Der letzte Sonntag nach Epiphanias hat eine besondere Bedeutung, die sich auch im Thema dieses Sonntages widerspiegelt. Es stellt die Verbindung her mit Traditionen anderer Kirchen, die am Epiphaniasfest die Verklärung Jesu feierten. In der Verklärung wird Jesus, während er noch auf Erden weilt, für eine kurze Zeit den Jüngern gegenüber in seiner Herrlichkeit als der Sohn Gottes dargestellt. Es ist dies das einzige Mal, wo die Jünger die Nähe des Himmels durch Jesus physisch erfahren, und es begeistert sie so, dass sie darin bleiben wollen. Die Erzählung endet jedoch damit, dass es zurück in diese Welt geht, in der die Jünger zwar nun hoffen können, aber doch auch wieder der Not und dem Elend dieser Welt ausgesetzt sind. So stellt der letzte Sonntag nach Epiphanias die Verbindung her zwischen der Herrlichkeit des Sohnes Gottes und seinem Tod, durch den die Erlösung der Menschheit erwirkt wird, indem er selbst eben nicht von seiner Gottessohnschaft Gebrauch macht, sondern sich als Mensch opfert.
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V - Mt 17, 1-9Und nach sechs Tagen nahm Jesus mit sich Petrus und Jakobus und Johannes, dessen Bruder, und führte sie allein auf einen hohen Berg. 2 Und er wurde verklärt vor ihnen, und sein Angesicht leuchtete wie die Sonne, und seine Kleider wurden weiß wie das Licht. 3 Und siehe, da erschienen ihnen Mose und Elia; die redeten mit ihm. 4 Petrus aber fing an und sprach zu Jesus: Herr, hier ist gut sein! Willst du, so will ich hier drei Hütten bauen, dir eine, Mose eine und Elia eine. 5 Als er noch so redete, siehe, da überschattete sie eine lichte Wolke. Und siehe, eine Stimme aus der Wolke sprach: Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe; den sollt ihr hören! 6 Als das die Jünger hörten, fielen sie auf ihr Angesicht und erschraken sehr. 7 Jesus aber trat zu ihnen, rührte sie an und sprach: Steht auf und fürchtet euch nicht! 8 Als sie aber ihre Augen aufhoben, sahen sie niemand als Jesus allein. 9 Und als sie vom Berge hinabgingen, gebot ihnen Jesus und sprach: Ihr sollt von dieser Erscheinung niemandem sagen, bis der Menschensohn von den Toten auferstanden ist.
Irgendwie fällt es schwer, diesem Text etwas für unsere Situation abzugewinnen.
Es ist alles so „abgehoben”... Aber genau darum geht es wohl auch. Denn es ist gut, wenn
wir nicht allzu erdlastig sind, nicht allzu sehr nach unten gezogen werden. Wenn wir nach oben
schauen, zu Gott hin, mag vielleicht auch uns die Verzauberung ergreifen, die die Jünger
ergriff und die Petrus zu der recht dummen Ankündigung veranlasst, drei Hütten bauen zu wollen.
Er will sie natürlich halten, diese drei, und geht damit schon einen Schritt zu weit. Denn was dann? Der
Dienst Jesu wird nicht im Himmel vollzogen, sondern unter den Menschen, und so ist auch das Leben des
Christen nicht abgehoben und losgelöst von dieser Welt, sondern sehr irdisch. Aber auch nicht ganz.
Gott gönnt es uns ab und zu, diesen Blick in den Himmel, damit wir nicht ganz und gar verzagen.
Aber auf die Verzauberung folgt Bestürzung, ein Schreck durchfährt sie, denn eine Stimme
erschallt „aus der Wolke”, die das Licht etwas dämmt. Während die Jünger gar
keine Probleme damit hatten, Mose und Elia neben Jesus zu sehen, haben sie mit dieser Stimme wohl
doch Probleme. Da redet Gott sie an, und schon überfällt sie die Angst. Dabei ist das, was
Gott sagt, doch recht vernünftig. Woher kommt diese Angst? Ist es nur Ehrfurcht? Es besteht eine
erhebliche Diskrepanz zwischen der vorbehaltlosen Annahme der Erscheinung der zwei Propheten und diesem
„heiligen” Erschrecken. Vielleicht ist es einfach nur ein Element, wodurch verhindert werden
soll, dass sie sehen, wie Mose und Elia wieder verschwinden. Aber für solch eine Konstruktion besteht
eigentlich kein Bedarf.
