ist jedesmal wieder eine Herausforderung. Das Kommen des Herrn - hier als Messias gefeiert, wobei sein Gefolge sicher nicht aus dem Adel bestand, sondern aus dem einfachen Volk, und doch nicht wahrhaftig erkannt - das macht die Spannung aus, in der auch wir heute leben. Was für ein Herr kommt da?
    Es wäre wohl sinnvoll, am 1. Advent dieser Frage nachzugehen, und dabei dann auch gleich zu prüfen, wie wir uns zu diesem Herrn stellen wollen. Was erwarten wir von diesem Herrn? Und: wird er sich unseren Erwartungen anpassen, oder müssen wir uns seinen Wünschen anpassen? Das Nachdenken darüber kann weit fort von dem führen, was jetzt wichtig ist: nämlich die Tatsache zu akzeptieren, dass der Herr kommt.
    Mit Jesus verbanden die Menschen damals konkrete Hoffnungen, die ihr Leben ganz existentiell betrafen. Denn die Hoffnungen der Menschen gingen weit über das hinaus, was wir heute zu erhoffen wagen: sie hofften auf das Kommen Gottes, und sahen es in Jesus vorbereitet - er war der Messias, der kommen würde im Namen des Herrn. Unser Dilemma ist, dass wir solche Hoffnung gar nicht mehr hegen, im Gegenteil: besser nicht gestört werden, in Ruhe gelassen werden. Wir haben uns ja eine eigene Existenz aufgebaut, die eigentlich alle Lebensbereiche abdeckt und umfasst. Da gibt es nichts mehr, was uns noch existentiell betreffen kann.

  • II: Röm 13, 8-12

    Paulus erinnert uns an das wichtigste Gebot, das uns von Jesus gegeben wurde, nämlich den Nächsten zu lieben. Dieses Gebot umfasst alle anderen Gebote. Dazu braucht man nicht lange nach zu denken - es stimmt. Wer seinen Nächsten liebt, erfüllt automatisch alle anderen Gebote.
    Paulus nennt dazu einen Grund, warum wir diesem Gebot folgen sollen. Es ist nicht die menschliche Logik, die dies gebietet, sondern die Tatsache, dass die Stunde des Heils näherrückt. Mit jedem Tag kommen wir dieser Stunde näher, und darum wird es umso wichtiger, dass wir das Gesetz Christi erfüllen.
    Ich fühle mich dabei an meine Kindheit erinnert, als man solange etwas Verbotenes machte, bis jemand kam. Meist stand einer „Schmiere”, oder man hatte eben ein offenes Ohr für die „Gesetzeshüter”, sprich die Eltern, und verbarg die Beweise, sobald sie im Anmarsch waren. Es scheint mir etwas merkwürdig, dass eine solche Mentalität auch in diesem Predigttext anklingt. Eigentlich dürfte es nicht davon abhängen, ob dieser Tag nun bald kommt, oder ob es noch eine Weile dauert. Die Liebe zum Nächsten müsste eigentlich eine Grundhaltung sein, die nicht von äußeren Einflüssen abhängig ist.

