das Kirchenjahr

Tag der Darstellung des Herrn (Lichtmess)

2. Februar

Unter dem Gesetz

Predigtanregungen

Vierzig Tage nach der Geburt des Herrn wird der Tag der Darstellung des Herrn (das erstgeborene Kind wird dem Herrn geweiht, Lk 2, 22-24) von der christlichen Kirche begangen. Seit dem 8. Jahrhundert vollzogen die Gemeinden an diesem Tag große Lichterprozessionen, weswegen der Tag die Bezeichnung „Lichtmess” bekam (Messe der Lichter). An dem Tag werden in der römischen Kirche auch Kerzen geweiht.
Die protestantische Kirche hat diesen Tag aufgenommen, weil das Datum vom Evangelium bezeugt ist und auch hier deutlich wird, dass Jesus von Geburt an Mensch war, unter das Gesetz getan.
Die Erzählung von der Darstellung Jesu ist verknüpft mit prophetischen Worten, die ausgesprochen werden von den Alten Hanna und Simeon (s. 1. Sonntag nach dem Christfest).
Simeon sieht die Verheißung Gottes, die ihm persönlich zugesprochen wurde, dass er nicht eher sterben werde, als bis er den Heiland gesehen habe, in der Begegnung mit dem Säugling erfüllt, und preist Gott, dass er das Licht der Heiden gesehen hat, das von Gott zum Preis des Volkes Israel bereitet wurde. Er ahnt den Weg der Erlösung durch das große Opfer Jesu und prophezeit darum der jungen Mutter: Auch durch deine Seele wird ein Schwert dringen (Lk 2, 35); er weiß, dass Jesus in seinem Volk, in Israel, starken Widerspruch hervorrufen wird.
Hanna ist selbst Prophetin und seit langer Zeit nicht mehr aus dem Tempel gegangen, wo sie mit Fasten und Gebet dem Herrn gedient hatte. Auch sie erkennt in dem Kind die „Erlösung Jerusalems” und redet davon zum Volk (Lk 2, 36-40).
Dieser Tag gibt uns protestantischen Christen Gelegenheit, über die Stellung Marias in dem Geschehen, das Gott an der Menschheit wirkt, nachzudenken. Sie ist nicht nur eine Frau unter vielen; sie ist auserwählt, die Mutter des Sohnes Gottes zu sein, so dass ihr die Ehrennamen „Mutter Gottes” und „Gottesgebärerin” schon früh verliehen wurden. Es ist recht, wenn wir ihr Andenken hochhalten und sie nicht aus Angst vor falscher Marienfrömmigkeit in Vergessenheit geraten lassen. Das Evangelium selbst erinnert uns an sie, auch und gerade unter dem Kreuz, wo der Herr sie seinem Lieblingsjünger anbefiehlt.
Die liturgische Farbe des Tages der Darstellung des Herrn ist Weiß, denn es handelt sich hier um ein Christusfest.

Zu den Perikopen

  • I: Joh 8, 12

    folgt später

  • II: 1. Joh 1, 1-4

    folgt später

  • III: Jes 49, 1-6

    folgt später

  • IV: Lk 2, 22-35(36-40)