Es kommt durch die Diskrepanz eher zum Ausdruck, dass die Erscheinung von Mose und Elia immer noch etwas
ganz Natürliches zu sein scheint, was vielleicht auch daran liegt, dass man zumindest von Elia aus der
Bibel weiß, dass er nicht gestorben ist, sondern in den Himmel auffuhr (2. Kön 2). So kann er sich
also auch frei bewegen, so wie es die Engel tun, die Boten sind zwischen Gott und den Menschen. Gott selbst aber
ist fern und redet nicht mit den Menschen – er tut es nur durch diese Boten. Und als seine Stimme
erschallt, wird den Jüngern ein Privileg zuteil, das nur wenigen in dieser Form zuteil wurde. Das verursacht
den Schreck, der sie niederfallen lässt.
Jesus richtet sie wieder auf. Denn wie schon gesagt, das, was aus Gottes Mund erklingt, ist nicht dazu gedacht,
sie zu verurteilen, sondern aufzubauen. Dies ist mein lieber Sohn – den sollt ihr hören! Wenn nicht
schon durch die Geburt, dann doch spätestens hier wird offenbar, wer Jesus wirklich ist. Und vielleicht
ist es das, was die Jünger erschrecken lässt. Mit ihm hatten sie Umgang wie mit einem Menschen, er war
für sie ein Mensch, und nun soll er der Sohn Gottes sein? Da ist es notwendig, dass Jesus dann auf sie
zugeht, sie anrührt und zu ihnen ermutigende Worte spricht. Das Unwirkliche der Situation löst sich
hier wieder auf, es kehrt alles wieder zum Alten zurück, und doch wird es nie mehr so wie vorher sein.
Dieses Evangelium gibt dem Sonntag sein Thema und bestimmt den kirchenjahreszeitlichen Zusammenhang.
Es ist ein klassisches Thema der Epiphaniaszeit. Die Predigt sollte ihm Raum geben, aber dabei natürlich auch
die Frage beantworten, welchen Sinn diese Erzählung für uns hat. Es ist im weiteren Sinn auch eine
Ostergeschichte, die den Auferstandenen schon darstellt, und darum kann hier die Brücke geschlagen werden von
der Vergänglichkeit unserer Welt zu der Unvergänglichkeit der Welt, auf die wir uns in diesem Leben vorbereiten.
Herr Christ, der einig Gotts Sohn (EG 67)
Du Morgenstern, du Licht vom Licht (EG 74)
Sonne der Gerechtigkeit (EG 262/263)
Strahlen brechen viele aus einem Licht (EG 268)
Jauchzt, alle Lande, Gott zu Ehren (EG 279)
Erhebet er sich, unser Gott (EG 281)
Gott, du bist unbegreiflich, aber du ergreifst uns.
Du bist unnahbar, aber du kommst uns nahe.
Du bist unerreichbar, aber du erreichst uns, wo du willst.
Wir bitten dich: Bewahre uns davor, dich in der Hand haben zu wollen. Lass
uns vielmehr dein Licht erstrahlen durch deinen Sohn, damit wir deine
Kinder sind.
Bewahre uns davor, dein Wort nur dann zu hören, wenn es uns angenehm ist,
und nicht auch dann, wenn es uns widerspricht und herausfordert. Sprich
uns ganz persönlich an, damit wir uns angesprochen fühlen.
Bewahre uns davor, dich für unsere Zwecke zu missbrauchen. Gebrauche vielmehr
uns selbst, damit unser Leben ein glaubwürdiges Zeugnis deiner Liebe ist.
Wir bitten dich für die in ihrem Leben bedrängten – die abhängig sind von
ihren Vorgesetzten und Verhältnissen, die gefangen sind in ihrer Sucht und
in ihren Ängsten: Führe du sie in die Freiheit der Zuversicht und Hoffnung –
lass dein Licht für sie erstrahlen.
Wir bitten dich für die, die an dieser Welt leiden – die an den Widersprüchen
von Wahrheit und Lüge zerbrechen, die an den Gegensätzen von Arm und Reich
kaputt gehen, die mit ihrem Glaubenwollen und Zweifelnmüssen nicht fertig
werden: Lass dein Licht für sie erstrahlen.
Wir bitten dich für die Selbstgerechten, die ihr Leben selbst in der Hand
behalten wollen, die ohne Rücksicht auf andere in den Tag hinein leben,
die dich nur dazu benutzen, ihr Ansehen aufzubessern: Stell dich ihnen in
den Weg und gebiete ihnen Einhalt. Lass dein Licht für sie erstrahlen,
damit sie erkennen, wo sie sich befinden.
Erbarme dich, Herr, und höre auf unsere Stimmen, wenn wir dich in der
Stille anrufen:
....(Stille)
Herr Gott, Mache uns in Wort und Tat zu Zeugen deiner Herrlichkeit.
Erleuchte unsere Herzen, damit wir dich in Jesus Christus erkennen.
Lass dein Licht durch uns erstrahlen, damit anderen zum Leben mit dir
geholfen wird.
Amen
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