Der 5. Sonntag nach Trinitatis befasst sich wieder mit der Gemeinde, diesmal ihrer Antwort auf Gottes Ruf. Nachfolge scheint so einfach, so schwierig, so abwegig, weil wir nicht so recht wissen, was Nachfolge ist. Die Lesungen dieses Sonntags wollen uns den Weg leiten.
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V - Joh 1, 35-51Am nächsten Tag stand Johannes abermals da und zwei seiner Jünger;
36und als er Jesus vorübergehen sah, sprach er: Siehe, das ist Gottes
Lamm!
37Und die zwei Jünger hörten ihn reden und folgten Jesus nach.
38Jesus aber wandte sich um und sah sie nachfolgen, und sprach zu ihnen:
Was sucht ihr? Sie aber sprachen zu ihm: Rabbi - das heißt übersetzt: Meister -, wo ist deine Herberge?
39Er sprach zu ihnen: Kommt und seht! Sie kamen und sahen's und blieben
diesen Tag bei ihm. Es war aber um die zehnte Stunde.
40Einer von den zweien, die Johannes gehört hatten und Jesus
nachgefolgt waren, war Andreas, der Bruder des Simon Petrus.
41Der findet zuerst seinen Bruder Simon und spricht zu ihm: Wir haben
den Messias gefunden, das heißt übersetzt: der Gesalbte.
42Und er führte ihn zu Jesus. Als Jesus ihn sah, sprach er: Du
bist Simon, der Sohn des Johannes; du sollst Kephas heißen, das heißt übersetzt: Fels.
43Am nächsten Tag wollte Jesus nach Galiläa gehen und findet
Philippus und spricht zu ihm: Folge mir nach!
44Philippus aber war aus Betsaida, der Stadt des Andreas und Petrus.
45Philippus findet Nathanael und spricht zu ihm: Wir haben den gefunden,
von dem Mose im Gesetz und die Propheten geschrieben haben, Jesus, Josefs Sohn, aus Nazareth.
46Und Nathanael sprach zu ihm: Was kann aus Nazareth Gutes kommen!
Philippus spricht zu ihm: Komm und sieh es!
47Jesus sah Nathanael kommen und sagt von ihm: Siehe, ein rechter
Israelit, in dem kein Falsch ist.
48Nathanael spricht zu ihm: Woher kennst du mich? Jesus antwortete und
sprach zu ihm: Bevor Philippus dich rief, als du unter dem Feigenbaum warst, sah ich dich.
49Nathanael antwortete ihm: Rabbi, du bist Gottes Sohn, du bist der
König von Israel!
50Jesus antwortete und sprach zu ihm: Du glaubst, weil ich dir gesagt
habe, dass ich dich gesehen habe unter dem Feigenbaum. Du wirst noch Größeres als das sehen.
51Und er spricht zu ihm: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ihr werdet
den Himmel offen sehen und die Engel Gottes hinauf- und herabfahren über dem Menschensohn.
Diese Perikope enthält zwei wichtige Schlüsselaussagen:
die Kennzeichnung Jesu als des Lammes Gottes durch Johannes den Täufer, und
die Benennung des Simon als Petrus oder wie hier „Kephas”. Darüber
hinaus entwickelt dieser kurze Text eine Atmosphäre, die Nachfolge in ganz
eigener Weise spürbar werden läßt. Da ist die bloße Neugierde
der zwei, die die Aussage von Johannes dem Täufer vernehmen und die sich dann
auf Jesus einlassen, indem sie mit ihm gehen, und da ist die ganz spezifische Einladung,
die an Simon (Petrus) durch seinen Erstberufenen Bruder Andreas ergeht.
Man könnte der Frage nachgehen, welche Stellung Petrus im Johannes-Evangelium
hat. Es ist schon bemerkenswert, dass Andreas, sein sonst geringerer Bruder,
einer der zwei ersten Jünger ist, und dass Andreas dann Simon „beruft”.