    Was an diesem Tag im Mittelpunkt steht, sollte klar sein: Es ist die Darstellung des Herrn. Der Prophet Simeon und die Prophetin Hanna haben hier nur eine unterstützende Rolle und sollten nicht in den Mittelpunkt der Predigt gerückt werden.
    Lukas ist es offenbar nicht gleichgültig, dass Jesus unter das Gesetz des Mose gestellt war. Die Heiligung der Erstgeburt steht im Zusammenhang mit dem Auszug des Volkes Israel aus Ägypten, so also auch in indirektem Zusammenhang mit dem Passahfest, das an dieses Ereignis erinnert. Jesus ist der Erstgeborene und als solcher Gott geweiht bzw. geheiligt. Das Opfer, das dargebracht wird, ist allerdings ein Sündopfer, das die Mutter darzubringen hat, um sich zu reinigen von der Verunreinigung, die durch die Geburt erfolgt ist.
    Auch wenn wir längst begriffen haben, dass die Geburt kein verunreinigender Akt ist, so steht fest, dass sich die Eltern Jesu gegen dieses Gebot nicht aufgelehnt haben, sondern es erfüllten. Die darin zum Ausdruck kommende Diskriminierung der Frau hat Jesus allerdings überwunden.
    Man tut gut daran, sich die Stellen aus dem Buch des ersten Bundes, auf die hier Bezug genommen wird, im größeren Zusammenhang durch zu lesen, um sich so zu vergegenwärtigen, welche Zusammenhänge für diese Gebote bestehen.
    Es kann für die Predigt allerdings eigentlich nur dies von Bedeutung sein: Jesus ist der erstgeborene Sohn und als solcher dem Herrn geweiht bzw. geheiligt. Dabei ließe sich fragen, ob die Handlung, die Maria und Josef hier vollziehen, zu dem Zeitpunkt für Lukas als die leiblichen Eltern Jesu gelten, oder ob Josef schon hier in die Bedeutungslosigkeit absinkt. Dann wäre zu fragen, warum überhaupt dieser Ritus vollzogen wird, wo doch der Sohn Gottes schon längst Gott gehört. Die Unterwerfung unter das Gesetz, wie sie hier vollzogen wird, kann also durchaus dazu herhalten, Jesu Gottessohnschaft im expliziten Sinn (Same Gottes, Eizelle Marias) in Frage zu stellen.
    Es wäre aber wohl müßig, sich in Spekulationen darüber zu ergehen. Denn später bekennt sich Gott ja zu seinem Sohn (Lk 3, 22), und spätestens dann also ist klar, dass Gott ihn als seinen eigenen Sohn sieht und annimmt. Vielmehr sollte man versuchen, die Bedeutung dieser Unterwerfung unter das Gesetz dahingehend zu verstehen und darzulegen, dass Jesus ganz Mensch wird und sich nichts herausnimmt. Er unterscheidet sich in nichts vom Menschen, er ist einer von uns.

  • V: Hebr 2, 14-18

    folgt später

  • VI: Ex 13, 1-2.14-16

    Die Perikope ist ungünstig zurechtgeschnitten, denn sie enthält nicht den Hinweis, dass ab Vers 14 Mose der Redende ist. Vermutlich wird dies in den Lektionaren ergänzt. Dennoch empfehle ich, sich wenigstens zur Predigtvorbereitung den ganzen Abschnitt Ex 13, 1-16 zu lesen, um sich ein Bild zu machen.
    Eigentlich soll diese Perikope die Erklärung dafür liefern, warum Jesus nach 40 Tagen im Tempel dargestellt wird. Das gelingt durch den Zuschnitt aber nur dürftig. Gewiss macht man sich Sorgen, dass die teilweise brutal erscheinenden Formulierungen zu einer Abwehrhaltung unter den Hörern führen könnte, weswegen man nur so wenige Verse aus diesem Abschnitt als Perikope herangezogen hat. Dabei wird erst dann deutlich, was es bedeutet, dem Herrn zu gehören: niemand anders kann darauf Anspruch erheben.
    Darum ist auch das „Auslösen” des menschlichen Erstgeborenen so wichtig. Erst dann darf er in den sozialen Bezügen aufwachsen, die ihn einbinden und mit zunehmendem Alter auch mehr und mehr in die Pflicht nehmen (was ohne Auslösung nur Gott tun würde).
    Die Predigt darf diesen Aspekt durchaus auch benennen, denn Gott will keine halbherzigen Nachfolger. Er will uns mit Haut und Haaren, ganz. Nur dass er uns dies auch in unseren sozialen Lebensbezügen gewährt. Nur: wir sind des Herrn, und das kann als Grundaussage dieses Predigttextes festgehalten werden.

  • Marginaltexte: Mal 3, 1-4

    folgt später



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