das Kirchenjahr

Rogate

Die betende Gemeinde

Predigtanregung

Der Name dieses Sonntags rührt von den Bittumgängen her, die in vergangener Zeit (und manchenorts noch heute) auf den Feldern für eine gute Ernte vollzogen wurden. Diese Bittumgänge begannen am Sonntag Rogate (= Bittet! oder Betet!) und wurden in der damit beginnenden Woche fortgeführt.
Der Sonntag Rogate wird in der evangelischen Kirche als Missionssonntag begangen. Mit ihm beginnt die "Missionsopferwoche".
Der Sonntag Rogate ist der Betsonntag. Dieses Thema wird in den Perikopen vielfach beleuchtet. Auch dieses Thema ist eine Antwort auf das Ostergeschehen: Die Gemeinde ist nun frei durch Jesus Christus, Gott direkt zu bitten, ohne jeglichen Mittler, wie es zuvor notwendig gewesen war. Die Perikopen beleuchten das Thema Gebet nur von dem Aspekt des "Bittens" her, was wohl angemessen ist. Wir sollten aber nicht vergessen, dass zum Gebet auch Dank gehört!

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VI - Ex 32, 7-14

Der HERR sprach aber zu Mose: Geh, steig hinab; denn dein Volk, das du aus Ägyptenland geführt hast, hat schändlich gehandelt. 8 Sie sind schnell von dem Wege gewichen, den ich ihnen geboten habe. Sie haben sich ein gegossenes Kalb gemacht und haben's angebetet und ihm geopfert und gesagt: Das ist dein Gott, Israel, der dich aus Ägyptenland geführt hat.9 Und der HERR sprach zu Mose: Ich sehe, dass es ein halsstarriges Volk ist. 10 Und nun lass mich, dass mein Zorn über sie entbrenne und sie vertilge; dafür will ich dich zum großen Volk machen. 11 Mose aber flehte vor dem HERRN, seinem Gott, und sprach: Ach, HERR, warum will dein Zorn entbrennen über dein Volk, das du mit großer Kraft und starker Hand aus Ägyptenland geführt hast? 12 Warum sollen die Ägypter sagen: Er hat sie zu ihrem Unglück herausgeführt, dass er sie umbrächte im Gebirge und vertilgte sie von dem Erdboden? Kehre dich ab von deinem grimmigen Zorn und lass dich des Unheils gereuen, das du über dein Volk bringen willst. 13 Gedenke an deine Knechte Abraham, Isaak und Israel, denen du bei dir selbst geschworen und verheißen hast: Ich will eure Nachkommen mehren wie die Sterne am Himmel, und dies ganze Land, das ich verheißen habe, will ich euren Nachkommen geben, und sie sollen es besitzen für ewig. 14 Da gereute den HERRN das Unheil, das er seinem Volk zugedacht hatte.

Das Volk Israel hat das goldene Kalb geschaffen und angebetet, während Mose noch bei Gott auf dem Berg ist. Gott weiß, dass es passiert ist, und schickt Mose wieder zurück. Warum, ist nicht ganz klar, denn was soll Mose dort tun? Und doch bekommt er eine gewichtige Funktion, aber erst, als Gott seinen Plan offenbart: Gott will das Volk vernichten und Mose selbst zum großen Volk machen (so wie zuvor Abraham). Das ist die Stunde des Mose. Er bittet für das Volk Israel, und rührt dabei an Gottes Ehre. Sein Bitten ist erfolgreich, Gott "gereut das Unheil, das er seinem Volk zugedacht hatte".
Gott erscheint hier also mit sehr menschlichen Zügen, wenn er sich von dieser Bitte beeindrucken lässt. Gott muss, so scheint es, seine Macht erst bekannt machen, und Mose hat erkannt, dass die Vernichtung des Volkes Israel einen Rückschritt bedeuten würde.
Wesentlich vom kirchenjahreszeitlichen Zusammenhang her ist die Tatsache, dass Gott auf die Bitte des Mose hin seinen Plan ändert. Hier steht also der göttliche Plan gegen das Begehren des Menschen. Genausogut hätte Mose sagen können: schön, so ist es Gottes Wille, der geschehe dann auch.
Aus Moses Haltung können wir etwas lernen. Er gibt auch angesichts aussichtsloser Situationen nicht auf. Er weiß ja definitiv, dass das Ende beschlossen ist. Aber das beeindruckt ihn nicht. Er bittet Gott, dass er seinen Beschluss ändert - dabei noch nicht einmal sonderlich hartnäckig, sondern eher argumentativ - und wird erhört.
In der Predigt kann die Frage gestellt werden, wie wir beten. Was erwarten wir vom Gebet? Was wollen wir mit unserem Gebet erreichen? Mose hat bei seiner Bitte offenbar die Ehre Gottes im Blick gehabt - mehr als seine eigene Ehre. Es wäre ja gar nicht so schlecht gewesen für ihn, wenn anstelle des Volkes Israel ein Volk Mose entstanden wäre. Aber das wollte Mose nicht. Ihm lag am Herzen, dass Gott nicht klein gemacht wird. Und das sollte das Anliegen eines jeden Gebetes sein.

