das Kirchenjahr

Ostermontag

Auf dem Weg*

Predigtanregungen

Der Ostermontag nimmt Bezug auf die Ereignisse unmittelbar nach der Auferstehung. Die Reaktion der Jünger und die ersten Erscheinungen Jesu stehen nun im Mittellpunkt, wobei auch die Konsequenzen der Auferstehung schon deutlich werden.

Zu den Perikopen

  • I: Jes 25, 6-9

    Es geht in diesem Text wohl um das Ende der Welt. Gott wird sein Gericht über alle Völker halten. In diesem Gericht wird das Volk Israel gut wegkommen. Beachtenswert aber ist die Aussage, dass Gott den Tod verschlingen wird auf ewig. Hier wird Auferstehungshoffnung geweckt oder zumindest die Hoffnung auf ewiges Leben (denn von Auferstehung wird hier ja nicht gesprochen), was es sonst in den Schriften des ersten Bundes selten gibt. Gott wird allen anderen Völkern zeigen, welchen Stellenwert Israel vor ihm hat. Es ist das Volk Gottes, und wird es bleiben, auf ewig, bis zum Jüngsten Tag.
    Dann werden, die dem Volk Israel angehören, auch keine Zweifel mehr haben, sondern Gott erkennen, ihn wahrnehmen. Nun können sie alle jubeln und fröhlich sein über die Größe ihres Gottes.
    Schön ist der Gedanke, dass Gott alle Tränen abwischen wird. Es ist eine sehr persönliche Geste, die Erfahrung der unmittelbaren Nähe Gottes.
    Der Text gehört zur manchmal so genannten "Apokalypse des Jesaja", obgleich die Kapitel 24-27 keine apokalyptischen Züge tragen. Sie befassen sich nur mit dem Weltenende.
    Der kirchenjahreszeitliche Zusammenhang ist deutlich. Es geht natürlich um die Überwindung des Todes, aber in diesem Jesaja-Text scheint es, dass diese Überwindung des Todes nur dem Volk Israel zuteil wird. Denn natürlich ist dies die Weissagung für das Volk Israel, wie ja Vers 8 recht deutlich zeigt. Dennoch ist es sicher möglich, diese Gedanken mit entsprechender Vorsicht auch auf uns anzuwenden. Dabei kann betont werden, dass Gott alle Trauer von uns nehmen wird in einem Akt, der seine Nähe ganz deutlich spürbar macht.

