das Kirchenjahr

Letzter Sonntag nach Epiphanias

Die Verklärung

Predigtanregung

Der letzte Sonntag nach Epiphanias hat eine besondere Bedeutung, die sich auch im Thema dieses Sonntages widerspiegelt. Es stellt die Verbindung her mit Traditionen anderer Kirchen, die am Epiphaniasfest die Verklärung Jesu feierten. In der Verklärung wird Jesus, während er noch auf Erden weilt, für eine kurze Zeit den Jüngern gegenüber in seiner Herrlichkeit als der Sohn Gottes dargestellt. Es ist dies das einzige Mal, wo die Jünger die Nähe des Himmels durch Jesus physisch erfahren, und es begeistert sie so, dass sie darin bleiben wollen. Die Erzählung endet jedoch damit, dass es zurück in diese Welt geht, in der die Jünger zwar nun hoffen können, aber doch auch wieder der Not und dem Elend dieser Welt ausgesetzt sind. So stellt der letzte Sonntag nach Epiphanias die Verbindung her zwischen der Herrlichkeit des Sohnes Gottes und seinem Tod, durch den die Erlösung der Menschheit erwirkt wird, indem er selbst eben nicht von seiner Gottessohnschaft Gebrauch macht, sondern sich als Mensch opfert.

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VI - 2. Kor 4, 6-10

Gott, der sprach: Licht soll aus der Finsternis hervorleuchten, der hat einen hellen Schein in unsre Herzen gegeben, dass durch uns entstünde die Erleuchtung zur Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes in dem Angesicht Jesu Christi.
7 Wir haben aber diesen Schatz in irdenen Gefäßen, damit die überschwengliche Kraft von Gott sei und nicht von uns. 8 Wir sind von allen Seiten bedrängt, aber wir ängstigen uns nicht. Uns ist bange, aber wir verzagen nicht. 9 Wir leiden Verfolgung, aber wir werden nicht verlassen. Wir werden unterdrückt, aber wir kommen nicht um. 10 Wir tragen allezeit das Sterben Jesu an unserm Leibe, damit auch das Leben Jesu an unserm Leibe offenbar werde.

Paulus beschreibt zunächst seinen Auftrag auf sehr eindrückliche Weise. Es tauchen in diesem einleitenden Satz (Vers 6) viele Bilder auf: „Durch uns soll die Erleuchtung entstehen” (Erleuchtung im Sinne von „mir geht ein Licht auf”); „die Herrlichkeit Gottes in dem Angesicht Jesu” – eine Herrlichkeit, die den Gott erkennt, der bereit ist, alles, was er liebt, hinzugeben, um die sündhafte Menschheit zu retten; „ein heller Schein ist in unsere Herzen von Gott gegeben” – ein Schein, den wir nicht für uns behalten können.
Doch auf diese Einleitung, die so sehr zum Verweilen einlädt, folgt die Realität des Daseins eines Missionars. Dabei geht Paulus gewiss davon aus, dass jeder Christ die Funktion eines Missionars wahrnimmt. Denn die Pluralform, die er verwendet, ist sicher nicht die des pluralis majestatis, und auch nicht bezogen auf ihn und vielleicht einen Gefährten, der mit ihm reist. Er redet von dem Auftrag, der an alle ergeht, die sich von der Herrlichkeit Gottes in Christus haben erleuchten lassen. Die Einschränkung, dass dieser Schatz, d.h. die Herrlichkeit Gottes, in irdenen Gefäßen ist, soll deutlich machen, dass wir als Menschen eigentlich nicht wert sind, sie mit uns herumzutragen. Wir sind schlicht und ergreifend unzulänglich. Diese Unzulänglichkeit wird deutlich in den verschiedenen Bedrängnissen und Nöten, die einen Christen umgeben und die Paulus nun beschreibt. Merkwürdig, dass er zunächst zu meinen scheint, ein Christ kenne keine Angst, und dann doch einschränkt: Bange ist uns schon, aber wir verzagen nicht. In Verfolgung und Unterdrückung wissen wir, dass wir nicht allein sind.
Ganz wichtig ist jedoch der 10. Vers: ein Christ lebt in der Nachfolge Christi, d.h. er versucht Jesus nachzuahmen (imitatio Christi). Indem er dies tut, trägt er auch den Tod Jesu an seinem Leib: er zieht die Bedrohung an, der Jesus ausgesetzt war, denn oft genug wird er gegen den Strom schwimmen müssen, so wie Jesus es tat. Er wird sich für die Schwachen und Ausgestoßenen einsetzen, er wird die Wahrheit suchen und fordern von denen, die sie verleugnen, er wird die Mächtigen zu Gerechtigkeit ermahnen. Am Ende eines solchen Weges steht der Tod – ein unehrenhafter dazu.
Der kirchenjahreszeitliche Zusammenhang wird in diesem Text überhaupt nicht recht deutlich. Man muss sich schon bemühen, um von dem hellen Schein, den Gott in unsere Herzen gegeben hat, auf die Verklärung Jesu zu kommen. Aber so ist es wohl zu verstehen: Jesus ist in unseren Herzen verklärt. Wichtig ist sicher, dass man in der Predigt nicht dabei verweilt, so wie Petrus seinerzeit gleich Hütten bauen wollte. Es ist gut, dass Gott uns diesen Schein in unsere Herzen gegeben hat, aber er wird auch von uns weitergegeben. Er dient nicht dazu, dass wir uns ausruhen und den Rest der Welt sich selbst überlassen können. Mit diesem Schein in unseren Herzen ist uns Christen eine große Verantwortung übertragen.

Liedvorschläge:

O Jesu Christe, wahres Licht (EG 72)
Herr, dein Wort, die edle Gabe (EG 198)
Erneure mich, o ewigs Licht (EG 390)
Jesu, meine Freude (EG 396)
In dir ist Freude (EG 398)
Herr Jesu, Gnadensonne (EG 404)



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