Liedvorschläge:

*So wahr ich lebe, spricht dein Gott (EG 234)
Wach auf, wach auf, 's ist hohe Zeit (EG 244)
Treuer Wächter Israel's (EG 248)
Herr, der du vormals hast dein Land (EG 283)
Ich ruf zu dir, Herr Jesu Christ (EG 343)
Ach bleib mit deiner Gnade (EG 347)
Wo zwei oder drei (EG 563)
Gott ruft dich, priesterliche Schar (EG 587)

Fürbittengebet

Himmlischer Vater, hilf uns, dass wir uns immer aufs Neue deine Weisungen vor Augen halten und uns bemühen, danach zu leben. Denn deine Weisungen sind Leben. Vergib uns, wenn wir darin Fehler machen, und führe uns auf deinen Wegen. Weil du uns vergeben willst, darum bitten wir:
Lass uns das Gebet wichtig sein, so wichtig wie das tägliche Brot. Hilf uns, dass unser Leben ein Leben des Gebetes sei.
Gib uns die rechten Worte, Worte, die versöhnen, die Trost spenden, die ermutigen, die Hoffnung machen. Hilf denen, die keine Worte mehr finden, um zu dir zu reden. Lass sie die Kraft des Gebetes, unseres Gebetes, spüren. Erwecke ihre Ohren, damit Dein Wort nicht vergeblich gesagt wird.
Gib den Mächtigen, die in der Politik das Sagen haben, die Weisheit und den Mut, Entscheidungen zu fällen, die dem Wohl aller dienen.
Gib der Jugend in unserer Gemeinde eine Perspektive. Lass sie nicht ihre Hoffnung verlieren, bevor ihr Leben richtig begonnen hat. Führe sie auf den Weg des Heils.
Gib den Eltern Weisheit und Kraft, zuzulassen, was für die Entwicklung ihrer Kinder nötig ist, und zu verhindern, was ihnen schadet.
Hilf den Ehepaaren, dass sie zusammenwachsen und bereit sind, Konflikte aus zu tragen, anstatt ihnen aus dem Weg zu gehen. Erhalte und stärke ihre Liebe zueinander.
Schenke den Kranken und Schwachen die Erfahrung, dass du sie nicht allein lässt, indem du Menschen auf sie aufmerksam machst und zu ihnen führst. Lass Zeichen der Liebe und der Hoffnung sichtbar werden, selbst dort, wo keine Hoffnung mehr zu sein scheint.
Gib den Alten Mut und Ausdauer, ihre Erfahrungen weiter zu geben an die Jüngeren, die so leichtfertig ihren Rat in den Wind schlagen. Lass den Schatz ihrer Weisheit nicht verloren gehen.
Erschrecke die Selbstsicheren, denen alles zu gelingen scheint, die selbst das Gefühl haben, dich nicht zu brauchen. Lass sie stolpern auf ihrem Weg, damit sie nicht allzu leichtfertig und oberflächlich werden.
Lass die Armen dieser Welt zu unseren Geschwistern werden, damit wir für sie sorgen und eintreten.
Hab Dank für Deine Verheißung, dass Du unser Gebet erhörst. Im Vertrauen darauf hören wir nicht auf, zu dir zu beten:
Gem.: Vater unser...



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