  • III: Sach 9, 9-10

    Wenn wir als Christen einen prophetischen Text aus dem Buch des ersten Bundes auslegen, müssen wir behutsam an den Text herangehen. Die Geschichte der Christenheit hat diese Texte durch die Jahrhunderte auf Jesus Christus hin gedeutet, und darum liegt uns auch heute ein solcher Text vor. Aber es wäre vermessen, wollten wir es darauf beruhen lassen und so tun, als gäbe es das Volk Israel nicht, dem diese Verheißung in gleicher Weise gilt wie uns.
    Sacharja beschreibt den König, den Messias, in Ambivalenzen. Denn seine Attribute passen nicht so recht zu einem König. Da ist von Armut die Rede, dabei sollte ein König doch reich sein. Ob aber der Esel als Reittier wirklich ebenfalls ein Zeichen der De- oder Armut ist, wage ich zu bezweifeln, denn zur damaligen Zeit waren Esel das übliche Reittier, das auch von angesehenen Personen (etwa Königstöchtern) genutzt wurde.
    Dem verheißenen König wird allerdings kein kriegerisches Geschick prophezeit, sondern vielmehr die Abwesenheit von Krieg, also Frieden. Das war nicht selbstverständlich, ja, eigentlich unmöglich, denn immer waren die Grenzen bedroht und ohne Krieg kein Frieden zu haben.
    Insofern ist es also kein gewöhnlicher König, und die Nähe zu Jesus wächst, denn er hat jedes kriegierische Handeln abgelehnt. Die Predigt muss dennoch sich damit auseinandersetzen, dass mit diesem Text zunächst ein politischer König gemeint ist. Man könnte allerdings sagen, dass auch der Prophet das ihm vermittelte Wort nicht in seiner ganzen Tiefe verstehen und wiedergeben konnte. Dadurch entsteht zwar der Eindruck, dass ein politischer König gemeint sei, in Wahrheit müssen wir aber darüber hinaus denken und schon Jesus als den Gekreuzigten sehen, der uns allen durch sein Leben und seinen Tod einen Frieden geschenkt hat, der höher ist als alle Vernunft.
    Wichtig ist der Aspekt, dass dieser König ein Friedensbringer erst, der den Frieden nicht durch siegreiche Kriege, sondern durch das Vernichten der Waffen schafft. Dabei ist das Zerbrechen der Kriegsbogen wohl eher ein Bild dafür, dass gänzlich auf Waffen verzichtet wird, weil sie nicht mehr nötig sind.
    Es ist schon bemerkenswert und darf auch in eine Predigt mit einfließen, dass zweitausend Jahre nach dem Kommen dieses Königs es kein Land gibt, das ohne Waffen auskommt (selbst die neutrale Schweiz nicht).
    Der kirchenjahreszeitliche Zusammenhang ist ziemlich offensichtlich, denn es geht um die Ankunft des Königs, so wie Jesus selbst einzog in Jerusalem - genauso, dass es nach Mt den Anschein hat, Jesus hätte sich auf beide, die Eselin und ihr Füllen, gesetzt. Dabei gibt der Text des Propheten dieses Bild gar nicht unbedingt her.

