das Kirchenjahr

Nikolaj Frederik Severin Grundtvig

* 8.9.1783, + 2.9.1872

Einführung

Nikolaj Frederik Severin Grundtvig wuchs als Kind eines dänischen Pfarrers auf. Dabei empfand er, wie seine Eltern, dass die Menschen den christlichen Glauben nicht mehr ernst nahmen. Die Ursache dafür sah er in der deutschen Aufklärung, der er den Kampf ansagte. Er wurde zunächst Pfarrer in Praestø, dann in Kopenhagen. Dort schrieb er das Buch "Kirkens Gjenmæle" (Protest der Kirche) als Antwort auf die Schrift eines jungen Professors, in der die Vernunft zum Maßstab biblischer Exegese erhoben wurde. Die Schrift Grundtvigs stellte Christus dagegen - er sei die höchste Autorität, die selbst über das Wort zu stellen sei. Das lebendige, gesprochene Wort hat lebenspendende Kraft. Insofern verließ er reformatorischen Boden, als er den Grundsatz "sola scriptura" (die Schrift allein) verließ. Woher sollte das gesprochene Wort kommen? Grundtvig begründete seine Auffassung mit dem apostolischen Glaubensbekenntnis, das sich nicht auf die Schrift berief, sondern auf den lebendigen Christus. Wer dieses Bekenntnis mitsprach und glaubte, war Teil der Kirche, die mit den zwei Sakramenten Taufe und Abendmahl "das göttliche Gnadenwerk in den Seelen der Bekenner entzünden und nähren" würde. Sein Buch fand reißenden Absatz.
Der so entbrannte Kampf führte zum Verbot seiner Lieder, woraufhin Grundtvig sein Amt niederlegte. Für ihn war dieser Akt ein Glaubensbekenntnis, das die Staatskirche nicht mit ihm teilte. Viele Menschen wandten sich ihm zu, hörten seine Predigt und sangen seine Lieder. So begann eine Erweckungsbewegung.
1839 wurde Grundtvig zum Seelsorger am Vartow-Spital in Kopenhagen ernannt. Von hier aus nährte er mit seiner Predigt die Erweckungsbewegung, die nun bedeutend zunahm und sich bis nach Norwegen ausbreitete. So erreichte er, dass 1849 ein Staatsgesetz erlassen wurde, das ihm die Gründung freikirchlicher Gemeinden innerhalb der Volkskirche erlaubte.>BR> Grundtvig gründete Volkshochschulen, die es ermöglichten, eine Frömmigkeit zu pflanzen, die tragfähig sein würde auch gegen das aufklärerische Gedankengut, das die Staatskirche leblos gemacht hatte. Er befasste sich intensiv mit de nordischen Traditionen in Schrifttum und Brauchtum, um diese dem christlichen Glauben zuzuordnen. So gab er Volksliedern neue Texte, die dann schnell zur Ausbreitung seiner Lehre verhalfen.
Er starb in hohem Alter, ohne im Sterbebett gelegen zu haben, bei der Vorbereitung auf die nächste Predigt. Eine große Volksmenge geleitete den Propheten des dänischen Volkes zum Grab.