Der 5. Sonntag nach Trinitatis befaßt sich wieder mit der Gemeinde, diesmal ihrer Antwort auf Gottes Ruf. Nachfolge scheint so einfach, so schwierig, so abwegig, weil wir nicht so recht wissen, was Nachfolge ist. Die Lesungen dieses Sonntags wollen uns den Weg leiten.
Klicken Sie hier für die Anregungen für alle Predigtreihen (soweit vorhanden)
IV - 1. Mose 12, 1-4aUnd der HERR sprach zu Abram: Geh aus deinem Vaterland und
von deiner Verwandtschaft und aus deines Vaters Hause in ein Land, das ich dir zeigen
will. 2 Und ich will dich zum großen Volk machen
und will dich segnen und dir einen großen Namen machen, und du sollst ein
Segen sein. 3 Ich will segnen, die dich segnen, und verfluchen,
die dich verfluchen; und in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf Erden.
4 Da zog Abram aus, wie der HERR zu ihm gesagt hatte, und Lot
zog mit ihm.
Dies ist eine Geschichte, die vom nomadischen Hintergrund der Sippe
Abrahams aus durchaus leicht zu verstehen ist und nicht unbedingt eine spektakuläre
Handlung beschreibt. Wenn das Vieh so zahlreich wird, dass die Weidegründe,
die gefunden werden, nicht mehr ausreichen, um alles Vieh zu ernähren, muss
sich die Gruppe trennen. Allerdings scheint es, dass Abrahams Sippe zu dem Zeitpunkt
nicht nomadisch war. Sie war zwar "umgezogen", nämlich von Ur in
Chaldäa nach Haran (11,31), aber dort hatten sie nun schon lange gelebt, und
wenn man dies als Nomadentum bezeichnen wolle, dann ist wohl auch die Bevölkerung
Deutschlands nomadisch. Das regelmäßige Umherziehen von Weideplatz zu
Weideplatz war diesen Menschen jedenfalls offenbar nicht eigen.
So kann man also doch davon sprechen, dass Abraham (übrigens spielt es zumindest
bei der Bearbeitung dieses Abschnittes keine große Rolle, ob von "Abram"
oder "Abraham" geredet wird, da der Name hier nur eine untergeordnete
Rolle spielt) immerhin seine Heimat verließ. Das Motiv kann man allerdings
sowohl in dem Ruf Gottes als auch in der Tatsache, dass einfach nicht mehr genug
Land für alle da war, finden. In der Perikope wird jedenfalls der Ruf Gottes
in den Vordergrund gestellt, dem Abraham bedingungslos folgt. Darin ein besonderes
Opfer zu sehen, ist sicherlich unangemessen.
Wichtig am Ruf Gottes ist die Verheißung, die auf Abraham in den Versen 2
und 3 gelegt wird. Sie steht schon im Kontrast zur Feststellung, die in 11,30 gemacht
wurde: Sarai war unfruchtbar und hatte kein Kind. Im Zusammenhang mit dieser Tatsache
wird der Aufbruch Abrahams nun doch bedeutend: er könnte sich aus seiner Sippe
eine andere Frau suchen, mit der er sich Nachkommen schaffen könnte. Dieser
Möglichkeit beraubt er sich, indem er seine Sippe verlässt. Also doch
ein Wagnis, in das er sich begibt, aber kein materielles. Es geht um die wichtige
Nachfolge, die durch den Fortzug zumindest schwerer zu sichern sein würde.
Allein die Verheißung Gottes lässt hoffen. Wir wissen, dass Abraham später
Gott vorhält, dass sein Knecht alles erben würde, woraufhin Gott seine
Verheißung erneuert (Gen 15).
Der kirchenjahreszeitliche Zusammenhang ist deutlich: es geht auch
hier um Nachfolge. Abraham folgt Gottes Ruf ohne zu Zögern. Es ist darauf zu
achten, dass dadurch die Erbfolge gefährdet wird. Das Verlassen des Elternhauses
ist nicht unbedingt so bedeutend.
Für die Predigt wäre darüber nachzudenken, was Nachfolge heute bedeutet
und inwieweit der Gehorsam Abrahams etwas für unsere Nachfolge austragen kann.
Gott spricht nicht mit uns so, wie damals mit Abraham. Vielleicht aber vernehmen
wir auch nur nicht die Stimme Gottes, und er redet tagtäglich zu uns? Die Predigt
könnte diesen Aspekt ausarbeiten und danach fragen, wie wir für Gottes
Stimme sensibel werden und sie von dem Lärm unserer Umwelt unterscheiden? Wie
kommt der Ruf Gottes zu uns?
