das Kirchenjahr

Matthäus Ulicky

+ 11.9.1627

Einführung

Matthäus Ulicky war Diakon in dem Ort Czaslau in Böhmen. Dort verkündigte er das Wort gemäß der reformatorischen Lehre und reichte das Abendmahl in beiderlei Gestalt, was zum Anstoß wurde. Also floh er und wanderte ziellos durch Mähren, Österreich und Ungarn. Doch trieb ihn die Sorge um seine Gemeinde wieder zurück. Er hielt sich in Kirchleb versteckt, von wo er das Wort predigte und das Sakrament spendete. Auch besuchte er seine kranke Frau und sprach ihr Trost zu. Als er von einem dieser Besuche zurückkehrte, wurde er gefangen genommen.
Nun wurde er gefoltert, denn man wollte von ihm erfahren, wer von ihm das Sakrament in beiderlei Gestalt genommen hatte. Man stellte ihm in Aussicht, ihn am Leben zu lassen, wenn er in die römische Kirche zurückkehren würde, aber er wollte das Amt, das Christus und nicht der Kaiser ihm aufgetragen hatte, nicht niederlegen. Zuletzt versuchte man, ein Geständnis der Teilnahme am Aufstand der Bauern gegen den Kaiser zu erpressen, aber auch dieses Geständnis blieb Ulicky schuldig. Einer von denen, die der Folter beiwohnten, war Gregor Kosischnik, der erst den protestantischen Glauben angenommen, nun aber wieder abgefallen war. Dieser forderte Ulicky auf, die ganze Wahrheit zu sagen, um sein Gewissen zu erleichtern, doch der antwortete nur, er habe besser für sein Gewissen gesorgt als Kosischnik für das seine. Wenig später erkrankte Kosischnik an einer rätselhaften Krankheit und starb.
Am 11. September wurde er zum Schafott geführt. Auf dem Weg sang er den 70. Psalm: "Eile, Gott, mich zu erretten, Herr, mir zu helfen...". Niemand durfte zuschauen, wer am Fenster stand, wurde mit dem Gewehr bedroht. Die Trommeln wurden gerührt, damit niemand hören konnte, was Ulicky sagte. Am Richtplatz schlug ihm der Henker erst die rechte Hand ab, weil er mit dieser den Kelch gereicht hatte, und dann wurde ihm das Haupt abgeschlagen, nachdem er seinen Geist in Gottes Hände befohlen hatte.