das Kirchenjahr

Namengebung und Beschneidung Jesu

Im Namen Jesu

Predigtanregungen

Nach jüdischer Sitte wurde der acht Tage alte Jesus beschnitten und erhielt dabei seinen Namen (s. 1. Mose 17, 12 und Lk 2, 21). Das Thema der Beschneidung ist auch für Prediger/innen nicht gerade ein willkommenes Thema, weswegen man dann auch, wenn man das Proprium des Tages berücksichtigen will, eher die Namengebung in den Mittelpunkt stellt. Indem man so handelt, lehnt man im Grunde die Wurzeln Jesu ab und nährt im schlimmsten Fall antisemitische Neigungen. Denn die Beschneidung ist der zentrale Bestandteil des Bundes Gottes mit seinem Volk Israel. Darüber nicht auch predigen zu wollen bedeutet, die Berufung Israels als Volk Gottes nicht anzuerkennen. Es gab in der Vergangenheit oft die Tendenz, das Volk der Christenheit an die Stelle des Gottesvolkes Israel zu setzen, wie man auch an manchen Kirchenliedern erkennen kann. Allerdings wird nun gerade durch diesen Tag ausdrücklich darauf hingewiesen, dass Jesus in diesen Bund hineingenommen wird. Er ist der Messias des jüdischen Volkes, und es ist einzig dem Gnadenwillen Gottes zu verdanken, dass wir, die Heiden, auch hinzugenommen wurden. Es bleibt also wichtig, dass wir uns mit Jesu Zugehörigkeit zum jüdischen Volk auseinandersetzen, wozu kaum ein Tag besser geeignet ist als der 1. Januar.

Zu den Perikopen

  • I: Lk 2, 21

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  • II: Gal 4, 4-7

    Wir sind Kinder Gottes, das ist die große Botschaft dieses Textes, die uns heutzutage fast selbstverständlich ist - vielleicht viel zu selbstverständlich. Zu Kindern wurden wir erst dadurch, dass Jesus Christus für uns den Tod erlitt, um uns vom Gesetz zu erlösen. Dabei geht es um das Gesetz, das unwiderruflich Sünde erzeugt, weil es unmöglich vollkommen eingehalten werden kann. Allein Jesus hat dies vollbracht und demnach das Gesetz überwunden. Das macht uns zu Kindern Gottes, die Freiheit vom Gesetz. Dabei ist natürlich, das wissen wir, keine Gesetzlosigkeit gemeint. Im Gegenteil. Ein Leben ohne das Gesetz ist nur deswegen möglich, weil wir teilhaben an der Liebe Gottes, und diese Liebe weitergeben. So erklärt sich auch die Kindschaft, die hier angesprochen wird.
    Dies wird gerade in unserer Zeit so brisant, wo die Fähigkeiten des Menschen mittlerweile so dicht an die schöpferischen Fähigkeiten Gottes heranreichen, dass es schon Angst machen kann. Ist es richtig, wenn man sich den Charakter seines Kindes noch vor der Zeugung aussuchen kann, und wenn die Zeugung dann auf künstlichem Wege mit Hilfe recht genau definierten genetischen Materials erfolgt?
    Eine weitere Schwierigkeit ergibt sich noch aus der Aussage, dass wir Erben Gottes sind. Was erben wir? Wohl das ewige Leben. Vielleicht aber ist hier auch schlicht gemeint, dass die Heidenchristen, an die dieser Brief gerichtet ist und zu denen auch wir zählen, nun zum Volk Gottes dazugehören, das sonst den Titel "Erbe Gottes" für sich allein in Anspruch nahm.
    Der kirchenjahreszeitliche Zusammenhang ergibt sich aus Vers 4, wo auf die Geburt Jesu hingewiesen wird. Spitzfindige Leser mögen hier einen Beweis dafür finden, dass Maria zur Zeit der Geburt Jesu keine Jungfrau mehr war. Diese Beobachtung ist aber völlig nebensächlich. Es geht hier nur darum, darauf hinzuweisen, dass der Sohn Gottes von einem Menschen geboren wurde und nicht vom Himmel herabstieg, so wie Götter sonst in der Mythologie zu tun pflegen, wenn sie gebraucht werden. Es ist also entscheidend, dass Jesus das Leben eines Menschen führte, unter das Gesetz getan, also die Grenzen akzeptierend, die gar nicht für ihn bestimmt sind und jenseits deren er als Gott existiert. Nun hat er diese Grenzen überwunden und uns damit einmalige Möglichkeiten eröffnet.
    Es ist im Grunde ein Widerspruch, wenn in der Predigt zunächst diese Freiheit dargestellt, dann aber auch gleich wieder dieselbe Freiheit eingeschränkt würde. Dieser Widerspruch muss dennoch ausgehalten werden. Denn die Einschränkung der Freiheit geschieht ja nicht mit Hilfe neuer Gesetze, sondern allein aus der Freiheit heraus, die uns geschenkt ist: wir erkennen, dass manche Dinge nicht gut sind und darum besser nicht getan werden.

