Der Name des Sonntags Okuli leitet sich vom Beginn der lateinischen
Antiphon ab: „Okuli mei semper ad Dominum, quoniam ipse evellet de laqueo
pedes meos” (Ps 25, 15; deutsch s. Antiphon weiter unten, wörtliche Übersetzung von „Okuli” hervorgehoben).
Der Sonntag Okuli hat das Thema „Konsequente
Nachfolge”. In diesem Thema klingt alles mit, was zum Thema Nachfolge von Bedeutung
ist. Nicht unbedeutend ist in manchen Perikopen auch die Bereitschaft zum Verzicht
auf weltliche Güter.
Der Sonntag Okuli steht im Mittelpunkt der Fastenzeit (die Heilige Woche ist hier
ausgenommen), und als solcher sollte er auch begangen werden: es sollte eine Bekräftigung
der Entscheidung zur Nachfolge stattfinden, und im Rahmen der Fastenzeit kann man
vielleicht auch generell noch einmal auf verschiedene Möglichkeiten des Verzichtes
eingehen. Die Stellung des Sonntags als Mittelpunkt der Fastenzeit vor der Heiligen
Woche lädt auch dazu ein, das Leiden und Sterben Jesu, wodurch wir gerecht
werden, vorweg zu erahnen. Denn dadurch ist ja auch unser Versuch, an diesem Leiden
durch Verzicht auf etwas liebgewonnenes teilzuhaben, ohne Verpflichtung möglich.
Der von uns geleistete Verzicht erfolgt aus freien Stücken und bringt uns keinen
Gewinn bei Gott, aber für uns selbst.
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II - Lk 9, 57-62Und als sie auf dem Wege waren, sprach einer zu ihm: Ich will dir folgen, wohin du gehst. 58 Und Jesus sprach zu ihm: Die Füchse haben Gruben, und die Vögel unter dem Himmel haben Nester; aber der Menschensohn hat nichts, wo er sein Haupt hinlege. 59 Und er sprach zu einem andern: Folge mir nach! Der sprach aber: Herr, erlaube mir, dass ich zuvor hingehe und meinen Vater begrabe. 60 Aber Jesus sprach zu ihm: Lass die Toten ihre Toten begraben; du aber geh hin und verkündige das Reich Gottes! 61 Und ein andrer sprach: Herr, ich will dir nachfolgen; aber erlaube mir zuvor, dass ich Abschied nehme von denen, die in meinem Haus sind. 62 Jesus aber sprach zu ihm: Wer seine Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes.
Der Anspruch, den Jesus hier stellt, ist hoch. Denn ihm nachfolgen, bedeutet, allen Besitz aufzugeben, nicht zu wissen, was
morgen sein wird. Und doch: diese Unsicherheit wird eingetauscht gegen die (hier nicht ausgesprochene) Gewissheit, dass Gott mit
einem geht und schon für das Nötige sorgen wird. Nichts gibt es, was wichtiger ist, als Jesus nachzufolgen. Diese Nachfolge erfordert
den ganzen Menschen. Es ist eine radikale, eine entwurzelnde Entscheidung, die einen Bruch mit der bisherigen Lebensweise fordert.
Das wird in dem abschließenden Wort Jesu noch einmal deutlich zum Ausdruck gebracht, aber auch in den Beispielen, die zuvor
angeführt werden.
Bruch mit der Vergangenheit - gleich muss man fragen, was Nachfolge eigentlich bedeutet. Ist nicht z.B. die Sorge um die Eltern auch Nachfolge,
erfüllt sie doch den Anspruch der Nächstenliebe? Wogegen grenzt Jesus die Nachfolge eigentlich ab? Die Antwort ist nicht leicht zu
finden. Nachfolge ereignet sich dann, wenn ein Mensch nicht mehr zulässt, dass andere Ansprüche an ihn stellen, als Gott allein.
In gewissem Sinne ist ein Nachfolgender ein Anarchist, denn er unterwirft sich nicht Mächten, die Gott ungehorsam sind.
Dies kann im Jahre 2003 leicht akutalisiert werden, indem auf den Krieg der US-Regierung und ihrer Verbündeten gegen die irakische
Bevölkerung unter Missachtung des Willens der Vereinten Nationen hingewiesen wird. Während Jesus deutlich macht, dass sein
Weg ein Weg des Lebens ist (lass die Toten ihre Toten begraben), ist der Weg der kriegführenden Mächte der Weg des Todes.
Der kirchenjahreszeitliche Zusammenhang ist offensichtlich. Konsequente Nachfolge beinhaltet den Mut, Anstoß zu erregen,
und daraufhin Gefahr zu laufen, alles zu verlieren, was das Leben sichert - außer Gott, auf den sich einzulassen immer ein Wagnis ist.
Die christliche Gemeinde wird sich fragen lassen müssen, ob sie noch immer in der Nachfolge steht, oder nicht längst zurückgekehrt ist
auf den Weg des Todes.
Preis, Lob und Dank sei Gott dem Herren (EG 245)
Jesus, der zu den Fischern lief (EG 313)
Such, wer da will, ein ander Ziel (EG 346)
Mir nach, spricht Christus, unser Held (EG 385)
Eins ist Not! Ach Herr, dies Eine (EG 386, 1-2.4.6.10)
Jesu, geh voran (EG 391)
Nun aufwärts froh den Blick gewandt (EG 394)
Lass uns in deinem Namen (KHW-EG 614)