Die andere Frage wäre, ob wir bereit sind, so wie Abraham das Gewohnte hinter
uns zu lassen und einen Neuanfang zu wagen.
Der Herr ist mein getreuer Hirt (EG 274)
Singet dem Herrn ein neues Lied (EG 287)
Abraham, Abraham (EG 311)
Gott verspricht: ich will dich segnen (EG 348)
Ich steh vor dir mit leeren Händen, Herr (EG 382)
Vertraut den neuen Wegen (EG 395)
Führe mich, o Herr, und leite (EG 445, 5)
Herr Jesus Christus, du rufst uns in deine Nachfolge. Manchmal hören wir die Worte nicht,
oder wir verstehen sie nicht, und wir fragen: bin ich gemeint?
Hilf, dass wir deinen Ruf hören und annehmen, damit wir den Weg gehen, den du für uns bestimmt hast.
Dein Weg ist ein Weg des Friedens. So bitten wir dich für die Menschen, die Krieg wollen und Krieg führen,
dass du ihnen den wahren Weg des Lebens zeigst, damit die Menschen, die unter Krieg, Hass und Verfolgung
leiden, wieder in Freiheit deinen Namen preisen können.
Dein Weg ist ein Weg der Liebe. So bitten wir dich für alle, die Hilfe brauchen, die einsam und allein sind, dass
du Menschen zu ihnen führst, die ihnen deine Liebe offenbaren.
Dein Weg ist ein Weg der Gemeinschaft. So bitten wir dich für die Menschen, die uns im Glauben verbunden
sind in der ganzen Welt. Lass deinen Geist unter ihnen wirksam sein.
Dein Weg ist ein Weg der Versöhnung. So bitten wir dich für die, die schuldig geworden sind und nicht wissen,
wie sie damit umgehen können. Lass sie erkennen, dass du dich dem zuwendest, der seine Schuld bekennt und bereut.
Dein Weg ist ein Weg der Freiheit. So bitten wir dich für alle, die gefangen sind – in den Gefängnissen, aber
auch in den sogenannten Sachzwängen, in ihrer eigenen, kleinen Welt, die keinen Raum lässt für deine
unermessliche Weite. Hilf, dass sie das Geschenk der Freiheit annehmen an Leib und Seele.
Dein Weg ist ein Weg des Heils. So bitten wir dich für alle Schwachen, für alle Kranken, für die Sterbenden.
Lass sie erfahren, dass dein Heil alles durchdringt, auch den größten Schmerz. Gib Hoffnung in der
Hoffnungslosigkeit – Hoffnung auf ein Leben in dir.
Wir preisen dich, der du mit dem Vater und dem Heiligen Geist lebst und regierst in Ewigkeit.
Amen
oder
Herr Jesus Christus, deine Worte klingen in uns nach. Wir bitten dich: hilf uns, dass
wir gerne mitbauen an deinem Reich, das du dereinst vollenden wirst. Zeige uns, wie
wir auf deinen Wegen wandeln können.
Du hast gesagt: Bittet, so wird euch gegeben, und so wollen wir bitten
für die Menschen in dieser Welt, die Verantwortung tragen in Politik und Wirtschaft:
lass sie erkennen, dass nichts Bestand hat, was nicht nach Deinem Willen geschieht.
Lass nicht Angst ihr Handeln bestimmen, sondern Vertrauen in Deine Liebe und Fürsorge.
Wir bitten dich um Hilfe für die Menschen, die durch Krieg in Not geraten sind. Schenke all denen,
die ihre Heimat verloren haben oder auf der Flucht sind, die Erfahrung deiner Nähe. Dränge die
Verantwortlichen, dem Krieg ein Ende zu machen und den Menschen Heimat und
Geborgenheit zurück zu geben.
Wir bitten dich für die Opfer von Naturkatastrophen, dass sie wieder neu anfangen
können mit deiner Hilfe. Hilf uns, dass wir verantwortlich mit unserer Umwelt
umgehen und alles tun, damit unsere Welt auch für unsere Kinder noch bewohnbar
bleibt.
Wir bitten dich für die Kranken und Einsamen. Sende Menschen zu ihnen, die an ihrer
Seite verweilen, wenn sie es brauchen. Gebrauche du uns, damit deutlich wird, dass
wir Gemeinde Jesu Christi sind.
Wir preisen dich, der du mit dem Vater und dem Heiligen Geist lebst und regierst
in Ewigkeit.
Amen
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