das Kirchenjahr

1. Sonntag nach Epiphanias

Die Taufe Jesu

Predigtanregung

Am 1. Sonntag nach Epiphanias steht die Taufe Jesu im Mittelpunkt, die früher auch am Epiphaniastag selbst gefeiert wurde. Hiermit wird Jesus aus seinem einfachen Menschsein herausgenommen und von Gott berufen. Es ist Teil des großen Geheimnisses der Gottheit und Menschheit in Jesus Christus, dass diese Berufung und Taufe mach Jesu eigenen Worten notwendig ist. Jedoch ist eigentlich nur das Evangelium dieses Sonntages mit der Taufe Jesu „beschäftigt”. Die anderen Texte haben die Botschaft im Mittelpunkt, die durch Jesus die Welt veränderte: Tut Buße, kehrt um, wendet euch Gott zu, der durch Jesus eure Sünden getilgt hat.

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VI - 1. Kor 1, 26-31

26 Seht doch, liebe Brüder, auf eure Berufung. Nicht viele Weise nach dem Fleisch, nicht viele Mächtige, nicht viele Angesehene sind berufen. 27 Sondern was töricht ist vor der Welt, das hat Gott erwählt, damit er die Weisen zuschanden mache; und was schwach ist vor der Welt, das hat Gott erwählt, damit er zuschanden mache, was stark ist; 28 und das Geringe vor der Welt und das Verachtete hat Gott erwählt, das, was nichts ist, damit er zunichte mache, was etwas ist, 29 damit sich kein Mensch vor Gott rühme. 30 Durch ihn aber seid ihr in Christus Jesus, der uns von Gott gemacht ist zur Weisheit und zur Gerechtigkeit und zur Heiligung und zur Erlösung, 31 damit, wie geschrieben steht (Jeremia 9,22.23): «Wer sich rühmt, der rühme sich des Herrn!»

Ein Text, der denen, die an der Trinitätslehre oder der Gottessohnschaft Jesu verzweifelt sind, weil es intellektuell nicht fassbar ist, Trost spendet. Auf der anderen Seite wird es natürlich nicht als Lob angesehen, wenn man sich „töricht” nennen muss, will man teilhaben an dieser Botschaft.
Paulus schreibt einer Gemeinde, die zum größeren Teil aus der unteren Schicht der Bevölkerung zusammengesetzt ist. Sie fühlen sich schwach, denn sie bleiben Unterdrückte, trotz der freimachenden Botschaft von Jesus Christus. Gerade das aber macht sie zu Auserwählten, sagt Paulus, denn Gott hat sie ja erwählt, dass sie die Botschaft annehmen. Das ist ebenso der Tenor der Weihnachtsgeschichte nach Lukas, wo die Außenseiter der Gesellschaft gerufen werden, den Heiland zu sehen, der ihnen geboren ist.
Paulus stellt den Christen das, was stark ist, gegenüber, die Weisen und Mächtigen, die nichts von Gott wissen. Sie werden letztlich zunichte gemacht, so unscheinbar, wie es jetzt die Auserwählten sind, die dann aber vornean stehen werden, zum Lobe Gottes.
Ein anderer Aspekt dringt ein und scheint zunächst wenig Zusammenhang mit dem bisher Gesagten (Verse 26-28) zu haben: Niemand soll sich vor Gott rühmen, sondern wer sich rühmt, der rühme sich des Herrn. Der Zusammenhang wird bei näherem Hinsehen deutlich: die Unterdrückten und Außenseiter haben nichts, wessen sie sich rühmen können, und tun es deswegen auch nicht. Nur Gottes können sie sich rühmen, wenn sie seine Hilfe erfahren. Die Weisen und Mächtigen aber rühmen sich ihrer selbst, ihres Wissens, ihrer Macht, und brauchen Gott offenbar gar nicht. Sie rühmen sich selbst und missachten Gott.
Der kirchenjahreszeitliche Zusammenhang ist kaum erkennbar, wenn er denn überhaupt da ist. Paulus erwähnt mit keinem Wort die Taufe Jesu. Die Erwählung der Schwachen ist auch kein Thema der Taufe Jesu, auch nicht am Rande. Vielleicht lässt sich ein Zusammenhang herstellen dadurch, dass die, die sich taufen ließen, sich ihrer Schuld und Unvollkommenheit bewusst waren, und sich Jesus mit ihnen solidarisiert. Denn von dieser Solidarisierung spricht hier ja auch Paulus. Das wäre zwar recht weit hergeholt, aber doch plausibel, vorausgesetzt, man versteht die Taufe Jesu als eine Solidarisierung Jesu mit den Unterdrückten und Schwachen.
Die Predigt könnte so gestaltet werden, dass das im Text Gesagte direkt nachempfunden werden kann. Was töricht ist vor der Welt, hat Gott erwählt: wenn in der Predigt etwas gesagt wird, das die Zuhörer als „töricht” bezeichnen würden, und dann darauf hingewiesen wird, dass dies die Relatität der Weisen und Mächtigen vor Gott ist (nämlich dass sie die Botschaft Gottes nicht verstehen), wäre wohl das Wesentliche des Textes schon zum Ausdruck gekommen.

Liedvorschläge:

Ein Herz, das Demut liebet (EG 10, 3-4)
Auf, Seele, auf und säume nicht (EG 73)
Mein Seel, o Herr, muss loben dich (EG 308)
Sollt ich meinem Gott nicht singen (EG 325)
Ich will dem Herrn singen (EG 340)



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