Epiphanias hat vielleicht die vielfältigste Bedeutung von allen Festen: an Epiphanias findet das Gedenken an die Weisen aus dem
Morgenland genauso statt wie die Erinnerung an die Taufe Jesu. Es ist das Fest, das die Bedeutung des Christfestes weiter vertieft.
Darum wird zu Epiphanias zunächst die Geburtsgeschichte Jesu nach Matthäus als Evangelium gelesen, und andere
Perikopen zeugen von Jesus als dem Licht, das in die Welt kam, um endlich das Dunkel zu erleuchten, das die Menschheit umfing.
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III - Jes 60, 1-6Mache dich auf, werde licht; denn dein Licht
kommt, und die Herrlichkeit des HERRN geht auf über dir! 2
Denn siehe, Finsternis bedeckt das Erdreich und Dunkel die
Völker; aber über dir geht auf der HERR und seine Herrlichkeit
erscheint über dir. 3 Und die Heiden werden zu
deinem Lichte ziehen und die Könige zum Glanz, der über dir
aufgeht.
4 Hebe deine Augen auf und sieh umher:
Diese alle sind versammelt und kommen zu dir. Deine Söhne werden von ferne
kommen und deine Töchter auf dem Arme hergetragen werden. 5
Dann wirst du deine Lust sehen und vor Freude strahlen, und dein
Herz wird erbeben und weit werden, wenn sich die Schätze der Völker
am Meer zu dir kehren und der Reichtum der Völker zu dir
kommt. 6 Denn die Menge der Kamele wird dich
bedecken, die jungen Kamele aus Midian und Efa. Sie werden aus Saba alle
kommen, Gold und Weihrauch bringen und des HERRN Lob verkündigen.
Mache dich auf, werde licht... Mir fällt bei
diesem Beginn zunächst ein mögliches Missverständnis auf. Man
könnte meinen, dass man aufgefordert wird, ein Licht zu werden, so wie
Jesus es später tut. Aber das ist damit wohl nicht gemeint, sondern
vielmehr die Aufforderung, sich wieder zu freuen, nachdem man in Trauer fast
vergangen ist. Es ist das Aufstrahlen des Angesichts, das hier gemeint ist,
wenn jemand Grund hat, sich zu freuen. Das "Mache dich auf" verleitet zum
Missverständnis. Eine wohl richtige, aber längst nicht so schön
klingende Übersetzung würde etwa lauten: "Komm, freue dich, denn
jetzt kommt dein Licht!"
Dieses Licht wird dann zunächst in Gegensatz
gestellt zum Dunkel, das die Völker überdeckt, ja, die ganze Erde.
Nur über Israel, dem Volk Gottes, erstrahlt nun die Herrlichkeit Gottes!
Es ist also durchaus ein elitäres Bewusstsein zu erkennen, wozu Israel ja
auch alles Recht hat, ist es doch das auserwählte Gottesvolk.
Nun
bleibt es aber nicht dabei. Das Licht (wohlgemerkt, das Licht Gottes) lädt
natürlich ein, es zieht an. So kommen auch die Heiden, die Völker,
die im Dunkeln wohnen, um dieses Licht zu bestaunen. Sie können aber nur
das Volk Gottes sehen, dem sie entsprechend huldigen und Opfer
(Reichtümer) darbringen.
Wie immer bei alttestamentlichen Texten
stehen wir vor dem Problem der Anwendung: es ist ganz deutlich das Volk Israel
gemeint, das den Mittelpunkt aller Völker darstellt, weil von ihm das
Licht ausgeht. Es wäre nicht angemessen, nun die christliche Kirche
unversehens zum Lichtträger zu machen, auch wenn wir uns im Sinne der
Worte Jesu (Mt 5,14ff) als Licht der Welt verstehen, denn hier geht es ja gar
nicht darum, dass wir das Licht seien, sondern darum, dass Gott sein Volk
besucht und dauerhaft bei ihm Wohnung nimmt. Darum strahlt es dort so hell.
Der kirchenjahreszeitliche Zusammenhang bestätigt diesen
Schwerpunkt der Perikope. Darum sollte die Predigt auch auf diesen Schwerpunkt
hinweisen. Vielleicht darf man die Frage stellen: stellen wir uns dem Licht
Gottes in den Weg? Aber das würde m.E. schon zu weit führen, denn wie
könnten wir das? Wir hätten doch gar nicht die Kraft oder
Größe, einen nennenswerten Schatten zu erzeugen.
Das Licht
Gottes scheint, es lädt auch uns ein, so wie es alle Völker
einlädt. Dabei ist es gar nicht mehr so wichtig, von wo aus es scheint.
Gott hat uns besucht, nicht nur sein Volk, darum erstrahlt seine Herrlichkeit
über dieser Welt. Es lädt uns ein, aus unseren dunklen Ecken
hervorzukriechen. Also sollte die Predigt einladenden, erhellenden Charakter
haben.
Das Volk, das noch im Finstern wandelt (EG 20)
O Jesu Christe, wahres Licht (EG 72)
Lobt Gott, den Herrn, ihr Heiden all (EG 293)
Ein Licht geht uns auf in der Dunkelheit (EG 557)
Tragt in die Welt nun ein Licht (EG 588)
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