  • IV: Jer 23, 5-8

    folgt später

  • V: Offb 3, 14-22

    Das Sendschreiben an Laodicea könnte gut an nahezu jede Gemeinde unserer Zeit gerichtet sein. Die Sendschreiben sind gewissermaßen „Beispielschreiben”, sie wenden sich eigentlich an die Leser/innen der Offenbarung. Alle sind aufgefordert, sich selbst wiederzuerkennen, ohne dabei überheblich oder am Boden zerstört zu sein. Die Sendschreiben wollen ermutigen, je nachdem in was für einer Situation man sich befindet. Wer in der Verfolgung (aufgrund seines Glaubens) lebt, soll standhaft bleiben. Wer meint, dass das, was gepredigt wird, nicht dem Willen Gottes entspricht, soll das auch sagen. Wer in seiner Gemeinde Menschen duldet, die einem anderen Weg folgen, sollte sehr genau hinschauen und nötigenfalls handeln. Wer das Gebot der Nächstenliebe ausübt, soll damit nicht aufhören. Wer sich Christ nennt, aber gleichgültig ist gegenüber der Gemeinde und dem Gottesdienst, soll Buße tun und sich in Acht nehmen, denn der Name allein reicht nicht aus.
    Das Sendschreiben an Laodicea ist nicht ohne Grund das letzte in der Reihe der sieben. Denn die Sendschreiben zuvor wenden sich (fast) alle an Menschen, die sich aktiv mit ihrem Glauben auseinandersetzen und daraus Konsequenzen gezogen haben, vielleicht auf dem Holzweg, aber doch aus einer Überzeugung heraus. Das Sendschreiben an Laodicea nun richtet sich an die Menschen, denen der Glaube gleichgültig ist oder eine Art Luxus, den man sich aus irgendwelchen Gründen leistet, der aber in keiner Weise von existenzieller Bedeutung ist. Vermutlich hat es in vielen Gemeinden in den letzten Jahren umfangreiche diakonische Tätigkeiten gegeben, vor allem im Blick auf die Asylsuchenden, die bei uns Zuflucht suchen. Aber oft hat dieser Einsatz nichts mit dem Glauben zu tun, sondern ist eher humanistisch motiviert, vor allem, wenn man in der Begegnung mit anderen geflissentlich seinen Glauben verschweigt oder gar verleugnet.
    In der Predigt muss man schon genau hinschauen, damit man niemandem auf die Füße tritt, man sollte aber auch den Mut haben, den Duktus der Sendschreiben deutlich zu machen: Christsein heißt mehr als freundlich zu seinen Mitmenschen zu sein. Christsein ist eine existenzielle Herausforderung, die Konsequenzen fordert. Und dazu gehört auch: von seinem Glauben zu reden und andere Menschen dazu einzuladen.
    Die Lauheit der Gemeinde wird an vielen Dingen erkennbar, vor allem aber am Gottesdienstbesuch. Es besteht auch in den Kirchenleitungen eine Tendenz, den Gottesdienstbesuch abzuwerten, indem man duldet, dass in manchen Gemeinden nur noch einmal im Monat Gottesdienst gefeiert wird (die letzte Perikopenordnung bietet explizit für diese Situation eine eigene Perikopenreihe an, um so doch noch irgendwie das ganze Kirchenjahr abzudecken). Dies ist sicher der Situation - dem Mangel an Pfarrpersonen - geschuldet. Allerdings scheint es auch mit einer falschen Prioritätensetzung in Verbindung zu stehen. Der Verwaltungsaufwand ist in den letzten Jahrzehnten enorm gestiegen und immer mehr auf die Pfarrpersonen abgewälzt worden, indem die Zuweisungen für unterstützende Kräfte (Küster/in, Sekretär/in, Diakon/in, Gemeindehelfer/in) drastisch reduziert wurde. Weil so wenig Menschen in den Gottesdienst kommen, neigt man dann dazu, den Gottesdienst abzuwerten, denn es lohne nicht den Aufwand...
    Es wäre aber verkehrt, dies in der Predigt zu sehr zu betonen, denn diejenigen, die sie hören, sind ja zum Gottesdienst gekommen. Es wäre aber durchaus richtig, dazu aufzufordern, andere mitzunehmen, d.h. die Nachbarn einzuladen. Es kommt nicht darauf an, dass es der Gemeinde finanziell gut geht. Es kommt vielmehr darauf an, dass wir bereit sind, auf unseren Herrn zu hören und ihm die Tür zu öffnen, wenn er anklopft. Es kommt darauf an, Gottesdienst zu feiern, denn in ihm hören wir und machen uns bereit, ihn zu empfangen in der Feier der Eucharistie (des Abendmahls).
    Der kirchenjahreszeitliche Zusammenhang wird allein im Vers 20 erkennbar, wo das Kommen des Herrn direkt angesprochen wird. Es wird gut sein, in der Predigt die Verantwortung jedes Einzelnen gegenüber den Nachbar(inne)n zu betonen, sie einzuladen zur Teilnahme am Gottesdienst und am Leben der Gemeinde, denn es gilt, die Sinne wach zu halten für das Kommen des Herrn, was wohl kaum gelingt, wenn man sich nur mit sich selbst beschäftigt. Dabei soll sich das Leben der Gemeinde aber nicht in Kaffeetafeln u.ä. erschöpfen, sondern z.B. in Bibelkreisen u.ä. erkennbar werden.

