das Kirchenjahr

12. Sonntag nach Trinitatis

Die große Verwandlung

Predigtanregung

Am 12. Sonntag nach Trinitatis denken wir nach über die Veränderungen,die mit Jesus in diese Welt gekommen sind. Es wird uns deutlich, dass eine neue Zeit angebrochen ist, die aber noch nicht ihre Erfüllung gefunden hat. Darum leben wir in einer Spannung, die uns antreibt, alles zu tun, was dem Kommen des Reiches Gottes dient.

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II - 1. Kor 3, 9-17

Denn wir sind Gottes Mitarbeiter; ihr seid Gottes Ackerfeld und Gottes Bau. 10 Ich nach Gottes Gnade, die mir gegeben ist, habe den Grund gelegt als ein weiser Baumeister; ein anderer baut darauf. Ein jeder aber sehe zu, wie er darauf baut. 11 Einen andern Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus. 12 Wenn aber jemand auf den Grund baut Gold, Silber, Edelsteine, Holz, Heu, Stroh, 13 so wird das Werk eines jeden offenbar werden. Der Tag des Gerichts wird's klar machen; denn mit Feuer wird er sich offenbaren. Und von welcher Art eines jeden Werk ist, wird das Feuer erweisen. 14 Wird jemandes Werk bleiben, das er darauf gebaut hat, so wird er Lohn empfangen. 15 Wird aber jemandes Werk verbrennen, so wird er Schaden leiden; er selbst aber wird gerettet werden, doch so wie durchs Feuer hindurch. 16 Ich habe aber auch Stephanas und sein Haus getauft; sonst weiß ich nicht, ob ich noch jemanden getauft habe. 17 Denn Christus hat mich nicht gesandt zu taufen, sondern das Evangelium zu predigen – nicht mit klugen Worten, damit nicht das Kreuz Christi zunichte werde.

Paulus geht in diesem Abschnitt auf seine eigene Arbeit und die anderer Missionare (hier vor allem Apollos, der offenbar versuchte, eine Front gegen Paulus zu errichten) ein, die zu seiner Zeit nicht gerade wenig durch die Lande reisten und das Evangelium verkündigten. Nicht ohne Stolz weist er darauf hin, dass er die Gemeinde gegründet hat. Diese Grundlage, die Grundmauern gewissermaßen, ist Jesus Christus, also ein fester, stabiler Grund, auf dem nun aber noch ein Gebäude gebaut werden muss. Denn noch ist die Gemeinde jung und ungestüm, die christliche Lehre wird nicht vollständig erfasst und ohne Anleitung würde die Gemeinde schnell in die Irre gehen. Da Paulus seine Aufgabe aber in der Gründung von Gemeinden sieht und nicht so sehr in ihrem Aufbau, überlässt er die Aufgabe der Gemeindebildung anderen.
Interessant ist, dass er die von ihm gegründete Gemeinde anspricht: passt ihr auf, dass die anderen Missionare ihre Arbeit richtig machen. Es soll ein stabiles Bauwerk werden, das lange hält, und keine Seifenblase, die schnell zerplatzt. Er traut der Gemeinde, die ja noch ganz jung ist, zu, die erfahrenen Missionare, die sie besuchten und noch besuchen werden, zu beurteilen.
Damit hat er natürlich recht. Denn wollte er die Missionare entsprechend ermahnen, müsste er fürchten, dass diese aus Neid oder Missgunst seine Hinweise missachten. Die Gemeinde selbst muss also entscheiden, wie sie die Verkündigung annimmt, was sie von der Verkündigung übernimmt. Paulus setzt allerdings Maßstäbe: es sollen die Dinge sein, die von Dauer sind, die durchtragen, und keine Eintagsfliegen, die zwar vielleicht zunächst begeistern, aber letztlich nichts für das Gemeindeleben austragen.
Dabei weist Paulus auf das bevorstehende Gericht hin. Dieser Hinweis diente der römischen Kirche als Grundlage für die Lehre vom Fegefeuer. Alles, was durch das Feuer verbrennt, ist unbrauchbar. Nun wird natürlich die Gemeinde nicht mit Holz oder Stroh oder Gold oder Edelsteinen gebaut. Dies sind alles Metaphern für dauerhaftes oder vergängliches Baumaterial. Wofür diese Metaphern stehen, bleibt offen. Es dürfte klar sein, dass dauerhaftes Baumaterial die Liebe ist. Vergängliches, kurzlebiges Baumaterial lässt sich schon schwerer definieren. Es liegt in jedermanns eigenem Ermessen, zu beurteilen, worum es sich dabei handelt.
Der kirchenjahreszeitliche Zusammenhang ist nicht leicht erkennbar. Die Gemeinde ist gegründet, und in unserem Predigttext wird versucht, eine Front abzubauen. Hier kommt keine große Verwandlung vor, es sei denn, es ist das Gericht gemeint, aus dem jede(r) geläutert hervorgeht. Dann stehen wir aber vor einem Dilemma. Die protestantische Theologie hat eigentlich versucht, dieses Machtinstrument der Kirche abzubauen und Hölle und Fegefeuer einen geringen Stellenwert beizumessen. Sicher müssen wir auch diese Begriffe nicht übernehmen. Wohl aber bekennen wir im Glaubensbekenntnis, dass Jesus Christus kommen wird, "zu richten die Lebenden und die Toten" - dem Gericht können wir kaum entgehen. Es ist nur die Frage, wie es aussieht.
Das Ergebnis des Gerichtes ist für den Zusammenhang wohl das Entscheidende: wer sich auf Christus verlässt, wird gerettet werden - wie, das hängt dann doch davon ab, wie er gelebt hat. Darüber zu spekulieren oder gar zu richten, steht uns allerdings nicht zu.
In der Predigt sollte das Gericht durchaus angesprochen werden. Denn das Gericht ist der Auslöser der Verwandlung, die wir durchmachen. Demgegenüber steht ein Leben, das mehr oder weniger gleichförmig, vielleicht sogar langweilig, dahinplätschert - ein Leben, in dem man oft achtlos Dinge passieren lässt, die einem eigentlich nahegehen müssten und denen man seine Aufmerksamkeit widmen müsste. Was ist wichtig, könnte die Frage lauten.
Mir kommt die Geschichte "A Christmas Carol" von Charles Dickens in den Sinn, in der der alte Reiche Ebenezer Scrooge zum Weihnachtsfest (das würde nun nicht unbedingt passen) vorgeführt bekommt, welches Leid seine Hartherzigkeit verursacht - und wie er schließlich zu einem großzügigen Menschen durch dieses Gericht verwandelt wird. Vielleicht lässt sich eine ähnliche, den Gegebenheiten angepasste, Geschichte für die Predigt entwerfen.