  • III: 1. Mose 17, 1-5(6-8)9-13(23-27)

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  • IV: Apg 4, 8-12

    Der Predigttext steht am Anfang der Geschichte der Gemeinde Jesu Christi. Nachdem durch die Apostel die ersten Wunder gewirkt worden waren, mussten sie sich vor dem Hohen Rat verteidigen. Petrus ist dabei der Wortführer. Trotz seiner Schwächen, die allen anderen Aposteln bewusst sind, hat er sich schnell das Vertrauen aller erworben. Nun legt er vor dem Hohen Rat dar, wie es dazu kommt, dass die Apostel Heilungen vollbringen können. Er weist dabei auf den „Namen Jesu Christi von Nazareth” hin und spricht auch an, dass der Hohe Rat für seinen Tod Verantwortung trägt. Der Abschnitt schließt sogar mit der Feststellung, dass nur durch diesen Namen die Menschen selig werden können.
    Auch wenn dieses Geschehen konstruiert wirkt, so gibt der Text doch eine tiefe Wahrheit wieder, die der Urgrund christlichen Glaubens ist: Jesus Christus ist das Heil der Welt! Dieses Bekenntnis, das Petrus vor dem Hohen Rat von sich gibt, ist zugleich Vergewisserung. Was immer geschieht, es dient zu meinem Heil.
    In der Predigt wird man diese Kernaussage hineintragen in das neue Jahr, alle Befürchtungen und Ängste, aber auch alle Hoffnungen und Freuden hier ein- und unterordnen: in keinem andern ist das Heil. Alles, was wir tun, denken und planen, läuft darauf hinaus, dass es vor Jesus Christus Bestand hat.
    Man könnte auch an die Bewegung erinnern, die dazu ermuntert, die Frage zu stellen, was Jesus tun würde (What Would Jesus Do - WWJD). Dabei darf nicht vergessen werden, dass wir uns nicht wirklich in Jesus hinein versetzen können. Wir können nur z.B. durch die Worte der Bergpredigt ahnen, wie er sich ein Leben vorstellt, das sich ganz unter seinen Namen stellt. Es ist aber ein guter Start in das neue Jahr, wenn wir durch die Predigt dazu ermutigt werden, das zu tun.
    Der kirchenjahreszeitliche Zusammenhang ergibt sich aus der Betonung des Namens, da ja an diesem Tag die Namensgebung erinnert wird. Der zweite Aspekt der Beschneidung fällt im Zusammenhang mit dieser Perikope nur scheinbar unter den Tisch. Dadurch, dass die Worte Petri an den Hohen Rat gerichtet sind, wird erneut deutlich, wie eng Jesus Christus und die christliche Gemeinde mit dem jüdischen Volk verbunden ist, auch wenn die spätere Trennung zwischen Christen und Juden hier schon beginnt, sich abzuzeichnen. Man kann aber auch anders an das Thema herangehen, indem man das Bemühen Petri um die Akzeptanz des Evangeliums innerhalb seines, des jüdischen Volkes, in den Vordergrund rückt.