  • II: Lk 24, 36-45

    „Weg mit allen Zweifeln!” Das scheint das Thema dieses Textes zu sein. Jesus erscheint den Jüngern und führt ihnen demonstrativ vor, dass er leiblich unter ihnen ist, und nicht nur als Geist. Er läßt sich von ihnen anfassen, er ißt vor ihren Augen. Nun könnte freilich ein anderer Zweifel auftauchen, nämlich dass Jesus gar nicht richtig tot war. Aber dem wird gewehrt, indem dieses Ereignis dicht auf die Kreuzigung folgt: alles geschieht innerhalb eines Tages, dem Tag, an dessen Morgen "die Frauen" zum Grab gegangen waren und feststellen mussten, dass Jesus nicht mehr darin war. Es wäre wohl kaum möglich gewesen, dass innerhalb von drei Tagen sich ein Mensch so weit erholen könnte von den Strapazen der Kreuzigung (Blutverlust usw.), dass er schon wieder ganz souverän herumlaufen könnte. Nein, dieser ist Jesus, der Sohn des Allerhöchsten, der am Kreuz gestorben ist und von seinem himmlischen Vater wieder auferweckt wurde! KEIN Zweifel!
    Die Original-Perikope schließt mit dem Hinweis auf die Schrift und der Feststellung, dass Jesus sie ihnen öffnete. Es ist gewiß nicht verboten, die nachfolgenden Verse 46 und 47 ebenfalls zu lesen, so dass man weiß, worum es dort geht; es scheint sogar geboten, denn wenigstens diese zwei Verse gehören in den Zusammenhang. Freilich ist der Text, auf den sich Jesus bezieht (Hosea 6, 2), nicht auf den Messias bezogen, sondern auf das Volk Israel, so dass man diesen Aspekt nicht zu wichtig nehmen sollte. Es ist klar, dass es hier darum ging, den Lesern noch einen weiteren Beweis zur Ausräumung aller Zweifel zu liefern, nämlich die Schrift, deren Autorität unter den Juden nicht angezweifelt wurde. Nun geht es nur noch darum, sie auf Jesus anzuwenden.
    Wir alle sind voller Zweifel. Mit dem ständigen Wachsen unseres Wissens, das uns nun sogar fähig gemacht hat, Lebewesen "herzustellen", also Gottes Stelle einzunehmen als Schöpfer, wird die Schlußfolgerung immer logischer, dass wir einen Gott nicht brauchen. Gibt es ihn? "Wohl kaum, denn wenn es ihn gäbe, gäbe es doch nicht so viel Elend in dieser Welt!", ist eine beliebte Antwort. Oder: "Wenn es ihn gibt, dann kümmert er sich nicht mehr um uns, wir sind ihm egal." Zweifel, oft schon zementierte Überzeugungen. Gottesdienstbesucher werden solche Überzeugungen nicht teilen, aber sie werden immer wieder mit Zweifel konfrontiert werden. Dieser Text antwortet dem Zweifel mit Beweisen, die wir nicht liefern können. Wir können nicht plötzlich einen Jesus produzieren. Uns bleibt nur die Erfahrung und die Schrift (das sogenannte Neue Testament), um Zweifel auszuräumen.
    Aber ist dies überhaupt nötig? Ist das Auftreten Jesu unter den Jüngern wirklich nur als Beweisproduktion zu sehen? Wohl kaum. Jesus kommt zu ihnen, um ihnen zu sagen, dass alles erfüllt wurde, was von ihm gesagt wurde. Dass Gott sein Erlösungswerk vollendet hat. Dass nun ein neues Kapitel der Menschheit begonnen hat, ein Kapitel, das von Vertrauen und Liebe gekennzeichnet ist, Vertrauen und Liebe zu Gott und dem Nächsten.
    Dass dem noch nicht weltweit so ist, mag man damit erklären, dass eben nicht jeder Jesus angenommen hat, dass viele in Gottesferne leben und entweder die Gottesnähe, die Jesus geschaffen hat, nicht wollen, oder aber nicht wissen, wie sie dorthin kommen. Der Vers 47, auch wenn er nicht original in der Perikope mit eingeschlossen ist, ist gewiß sehr wichtig: er redet von der Konsequenz des neuen Wissens, dass Gott Nähe zum Menschen gesucht und gefunden hat: die Verkündigung der Vergebung der Sünden unter allen Völkern. Diese Welt ist immer noch in Dunkelheit, also geht hinaus und predigt, sagt es allen weiter, verkündigt die Liebe Gottes! Das ist es, worauf es ankommt; das ist, was die neue Welt werden läßt, die neue Menschheit, die mit Jesus begonnen hat.