Liedvorschläge:

Ist Gott für mich, so trete (EG 351)
Mir ist Erbarmung widerfahren (EG 355)
Jesu, hilf siegen (EG 373)
Mache dich, mein Geist, bereit (EG 387)
Jesu, meine Freude (EG 396)
Herr Jesu, Gnadensonne (EG 404)
Christus, das Licht der Welt (EG 410)

Fürbittengebet

Himmlischer Vater, du willst uns zur Vollkommenheit führen. Dafür danken wir dir. Aber noch sind wir in dieser Welt, die uns immer wieder herausfordert. Wir sind bedrückt über unser eigenes Leid und über das Leid anderer Menschen. Darum rufen wir zu dir:
Gem.: Herr, erbarme dich... (178,11)
Du willst uns zur Vollkommenheit führen. Doch bedrückt uns, dass so viele Menschen in größter Armut leben und nicht wissen, ob sie am nächsten Tag zu essen haben werden. Wir wollen etwas dagegen tun, wissen aber nicht, wie. Spenden scheinen in einem bodenlosen Fass zu versickern. Darum bitten wir dich: zeige uns Wege, diesen Zustand zu ändern. Lass uns nicht wegsehen, sondern hinschauen und andere Menschen auf das Elend aufmerksam machen. Wir rufen zu dir:
Gem.: Herr, erbarme dich... (178,11)
Du willst uns zur Vollkommenheit führen. Doch zeigen uns die Naturgewalten immer wieder unsere Grenzen. Unzählige Menschen sind durch Flutkatastrophen ums Leben gekommen, noch viel mehr haben ihr Hab und Gut verloren[, nicht nur in unserem Land, sondern] in der ganzen Welt. Wir stehen der Gewalt der Natur machtlos gegenüber und begreifen nur langsam, dass wir nicht alles unter Kontrolle haben. Darum bitten wir dich: sei du bei denen, die trauern, weil sie liebe Menschen verloren haben, und stärke, die alles verloren haben, was sie ihr Eigen nannten. Lass uns neue Wege finden, zu helfen, und stärke uns in unserem Bemühen, unser Leben so zu gestalten, dass die Umwelt gefördert und nicht zerstört wird. Wir rufen zu dir:
Gem.: Herr, erbarme dich... (178,11)
Du willst uns zur Vollkommenheit führen. Doch führt uns der Tod immer wieder vor Augen, dass wir nicht vollkommen sind. [Darum bitten wir dich für das verstorbene Gemeindeglied, dass du ihm gnädig bist und ihn freundlich in dein Reich aufnimmst.] Lass uns immer wieder daran denken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden. Sei du bei uns mit deinem Trost, wenn uns der Tod von lieben Menschen trennt. Wir rufen zu dir:
Gem.: Herr, erbarme dich... (178,11)
Auf dich setzen wir unsere Hoffnung, denn du bist der Erhabene, und doch so nah. Wir preisen dich mit allen Engeln und allen, die uns vorausgegangen sind in dein Reich. Dir sei Ruhm und Ehre in Ewigkeit. Amen