  • VI: Ps 24

    Ich sage es ganz ehrlich: Ich predige nicht gerne über Psalmen. Denn Psalmen wollen als Gebete verstanden werden, ja, sie sind nicht selten sehr persönliche Gebete, die wir uns zwar zu eigen machen können, aber sie zum Gegenstand einer Predigt zu machen, ist meiner Ansicht nach nicht der richtige Weg, um dies zu tun. Dennoch war es Bestandteil der Perikopenrevision von 2018, auch öfters Psalmen in die Perikopenreihe aufzunehmen. Der Zugang wird etwas dadurch erleichtert, dass der Name „Lied” bedeutet, und Liedpredigten sind leichter möglich, weil der Dichter des Textes will, dass viele Menschen sich diese Lieder zu eigen machen.
    Der 24. Psalm ist klassisch schon dadurch, dass seine Verse durch das Lied „Macht hoch die Tür” (EG 1) für uns eine zum Advent gehörende Melodie bekommen haben. Er stellt fest, dass Gott, der die Welt erschaffen hat, sie auch zu Recht sein Eigen nennen darf mit allen Geschöpfen, die darauf leben. Der Kern des Psalms ist aber die Frage, wer sich Gott nahen darf. Hier wird eine sehr menschliche Sichtweise Gottes angewandt, denn schon Salomo wusste, dass auch der schönste und größte Tempel Gott nicht fassen kann, weil, bildlich gesprochen, die Erde der Schemel seiner Füße ist. Sich Gott zu nahen, kann also nicht geschehen, indem man an einen bestimmten Ort geht, sondern indem man sich innerlich gewissermaßen „auf den Weg macht”. Damit das gelingen kann, gibt es auch Orte, die in besonderer Weise diese eigentlich innere Begegnung mit Gott ermöglichen. Das war in der damaligen Zeit der Jerusalemer Tempel, heute sind es Kirchen, für manche Menschen bestimmte andere Orte der Stille.
    Dass es auf die innere Haltung ankommt, wird in den Versen 4+6 deutlich. Im Vers 5 wird allen Menschen, die Gott begegnen wollen und sich dazu auf den Weg machen, der Segen Gottes verheißen.
    Die Verse 7 bis 10 finden sich dann in dem bereits genannten Lied wieder und fordern dazu auf, die Tore und Türen zu öffnen, damit der König der Ehre einziehen kann. Rhethorisch wird gefragt, wer dieser König sei, und beide Male wird als Antwort auf den Gott verwiesen, der sich Mose im Dornbusch als der „Ich-bin-da” offenbarte.
    In der Predigt müsste nun irgendwie die Brücke geschlagen werden zu Jesus Christus, seinem Sohn, denn wir singen und sprechen diesen Psalm in Erwartung des Kommens Jesu. Auch dies kann schwierig werden, denn wir versuchen dann, dem Psalm die Wurzeln zu nehmen. Gelingen kann es, wenn wir die Einheit Jesu mit dem Vater, dem Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, deutlich machen.
    Der kirchenjahreszeitliche Zusammenhang scheint offensichtlich, denn der 24. Psalm wurde schon immer mit dem Beginn der Adventszeit in Verbindung gebracht. In meinen Augen geht es hier aber nicht so sehr um die Vorbereitung auf das Christfest, wozu die Adventszeit ja im Wesentlichen dient, sondern um die Bereitschaft, den Schöpfer des Himmels und der Erde zu empfangen. Die Menschwerdung Gottes wird hier nicht thematisiert, sondern seine Wiederkunft als der Herrscher über Himmel und Erde, als der Allmächtige.
    Natürlich lässt sich dennoch die Brücke schlagen, aber gerade auch im Blick auf das Evangelium scheint es angebracht, in der Predigt nicht das Christfest, sondern unsere Bereitschaft, den Herrn, wenn er kommt, zu empfangen, in den Vordergrund zu stellen. Denn Advent und Christfest ist mehr als nur Erinnerung, beide sind nicht nur ein Blick in die Vergangenheit, sondern auch und viel mehr ein Blick in die Zukunft, dem kommenden Herrn entgegen.