Aber das würde dem Thema dieses Sonntages nicht entsprechen. Man könnte
auch die Aussage Johannes des Täufers aufnehmen und weiter untersuchen („Siehe,
das ist Gottes Lamm”), aber auch diese Aussage entspricht nicht dem Duktus
dieses Sonntages. An diesem Sonntag geht es thematisch um die Nachfolge, und darum
sind die beiden neugierigen Jünger sehr wichtig, die sich einfach aus Interesse
aufmachen. Ihr Interesse ist wohl durch die Aussage des Johannes geweckt worden,
denn bis dahin waren sie dem Täufer gefolgt. Der aber weist sie jetzt auf Jesus
als das Lamm Gottes hin.
Natürlich sind sie neugierig. Sie folgen Jesus, der nur vorüberging und
sie sogleich zur Rede stellt. Sie bekennen ihre Neugierde und werden eingeladen.
Diese Einladung ist gewiß nicht selbstverständlich. Wenn uns jemand aus
Neugierde zu nahe kommt, weisen wir ihn doch lieber ab, denn der Neugierige ist
uns ja gar nicht vertraut! Er will mehr über uns wissen, aber was können
wir über ihn erfahren? Wir empfinden es ja doch eher als lästig, wenn
jemand mehr wissen will über uns. Es macht uns nervös.
Jesus lädt sie ein, und sie bleiben einen Tag bei ihm. Diese Zeit, obgleich
sie nicht weiter beschrieben wird, genügt dem Andreas, um zu wissen: dieser
ist der Messias. Denn alsbald geht er los und sagt es seinem Bruder: „Wir haben
den Messias gefunden!”
Es ist schon beeindruckend, wie die Erkenntnis sofort auch das Bedürfnis nach
dem Weitersagen beinhaltet. Aber eigentlich ist es auch selbstverständlich.
Wenn ich etwas Neues erfahre, will ich es ja mitteilen. Von daher sollten wir in
der Predigt uns wohl auf die beiden beschränken und zur Nachahmung aufrufen.
Nachahmung, das heißt: neugierig sein. Schotten wir uns nicht ab, geben wir
uns nicht zufrieden mit dem, was wir wissen. Offensichtlich ist unsere Welt nicht
vollkommen, da muss es mehr geben, und danach sehnen wir uns, das suchen wir.
Wir mögen es in Jesus gefunden haben, aber die Frage ist dann ja doch, inwieweit
wir bei ihm geblieben sind. Haben wir es länger als bis zur 10. Stunde ausgehalten?
Oder sind wir bald schon wieder auf unseren eigenen Weg zurückgekehrt?
Die Neugierde darf nicht nachlassen. Gott will gesucht werden, er will gefunden
werden, er will gefragt werden. Gott reagiert positiv auf Neugierde, und das sollte
ermutigen. Wenn wir die Erkenntnis gewonnen haben, dass Jesus der Messias,
der Heiland, ist, wird es nicht mehr schwer fallen, es auch weiterzusagen. Aber
nicht auf die Art: Wir kennen ihn jetzt, und ihr müßt uns glauben, was
wir euch erzählen, sondern: Wir haben ihn gesehen. Kommt und seht selbst, erfahrt,
dass dieser der Messias ist. Lasst euch auf ihn ein!
O Lamm Gottes, unschuldig (EG 190.1)
Christe, du Lamm Gottes (EG 190.2)
Lamm Gottes (EG 190.3)
Siehe, das ist Gottes Lamm (EG 190.4 - Kanon)
Preis, Lob und Dank (EG 245)
Einer ist's, an dem wir hangen (EG 256)
Jesus, der zu den Fischern lief (EG 313)
Such, wer da will, ein ander Ziel (EG 346)
Lasset uns mit Jesus ziehen (EG 384)
Bei dir, Jesu, will ich bleiben (EG 406)
Einer ist unser Leben (KHW-EG 552)
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