  • V: Kol 2, 6-13

    Paulus beschreibt ein Problem, das sich durch die Geschichte der Christenheit hindurchzieht: immer gibt es Menschen, die Gott nicht Gott sein lassen können, sondern mit allen Mitteln versuchen, Gott zu „begreifen”. Sie entwickeln dazu mitunter aufwendige Gedankenmodelle, aber heutzutage scheint es schon fast selbstverständlich zu sein, dass Formulierungen wie die der christlichen Glaubensbekenntnisse als historisch bedingt und darum überholt abzuwerten. So wird die Jungfrauengeburt bezweifelt (weil sie ja unmöglich sei), man mag nicht mehr vom Opfertod reden, dass Gott die Welt geschaffen habe, sei ja längst wissenschaftlich widerlegt (wobei die Frage, was vor dem „Urknall” war, unbeantwortet bleibt), und der Heilige Geist is wohl eher ein Gespenst oder wird nicht als Person Gottes, die in uns Menschen wirkt, sondern als Ausdruck einer menschlichen Gesinnung0 verstanden. Kurz: man lehnt ab, was sich nicht wissenschaftlich erklären lässt. Das, so warnt Paulus, ist leerer „Trug, gegründet auf der Lehre von Menschen und auf die Mächte der Welt und nicht auf Christus”.
    Es fällt uns tatsächlich immer schwerer, Wunder für möglich zu halten, und schon gar nicht solche, für die es - mit ein paar „kleinen” Modifikationen - wissenschaftliche Erklärungen gibt. Dabei kommt es ganz wesentlich darauf an, dass wir uns auf das Handeln Gottes einlassen und ihm die Allmacht zugestehen, die ihm eigen ist. Das heißt, wir müssen Gott zugestehen, dass bei ihm alles möglich ist (Mt 19,26), auch das, was die Wissenschaft für unmöglich hält.
    Paulus ermahnt uns zu einem Leben in Christus, und das schließt ein solches Gottvertrauen mit ein. Jesus hat nie an der Allmacht Gottes gezweifelt. Um das Leben in Christus zu beschreiben, erklärt Paulus zunächst alle, die an Jesus Christus glauben, zu Beschnittenen, wobei er auch sagt, dass diese Beschneidung nicht körperlich vollzogen wird. Sie geschah vielmehr, als wir uns Jesus Christus zuwandten. Denn da hat sich Jesus Christus auch uns zugewandt (bzw. wir haben diese Zuwendung erfahren, denn eigentlich gilt ja seine Zusage, dass er immer präsent ist).
    Für Paulus ist die Beschneidung nun das Zeichen für den Bund, den Gott mit uns durch Jesus Christus geschlossen hat. Dieser Bund beinhaltet die Vergebung aller Sünden, wodurch wir zu neuen Menschen werden (ja, richtig, das heißt auch, dass wir unseren Lebenswandel so gestalten, dass wir dem Ideal eines sündfreien Lebens so nah wie möglich kommen).
    Es ist bemerkenswert, dass mit diesem Predigttext Punkte angesprochen werden, die in den Gemeinden kaum noch zur Sprache kommen, weil man der Ansicht ist, dass die Vorstellung von Sünde (und in dem Zusammenhang sicher auch die Erbsünde) überholt ist. Denn eigentlich sei der Mensch ja schon in der Lage, ein sündfreies Leben zu führen. Aber dem widerspricht Jesus genauso wie Paulus. Nur Gott kann uns erlösen von der Sünde, in die wir uns immer wieder verstricken und in die wir schon seit unserer Geburt auch unverschuldet verstrickt sind. Wie gut, dass wir uns durch Jesus Christus davon nicht mehr beeindrucken lassen müssen. Dennoch müssen wir wachsam bleiben, denn der Weg zurück in ein gottloses Leben ist leicht.
    Der kirchenjahreszeitliche Zusammenhang soll wohl durch den Hinweis auf die Beschneidung hergestellt werden. Das mag funktionieren, wenn man auch auf den Bund eingeht, der durch die Beschneidung Jesu bekräftigt wurde. Paulus meint aber durchaus den „neuen” Bund, wenn er hier von Beschneidung redet, weswegen ein direkter Bezug falsch wäre. Man kann versuchen, das Leben in Jesus Christus zum Bezugspunkt zu machen und den Namen Jesu als Hilfe zur Führung eines solchen Lebens beschreiben.

  • VI: 1. Kor 7, 17-24

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  • Marginaltexte: 5. Mose 10, 12-20 (= Dtn 10, 12-20)

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