Das Christfest I ist der eigentliche Geburtstag Jesu, ist jedoch völlig hinter dem Heiligen Abend zurückgetreten. Der Gottesdienst ist in der Regel nur schwach besucht. Er greift aber mit seinen Perikopen den Gedanken der liebenden Zuwendung Gottes, die in der Geburt von Jesus Christus handgreiflich geworden ist, am stärksten auf.
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III - Jes 52, 7-10Wie lieblich sind auf den Bergen die Füße der Freudenboten, die da Frieden verkündigen, Gutes predigen, Heil verkündigen, die da sagen zu Zion: Dein Gott ist König! 8 Deine Wächter rufen mit lauter Stimme und rühmen miteinander; denn alle Augen werden es sehen, wenn der HERR nach Zion zurückkehrt. 9 Seid fröhlich und rühmt miteinander, ihr Trümmer Jerusalems; denn der HERR hat sein Volk getröstet und Jerusalem erlöst. 10 Der HERR hat offenbart seinen heiligen Arm vor den Augen aller Völker, dass aller Welt Enden sehen das Heil unsres Gottes.
"Wie lieblich sind die Füße der
Freudenboten" - Wenn man ein wenig über diese Worte nachdenkt, erscheinen
sie einem schon reichlich merkwürdig. Was ist schon so besonderes an den
Füßen der Freudenboten? Warum nicht 'Wie lieblich sind die Worte der
Freudenboten...'? Diese Aussage ist nur dann zu verstehen, wenn man den Boten
als einen sieht, der einen langen Weg hinter sich und nun endlich sein Ziel
erreicht hat - einen Weg, den er mit seinen Füßen zurücklegte.
Es ist also ein Bote, auf den alle gewartet haben - keine
Überraschungsbotschaft, sondern eine erwartete Botschaft - keine
regelmäßige Verkündigung, sondern ein einmaliges Wort des
Heils, das dort vom Berge her erschallt. Die Gemeinde weiß (im Glauben),
dass dieses Wort eines Tages erschallen wird, und sehnt sich danach. Sicher ist
auch kein hoher Berg gemeint, sondern eine Erhöhung, von der die Worte
dieses Boten gut zu verstehen sind.
Die Freudenboten verkünden Frieden,
Gutes und Heil, indem sie sagen: "Dein Gott ist König." Dieser "Zustand"
ist auch für uns noch nicht erreicht, und hier ist, wie so oft bei der
Auslegung einer Prophetie des ersten Bundes, Vorsicht geboten: wenden wir diese
Worte nicht einfach auf das Kommen Jesu an, sondern achten wir erst einmal
darauf, was da wirklich erwartet wird. Friede herrschte in unserer Welt noch
nie, und im Jahr 2001 sind wir von Frieden vielleicht so weit entfernt wie noch
nie zuvor. Gott ist nicht König, nicht in dieser Welt. Wollen wir Jesus
also das Königtum zusprechen, indem wir es einzig auf die jenseitige Welt
beschränken? Wohl kaum. Denn auch wir warten auf das Kommen dieses
Königs - diese Freudenbotschaft ist auch unsere Hoffnung, auf die wir
warten und die wir ersehnen.
Der kirchenjahreszeitliche Zusammenhang
wird wohl aus dem Beginn dieser Perikope begründet. Es sind Freudenboten,
die Frieden, Heil und Gutes verkündigen. Diese Verkündigung ist Grund
zur Freude. Dass diese Freude naht, können wir auch nachvollziehen - in
Jesus Christus ist sichtbar und erkennbar geworden, wie das aussehen kann, denn
er hat Heil gebracht und Frieden, er hat Gutes gepredigt. Aber was er getan
hat, blieb ein Streiflicht in dieser Welt, und durch die Boshaftigkeit der
Menschen ist seinem zeichenhaften Wirken ja schnell ein Ende bereitet
worden. Schwer nachzuvollziehen ist allerdings, dass mit der Perikopenrevision
2018 dieser Text vom 4. Adventssonntag auf das Christfest verlegt wurde.
