Der 7. Sonntag nach Trinitatis geht nun auch auf die körperlichen Bedürfnisse des Menschen ein, wobei die Symbolhandlung des Abendmahls allerdings auch eine wichtige Rolle spielt. Jesu Handeln in unserem Leben macht uns frei von irdischen Bedürfnissen dadurch, dass wir sie immer erfüllt bekommen, indem wir teilhaben am Brot des Lebens. Der 6. und der 7. Sonntag nach Trinitatis könnten auch als „Sakramentssonntage” bezeichnet werden, denn an ihnen wird der Taufe und des Abendmahls in ihrer Bedeutung für das Leben des Christen gedacht.
Klicken Sie hier für die Anregungen für alle Predigtreihen (soweit vorhanden)
VI - Ex 16, 2-3.11-18Und es murrte die ganze Gemeinde der Israeliten wider Mose und Aaron in der Wüste.
3Und sie sprachen: Wollte Gott, wir wären in Ägypten gestorben durch des
Herrn Hand, als wir bei den Fleischtöpfen saßen und hatten Brot die
Fülle zu essen. Denn ihr habt uns dazu herausgeführt in diese Wüste, dass ihr diese ganze Gemeinde an Hunger
sterben lasst.
11Und der Herr sprach zu Mose:
12Ich habe das Murren der Israeliten gehört. Sage ihnen: Gegen Abend
sollt ihr Fleisch zu essen haben und am Morgen von Brot satt werden und sollt innewerden, dass ich, der
Herr, euer Gott bin.
13Und am Abend kamen Wachteln herauf und bedeckten das Lager. Und am Morgen
lag Tau rings um das Lager.
14Und als der Tau weg war, siehe, da lag's in der Wüste rund und
klein wie Reif auf der Erde.
15Und als es die Israeliten sahen, sprachen sie untereinander: Man hu? Denn
sie wussten nicht, was es war. Mose aber sprach zu ihnen: Es ist das Brot, das euch der
Herr zu essen gegeben hat.
16Das ist's aber, was der
Herr geboten hat: Ein jeder sammle, soviel er zum Essen braucht, einen Krug voll
für jeden nach der Zahl der Leute in seinem Zelte.
17Und die Israeliten taten's und sammelten, einer viel, der andere wenig.
18Aber als man's nachmaß, hatte der nicht darüber, der viel
gesammelt hatte, und der nicht darunter, der wenig gesammelt hatte. Jeder hatte gesammelt, soviel er zum Essen brauchte.
Die „Fleischtöpfe Ägyptens” sind sprichwörtlich geworden. Das Verlangen,
zu den Ursprüngen zurückzukehren, weil man es leid ist, unterwegs zu
sein ins Ungewisse, wird so stark, dass man all das vergisst, weswegen man sich erst
auf den Weg gemacht hat. Gott reagiert auf das Murren der Israeliten
gelassen. Er kennt den Menschen, er weiß, dass ihm die Weitsicht fehlt und die Geduld.
Es muss aber dennoch belastend sein, zu wissen, dass diese Menschen
ihm nicht vertrauen. Aber als Beweis seiner Liebe und Fürsorge gibt er ihnen, wonach sie verlagen. Fleisch und Brot.
Sehr interessant ist nun, dass niemand mehr sammeln soll, als er für einen Tag benötigt.
Somit wird wieder die Abhängigkeit von Gott im positiven Sinn deutlich gemacht.
„Alle eure Sorge werft auf ihn..”. Durch das Gebot, das von Mose ausgesprochen wird
(es wird nicht davon berichtet, dass ihm dies von Gott aufgetragen wurde), wird vielleicht doch etwas
von der Verletzung, die das Misstrauen des Volkes verursacht hat, deutlich. Man hat das Gefühl,
dass Gott sich immer neu ins Gedächtnis rufen will, und er sucht dazu passende Wege. An Gott denkt
man bekanntlich meist erst dann, wenn es an die eigene Existenz geht. Genau das ist hier der Fall.
Darüber hinaus hat diese Rationierung noch eine soziale Funktion: jeder hat genug, keiner hat auf
Kosten des anderen mehr als nötig. Dieser Aspekt ist vor allem im Blick auf die zunehmende Globalisierung
auf Kosten der ärmeren Länder von besonderer Bedeutung.
Der kirchenjahreszeitliche Zusammenhang ist klar: Das Volk Israel nährt sich vom Tisch
Gottes, es sitzt am gedeckten Tisch. Dabei würde die Vorstellung vom Schlaraffenland hier sicher nicht
passen. Im Gegenteil: Es ist gerade genug auf dem Tisch, dass jeder satt wird. Es bleibt nichts übrig,
aber es muss auch niemand hungern.
Die Predigt sollte diesen Gedanken vertiefen. Der Tisch des Herrn ist ein für alle gedeckter Tisch, wo
jeder genug bekommt und keiner benachteiligt wird. Man kann durchaus den Tisch des Herrn mit unserer Welt
vergleichen: Was auf dieser Erde wächst und gedeiht, ist eine Gabe Gottes. Entsprechend ist ein gerechter Umgang
mit diesen „Lebensmitteln” vonnöten: solange Menschen in dieser Welt an Hunger sterben,
während andere stündliche tausende von Euro „verdienen”,
ist etwas mit unserer Welt nicht in Ordnung. Man kann sicher überprüfen,
was für Prioritäten wir setzen in unserem Leben, und welche dieser Prioritäten das
Gleichheitsprinzip, das in diesem Predigttext zutage tritt, verletzen. Denn während damals Gott
für den Ausgleich sorgte, sind heute wir dazu aufgefordert. Die Zeiten,
in denen Gott uns wie kleine Kinder behandelt, sind vorbei.
Bewahre uns, Gott (EG 171)
Der Herr ist mein getreuer Hirt (EG 274)
Du füllst des Lebens Mangel aus (EG 324, 12-15)
Wer nur den lieben Gott lässt walten (EG 369)
Ich steh in meines Herren Hand (EG 374)
All Morgen ist ganz frisch und neu (EG 440)
Buchempfehlungen: