das Kirchenjahr

Paul Speratus

* 13.12.1484, + 12.8.1551

Lebenslauf von Paul Speratus

Einführung

Paul Speratus wurde am 13. Dezember 1484 in Rötlen bei Ellwangen geboren, studierte Theologie, Philosophie und Jura an verschiedenen Universitäten und schloss die Studien mit den Doktortiteln aller drei Fakultäten ab. Dass er dies tun konnte, lässt vermuten, dass er reiche Eltern oder reiche Gönner gehabt hat.
Jedenfalls wollte er Priester werden und wurde vermutlich im Jahre 1506, also im Alter von 22 Jahren, zum Priester geweiht. Von Johann Eck, dem Widersacher Martin Luthers, war er noch zehn Jahre später sehr beeindruckt, doch trat wohl kurze Zeit danach ein Wandel ein.
Denn als Speratus 1520 zum Domstiftprediger nach Würzburg gerufen wurde, folgte er nur widerstrebend, doch als er dort Anhänger der lutherischen Lehre im Domkapitel fand, war er doch erleichtert.
Seine Predigten folgten dem reformatorischen Gedankengut, weswegen der Bischof von Würzburg schon bald eingriff und die Abtrünnigen vertrieb oder in die Zucht nahm. Auch Speratus, der inzwischen geheiratet hatte, sollte gefangen genommen werden, doch floh er noch rechtzeitig nach Salzburg, wo er eine kleine evangelische Gemeinde um sich sammelte.
Aber auch dort gab es einen wachsamen Bischof, der die reformatorische Lehre nicht dulden wollte, und so zog er nach Ofen, wohin er einen Ruf erhalten hatte. Auf dem Weg predigte er im Stephansdom in Wien, da ihm nach wie vor als römisch-katholischer Priester die Kanzel nicht verwehrt wurde. Doch war der Inhalt der Predigt derart, dass man ihn kurzerhand exkommunizierte, so dass er nun auch die Stelle in Ofen nicht annehmen konnte.
Er wandte sich nach Wittenberg. Auf dem Weg dorthin machte er Station in der mährischen Bergbaustadt Iglau, wo er von dem Abt des Dominikanerklosters gebeten wurde, als Prediger im Kloster zu bleiben. Zu der Zeit lag der Abt mit seinen Mönchen im Streit. Doch als Speratus in seinen Predigten deutlich sagte, dass man alleine durch den Glauben an das Versöhnungswerk Gottes durch Jesus Christus vor Gott gerecht werden könne und nicht durch Werke, stellten sich Mönche und Abt gemeinsam gegen den neuen Prediger. Auf der anderen Seite aber waren der Rat und die Bürgerschaft Iglaus von den Predigten so angetan, dass sie schworen, an der neuen Lehre festzuhalten und mit Leib und Leben dafür einzustehen.
Diese Begeisterung veranlasste Speratus, in ganz Mähren umher zu ziehen und das Evangelium an allen Orten zu verkünden. Den mährischen Brüdern wurde er ein starker Helfer, indem er die Verbindung mit Martin Luther pflegte.
Doch der Bischof von Olmütz wurde auf den Prediger aufmerksam und lud ihn zu einem Religionsgespräch ein. Der freundlich klingenden Einladung folgend, wurde Speratus gefangen genommen und zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt.
Zwölf Wochen lang wartete er auf die Vollstreckung des Urteils. In dieser Zeit erfuhr er, dass die Iglauer ihr Gelübde, dem evangelischen Glauben treu zu bleiben, verwarfen und lieber einen gnädigen Kaiser haben wollten. Man vermutet, dass in dieser Zeit im Kerker das Lied „Es ist das Heil uns kommen her” (EG 342) entstanden ist, um den Iglauern Mut zum reformatorischen Bekenntnis zu machen.
Nachdem hohe Persönlichkeiten sich für ihn eingesetzt hatten, wurde Speratus still und heimlich wieder frei gelassen unter der Bedingung, die böhmischen und mährischen Lande unverzüglich zu verlassen.
Speratus wollte seine Gemeinde aber nicht allein lassen und kehrte bald wieder zurück, wurde jedoch nicht mehr so wohlwollend wie zuerst empfangen. Man gab ihm ein Empfehlungsschreiben mit, wollte aber ansonsten nichts mit dem protestantischen Glauben zu tun haben.
So kam Speratus 1524 nach Wittenberg, wo er an der Seite Martin Luthers am ersten evangelischen Gesangbuch mitarbeitete. Das sogenannte „Achtliederbuch” enthielt neben vier Lutherliedern auch drei von Speratus sowie ein weiteres von einem anonymen Dichter.
Auf Luthers Rat folgte Speratus dann noch im gleichen Jahr dem Ruf des Hochmeisters, als Schlossprediger nach Königsberg zu gehen, wo er 5 Jahre lang wirkte. 1530 wurde er zum Bischof von Pomesanien ernannt und zog nach Marienwerder. In diesem Amt blieb er bis zu seinem Tod. Es war kein leichtes Amt: es gab wenige Straßen, so dass man sich meist zu Fuß fortbewegen musste, und man sprach unterschiedliche Sprachen.
Speratus' Vorgänger war zwar zum lutherischen Glauben übergetreten, hatte aber nicht viel getan, um dies auch in seiner Diözese umzusetzen. So sorgte Speratus nun dafür, dass die Pfarrer das reformatorische Bekenntnis in rechter Weise lehrten. Das tat er, indem er die Gemeinden aufsuchte, Synoden zusammenrief und unermüdlich selber die Kanzel bestieg und das Evangelium verkündigte.
Er ist sich selbst und seinem Glauben stets treu geblieben, was man deutlich an den Predigten, die er seit seiner Zeit in Würzburg niedergeschrieben hatte, deutlich erkennen kann. Er starb am 12. August 1553 und wurde im Dom zu Marienwerder beigesetzt.