  • Marginaltexte: Hebr 10, (19-22)23-25
    Offb 5, 1-5(6-10)11-14 (s. Predigtreihe III am Ostermontag)

    zu Offb 5, 1-4(6-10)11-14:
    Die Perikope bereitet Schwierigkeiten, weil die intensive Bildersprache der Phantasie freien Lauf lässt.
    Da haben wir zunächst das sprichwörtliche „Buch mit sieben Siegeln”. Ein Einstieg mit diesem Sprichwort wäre vielleicht angebracht, denn darin wird ja zum Ausdruck gebracht, dass eine Sache unklar ist und bleibt. Allerdings wendet man diese Aussage oft mit einem Achselzucken an, wodurch gesagt wird, dass man sich nicht weiter um dieses „Buch” bemühen will. Das ist hier aber anders: das Buch ist ganz offensichtlich von großer Wichtigkeit: Der Verfasser der Offenbarung ist sehr traurig („ich weinte sehr”), als er bemerkt, dass niemand für würdig befunden wurde, das Buch zu öffnen. Auf diesen Unterschied zu dem sprichwörtlichen Gebrauch muss unbedingt hingewiesen werden.
    Die Aussage des Ältesten ist wohl die wichtigste Aussage dieser Perikope: dass der Löwe aus dem Stamm Juda, die Wurzel Davids, überwunden hat, „aufzutun das Buch und seine sieben Siegel”.
    Mit dem Bild des Löwen wird auf biblisches Gedankengut (1. Mose 49, 9) zurückgegriffen, ebenso mit der „Wurzel Davids” (z.B. Jes 4, 2 oder Jer 23, 5, der alttestamentlichen Perikope dieses Tages). Somit ist hier kein großer Spielraum gegeben.
    Die Perikope kann dann noch weitergeführt werden bis zum Vers 14. Die Verse 6-14 sind jedoch eingeklammert, und während ich sonst kein Freund solcher „Ausklammerungen” bin, stimme ich dieses Mal dieser Einengung der Perikope zu und werde auch auf die Verse 6-14 nur am Rande eingehen, denn diese Verse enthalten viele Bilder, die jedes für sich schon eine Predigt wert wäre, aber nicht unbedingt der Auslegung der Verse 1-5 förderlich sind, da sie diese nur weiter entfalten. Da ist die Zahl 24 für die Ältesten, die Rauchschwaden, die die Gebete der Heiligen darstellen (eigentlich das Räucherwerk), und dann natürlich das Lamm, das eindeutig auf Jesus hinweist. Der Lobpreis der Engel sollte vielleicht durch ein entsprechendes Lied der Gemeinde vergegenwärtigt werden.
    Die Verse 1-5 haben den Hinweis auf den Löwen aus Juda, die Wurzel Davids zum Höhepunkt. Dieser „Löwe” ist es, der würdig ist, das mit sieben Siegeln verschlossene Buch zu öffnen. Das Buch ist von großer Wichtigkeit, warum, bleibt uns aber verschlossen. Vielleicht ist es gerade dies: dass es ausser diesem einen keinen gibt, der würdig ist, es zu öffnen. D.h., es gibt nur einen einzigen, der die höchsten Voraussetzungen erfüllt. Das hieße für die Predigt: wir sind auf diesen Einen zurückgeworfen, wir sind nicht in der Lage, unser eigenes Schicksal in die Hand zu nehmen, weil wir dazu nicht für würdig befunden wurden.
    Der kirchenjahreszeitliche Zusammenhang wird in dieser Perikope darin deutlich, dass endlich einer gefunden ist, der würdig ist, dieses Buch zu öffnen. Wir denken an die Ankunft des Herrn, des Messias. Dieser ist nun da, und er zeichnet sich aus durch diese besondere Würde. Er „kommt”, um seine wichtigste Aufgabe wahrzunehmen, nämlich dieses Buch aufzutun.



Buchempfehlungen: