Der Name dieses Sonntags rührt von den Bittumgängen her, die in vergangener
Zeit (und manchenorts noch heute) auf den Feldern für eine gute Ernte vollzogen
wurden. Diese Bittumgänge begannen am Sonntag Rogate (= Betet!) und wurden
in der damit beginnenden Woche fortgeführt.
Der Sonntag Rogate wird in der evangelischen Kirche als Missionssonntag
begangen. Mit ihm beginnt die "Missionsopferwoche".
Der Sonntag Rogate ist der Betsonntag. Dieses Thema wird in den
Perikopen vielfach beleuchtet. Auch dieses Thema ist eine Antwort auf das Ostergeschehen:
Die Gemeinde ist nun frei durch Jesus Christus, Gott direkt zu bitten, ohne jeglichen
Mittler, wie es zuvor notwendig gewesen war. Die Perikopen beleuchten das Thema
Gebet nur von dem Aspekt des "Bittens" her, was wohl angemessen ist. Wir
sollten aber nicht vergessen, dass zum Gebet auch Dank gehört!
Klicken Sie hier für die Anregungen für alle Predigtreihen (soweit vorhanden)
IV - Lk 11, (1-4)5-13Und es begab sich, dass er [Jesus] an einem Ort war und betete. Als er aufgehört
hatte, sprach einer seiner Jünger zu ihm: Herr, lehre uns beten, wie auch Johannes
seine Jünger lehrte.
2 Er aber sprach zu ihnen: Wenn ihr betet, so sprecht:
Vater!
Dein Name werde geheiligt.
Dein Reich komme.
3 Unser tägliches Brot gib uns Tag für Tag
4 und vergib uns unsre Sünden;
denn auch wir vergeben allen,
die an uns schuldig werden.
Und führe uns nicht in Versuchung.
5 Und er sprach zu ihnen: Wenn jemand unter euch einen Freund hat und ginge zu ihm um Mitternacht und spräche zu ihm: Lieber
Freund, leih mir drei Brote; 6 denn mein Freund ist zu mir gekommen auf der Reise, und ich habe nichts, was ich ihm vorsetzen kann,
7 und der drinnen würde antworten und sprechen: Mach mir keine Unruhe! Die Tür ist schon zugeschlossen, und meine Kinder und ich
liegen schon zu Bett; ich kann nicht aufstehen und dir etwas geben. 8 Ich sage euch: Und wenn er schon nicht aufsteht und ihm etwas
gibt, weil er sein Freund ist, dann wird er doch wegen seines unverschämten Drängens aufstehen und ihm geben, soviel er bedarf.
9 Und ich sage euch auch: Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan.
10 Denn wer da bittet, der empfängt; und wer da sucht, der findet; und wer da anklopft, dem wird aufgetan. 11 Wo ist unter euch
ein Vater, der seinem Sohn, wenn der ihn um einen Fisch bittet, eine Schlange für den Fisch biete? 12 oder der ihm, wenn er um ein
Ei bittet, einen Skorpion dafür biete? 13 Wenn nun ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben geben könnt, wieviel mehr wird der
Vater im Himmel den heiligen Geist geben denen, die ihn bitten!
Diese Perikope (ohne vorausgehenden Klammertext) kann in zwei Abschnitte gegliedert werden: das Gleichnis
(5-8) und die Aufforderung zum Gebet (9-13).
Im Gleichnis geht es um eine Situation der Unhöflichkeit, die aus dem Zwang
zur Höflichkeit erfolgt: weil ein Freund in der Nacht eingetroffen ist, bittet
der Gastgeber einen anderen Freund zu nachtschafender Zeit, ihm etwas Essen zu geben,
was er seinem Gast vorsetzen könne. Der Freund, der so unsanft geweckt worden
war, will erst nichts geben. Es ist Jesus, der dann anfügt: um des unverschämten
Drängens willen wird er ihm aber doch geben, was er braucht.
Diese Geschichte ist schon etwas merkwürdig. Gewiß hätte der Gastgeber
bis zum nächsten Morgen warten können. Und wenn nicht, warum hatte er
nicht wenigstens ein bißchen Mehl im Haus, wenigstens so viel, wie fürs
Frühstück gebraucht wird? Es wird schnell deutlich, dass es darum
nicht geht, sondern einzig um den Umstand, dass dort einer zu einer unmöglichen
Zeit loszieht und um etwas bittet. Der Gebetene hat kein Interesse, darauf einzugehen,
er liegt schon im Bett. Verständlich. Eine richtig forgeführte Erzählung
würde nun auch den weiteren Dialog, der schließlich zum Einlenken des
Geweckten führt, darstellen. Anstelle dessen macht Jesus einen Einwurf. Das
scheint unpassend, ein falsches Ende. Aber dieses Ende ist es, worauf der Evangelist
hinaus will: bittet, wenn es sein muss, drängt unverschämt, und ihr
werdet bekommen, was ihr braucht.
Der zweite Teil befasst sich ganz konkret mit dem Gebet. Jesus fordert die Jünger
auf, zu bitten, denn dann werden sie auch empfangen, worum sie gebeten haben. Die
Logik ist ganz einfach: der Vater wird seinem Kind doch nicht etwas anderes geben
für das, worum das Kind gebeten hat? Jesus befindet sich mit dieser Logik noch
im irdischen Bereich. In Vers 13 wird dann alles auf Gott übertragen: Da wir
böse sind und unseren Kindern dennoch nichts Böses tun können, sondern
ihnen gute Gaben geben, wird umsomehr Gott uns den Heiligen Geist geben, wenn wir
ihn bitten. Interessant, wie plötzlich die Aufforderung zum Gebet sich auf
das Gebet um den Heiligen Geist konzentriert. Es geht sofort nicht mehr um irdische
Güter, um etwas zu essen, um Frieden mit dem Nachbarn, sondern nur mehr um
den Heiligen Geist. Eigentlich schade, denn vom Heiligen Geist wird man nicht satt.
Aber der Heilige Geist führt und leitet. Er zeigt uns den Weg, wie wir Frieden
machen können mit unserem Nachbarn, wie wir zu essen bekommen, usw. Von daher
ist das Gebet um den Heiligen Geist wohl in der Tat das wichtigste Gebet.
Kirchenjahreszeitlich eingeordnet erkennt man, wie diese Perikope auf Pfingsten
vorbereitet. Am folgenden Donnerstag fährt Jesus in den Himmel, die Jünger
bleiben alleine zurück. Nun kommt es darauf an, das Gebet um den Heiligen Geist
anzustimmen, damit wir im Geiste Jesu weiterleben und -handeln können.
Die Predigt kann natürlich nicht versprechen, dass Gott geben wird, worum
man bittet. Es gibt zu viel törichtes Gebet, aber auch zu viel aufrichtiges,
unerhörtes Gebet, als dass ein solches Versprechen von uns gemacht werden
könnte. Es kann aber von Gott gemacht werden. Der Aufruf zur Bitte um den
Heiligen Geist muss wohl das Zentrum der Predigt sein. Durch den Heiligen
Geist erfahren wir dann, worum wir sonst beten können.
Eine Schwierigkeit bleibt: Wenn Gott uns selbst sagt (durch den Heiligen Geist),
worum wir bitten sollen, kann man sicher nach dem Sinn des Gebetes fragen. Auf der
anderen Seite ist wichtig, den Heiligen Geist in seiner ganzen Funktion zu sehen.
Er soll uns nicht einflüstern, was zu tun ist, sondern uns der Gegenwart Gottes
in unserem Leben gewärtig machen. Mit dieser großen Gabe, nämich
dem Bewußtsein der Gegenwart Gottes, wird es wohl nichts mehr geben, worum
wir bitten müssen.
Komm, Heiliger Geist (EG 125)
Komm, o komm, du Geist des Lebens (EG 134)
Bewahre uns, Gott (EG 171)
Ausgang und Eingang (EG 175)
Dir, dir, o Höchster, will ich singen (EG 328)
Verzage nicht, du Häuflein klein (EG 249)
So jemand spricht: Ich liebe Gott (EG 412)
Brich mit den Hungrigen dein Brot (EG 420)
Himmlischer Vater, du hast uns in deine Nachfolge gerufen. Du hast uns Augen und Ohren gegeben, dass wir die
Not unserer Mitmenschen wahrnehmen. Du hast uns Hände gegeben, damit wir helfend zupacken können. Du hast
uns Münder gegeben, damit wir davon reden: von deiner Liebe, von deiner Barmherzigkeit, von deiner Güte.
Und du hast uns dazu eingeladen, zu dir zu beten, mit zu bauen an deinem Reich. So rufen wir zu dir:
Gem.: Herr, erbarme dich!
Lass uns das Gebet wichtig sein, so wichtig wie das tägliche Brot. Hilf uns, dass unser Leben ein Leben des
Gebetes sei. Wir rufen zu dir:
Gem.: Herr, erbarme dich!
Gib uns die rechten Worte, Worte, die versöhnen, die Trost spenden, die ermutigen, die Hoffnung machen. Worte, die
von deiner Liebe künden. Wir rufen zu dir:
Gem.: Herr, erbarme dich!
Hilf denen, die keine Worte mehr finden, um zu dir zu beten. Lass sie die Kraft des Gebetes, unseres Gebetes, spüren.
Erwecke ihre Ohren, damit Dein Wort nicht vergeblich gesagt wird. Wir rufen zu dir:
Gem.: Herr, erbarme dich!
Gib den Mächtigen, die in der Politik das Sagen haben, die Weisheit und den Mut, Entscheidungen zu fällen, die der
Gerechtigkeit dienen. Wir rufen zu dir:
Gem.: Herr, erbarme dich!
Gib der Jugend [in unserer Gemeinde] und überall in der Welt eine Perspektive für ihre Zukunft. Lass sie nicht die Hoffnung
verlieren, bevor ihr Leben richtig begonnen hat. Führe sie auf den Weg des Heils. Gib den Eltern Weisheit und Kraft, zuzulassen,
was für die Entwicklung ihrer Kinder nötig ist, und zu verhindern, was ihnen schadet. Wir rufen zu dir:
Gem.: Herr, erbarme dich!
Lass die Kranken und Schwachen erfahren, dass du sie nicht allein lässt, indem du Menschen auf sie aufmerksam machst und zu
ihnen führst. Setze Zeichen der Liebe und der Hoffnung, besonders dort, wo es hoffnungslos zu sein scheint.
Wir rufen zu dir:
Gem.: Herr, erbarme dich!
Gib den Alten unter uns Mut und Ausdauer, ihre Erfahrungen weiter zu geben an die Jüngeren, die so leichtfertig ihren Rat
in den Wind schlagen. Lass den Schatz ihrer Weisheit nicht verloren gehen. Wir rufen zu dir:
Gem.: Herr, erbarme dich!
Erschrecke die Selbstsicheren, denen alles zu gelingen scheint, die selbst das Gefühl haben, dich nicht zu brauchen. Lass
sie stolpern auf ihrem Weg, damit sie nicht allzu leichtfertig und oberflächlich werden, sondern erkennen: du schenkst uns
das Leben, und in dir sind wir geborgen. Wir rufen zu dir:
Gem.: Herr, erbarme dich!
Sei bei unseren Geschwistern in der ganzen Welt. Vor allem bitten wir dich für die Gemeinden in [Partnergemeinde...], die uns
verbunden sind und die auch für uns beten: lass sie die Kraft des Heiligen Geistes erfahren. Schenke ihnen Mut, Dein Wort
weiterzusagen, und lass sie festhalten an dem, was du ihnen geschenkt hast. Wir rufen zu dir:
Gem.: Herr, erbarme dich!
Hab Dank für Deine Verheißung, dass Du unser Gebet erhörst. Im Vertrauen darauf hören wir nicht auf, zu dir zu beten mit den
Worten, die uns unser Herr Jesus Christus gelehrt hat:
Vaterunser
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