Denn die Prophetie gehört ja doch eigentlich in die Adventszeit. Man
kann eine Verbindung herstellen zu den Hirten, die weitersagten, was sie gesehen
und gehört hatten. Aber sie entsprechen eigentlich nicht den hier genannten
Boten. Insofern könnte man auch den Bogen in die Zukunft und damit den Blick
auf die noch zu erwartende Wiederkunft Christi (Parusie) lenken; denn Jesu
Geburt ist ein historischer Akt genauso wie sein Leben. Erst wenn diese
Zeit durch sein Kommen ihr Ende erfährt, wird auch erfüllt, was die Prophetie
aus dem 52. Kapitel des Jesajabuches uns verkündet. Wir sind und bleiben
Wartende, auch wenn Gott schon Mensch geworden ist.
Die Predigt sollte diesen Wartecharakter erhalten und hervorheben,
zugleich aber deutlich machen, dass das Warten aus einer Gewissheit
begründet ist, die uns durch den Glauben geschenkt ist, der auf dem Kind
ruht, dessen Geburt wir zum Christfest feiern.
Ihr lieben Christen, freut euch nun (EG 6)
Nun jauchzet, all ihr Frommen (EG 9)
Die Nacht ist vorgedrungen (EG 16)
Weil Gott in tiefster Nacht erschienen (EG 56)
O dass doch bald dein Feuer brennte (EG 255)
Kommt her, des Königs Aufgebot (EG 259)
Licht, das in die Welt gekommen (KHW/HN-EG 593)
Himmlischer Vater, wir freuen uns über all das Gute, das wir
in unserem Leben erfahren haben. Wir danken dir, dass du uns in Liebe begegnest
und wir keinen Grund haben, zu klagen. Wir erkennen aber, dass es vielen in
dieser Welt nicht so gut geht. Sie hoffen auf deine Liebe und bitten dich um
Hilfe - und verzagen, weil keiner da ist, der ihnen deine Liebe nahe bringt.
Wir bitten dich: lass nicht zu, dass wir sie in diesen Tagen vergessen. Öffne
unsere Herzen, mache sie groß, damit deutlich wird: Wir sind deine Kinder! Wir
rufen zu dir:
Gem.: Herr, erbarme dich!
Wir möchten uns gerne freuen - und doch herrschen Krieg und Gewalt in dieser
Welt. Unsere Regierungen glauben, den Terrorismus ausrotten zu können mit
Waffen, deren Einsatz den Hass auf die sogenannte zivilisierte Welt immer
stärker anwachsen lässt. Als du zu uns kamst, hast du Frieden gebracht. Diesen
Frieden wollen wir weitergeben, mit der einzigen Waffe, die nicht verletzen
kann: Liebe. Hilf uns, dass wir einander mit Liebe und Vertrauen begegnen. Wir
rufen zu dir:
Gem.: Herr, erbarme dich!
Wir möchten uns gerne freuen, doch herrschen Krankheit und Tod in dieser Welt.
Unzählige Menschen verzweifeln, weil sie ihre Schmerzen nicht mehr ertragen
können oder weil sie wissen, dass ihre Krankheit unheilbar ist und sie dem Tod
ins Angesicht sehen müssen. Menschen, die behindert sind, erinnern uns daran,
dass unserem Leben Grenzen gesetzt sind. Hilf uns, dass wir diese Grenzen
anerkennen und in ihnen dich zu suchen beginnen, denn du schenkst das Heil,
nach dem sich so viele Menschen sehnen. Erfülle die, die sich um Kranke und
Schwache kümmern und sie versorgen, mit deiner Kraft. Schenke den Menschen,
die ihren Mut verlieren, neue Hoffnung, und benutze du uns, dass durch uns
dein Heil kund werde. Wir rufen zu dir:
Gem.: Herr, erbarme dich!
Wir möchten uns freuen in dir, doch sind die Güter dieser Welt noch so ungerecht
verteilt. Der Reichtum dieser Welt konzentriert sich auf immer weniger Menschen.
Wie kann da deine Liebe deutlich werden? Hilf, dass Verantwortliche in Politik
und Wirtschaft erkennen, dass sie auf lange Sicht unsere Welt durch ihr Handeln
lebensunwert machen. Mache den Ausgebeuteten und Unterdrückten Mut, für ihr Recht
einzutreten und dafür zu kämpfen. Gib uns die Bereitschaft und zeige uns Wege, zu
teilen, denn glücklich werden wir doch nur durch deine Liebe und nicht durch das,
was wir besitzen. Wir rufen zu dir:
Gem.: Herr, erbarme dich!
Gott, wir danken dir für deine Liebe und freuen uns an deinem Heil. Wir hoffen
auf dich.
Amen
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