  • III: Offb 5, 6-14

    Die intensive Bildersprache lässt der Phantasie freien Lauf. Hier muss man behutsam sein und darf sich nicht verrennen.
    Da haben wir zunächst das sprichwörtliche "Buch mit sieben Siegeln". Ein Einstieg mit diesem Sprichwort wäre vielleicht angebracht, denn darin wird ja zum Ausdruck gebracht, dass eine Sache unklar ist und bleibt. Allerdings wendet man diese Aussage oft mit einem Achselzucken an, wodurch gesagt wird, dass man sich nicht weiter um dieses "Buch" bemühen will. Das ist hier aber anders: das Buch ist ganz offensichtlich von großer Wichtigkeit: Der Verfasser der Offenbarung ist sehr traurig ("ich weinte sehr"), als er bemerkt, dass niemand für würdig befunden wurde, das Buch zu öffnen. Auf diesen Unterschied zu dem sprichwörtlichen Gebrauch muss unbedingt hingewiesen werden.
    Die Aussage des Ältesten (leider in Vers 5 und damit nicht Teil dieser Perikope) ist von Bedeutung: dass der Löwe aus dem Stamm Juda, die Wurzel Davids, überwunden hat, "aufzutun das Buch und seine sieben Siegel".
    Mit dem Bild des Löwen wird auf biblische Tradition (1. Mose 49, 9) zurückgegriffen, ebenso mit der "Wurzel Davids" (z.B. Jes 4, 2 oder Jer 23, 5). Somit ist hier kein großer Deutungsspielraum gegeben.
    Der Text selbst steckt auch voller Symbole: Da ist die Zahl 24 für die Ältesten (das alte und das neue Gottesvolk in Gemeinschaft), die Rauchschwaden, die die Gebete der Heiligen darstellen (eigentlich das Räucherwerk), und dann natürlich das Lamm, das eindeutig auf Jesus hinweist. Der Lobpreis der Engel sollte durch ein entsprechendes Lied der Gemeinde vergegenwärtigt werden, denn hier liegt der Schwerpunkt des Predigttextes. Diesen Schwerpunkt sollte man auch in der Predigt setzen: „Das Lamm ist würdig, zu nehmen Kraft und Reichtum und Weisheit und Stärke und Ehre und Preis und Lob!
    Die Verse 1-5 haben den Hinweis auf den Löwen aus Juda, die Wurzel Davids zum Höhepunkt. Dieser "Löwe" ist es, der würdig ist, das mit sieben Siegeln verschlossene Buch zu öffnen. Das Buch ist von großer Wichtigkeit, warum, bleibt uns aber verschlossen. Vielleicht ist es gerade dies: dass es ausser diesem einen keinen gibt, der würdig ist, es zu öffnen. D.h., es gibt nur einen einzigen, der die höchsten Voraussetzungen erfüllt. Das hieße für die Predigt: wir sind auf diesen Einen zurückgeworfen, wir sind nicht in der Lage, unser eigenes Schicksal in die Hand zu nehmen, weil wir dazu nicht für würdig befunden wurden.
    Der kirchenjahreszeitliche Zusammenhang wird in dieser Perikope darin deutlich, dass endlich einer gefunden ist, der würdig ist, dieses Buch zu öffnen. Das Lamm ist der Auferstandene!

  • IV: Jona 2 (1-2)3-10(11)

    Vom „Zeichen des Jona” hat Jesus geredet, und das ist wohl auch der Anlass dafür, dass ein Abschnitt aus dem Jona-Buch am Ostermontag als Predigttext vorgeschlagen wird. Das Dankgebet des Jona spricht zwar vom Tod und vermittelt den Eindruck, dass der so betende Mensch aus einer todbringenden Situation errettet wurde - was ja auch stimmt. Jona hat den Tod nicht erlitten. Aber er war eine Zeit lang untergetaucht, bewahrt im Bauch eines Fisches. Inwieweit es sich bei der Jonageschichte um Wahrheit oder „nur” Bildworte handelt, ist nicht relevant. Es geht um die Erfahrung, allem Leben entzogen zu sein. Jona war praktisch gesehen tot, denn er konnte keinen Umgang mehr mit anderen Menschen haben. Erst als er wieder an Land gespien wurde, kehrte er gewissermaßen zum Leben zurück. Deswegen hat auch die frühe christliche Kirche die Erzählung von Jona als Hinweis auf Jesu Tod und Auferstehung gedeutet.
    Allerdings bestehen zwischen Jesu Tod und Auferstehung und Jonas „Untertauchen” gravierende Unterschiede, weswegen es weniger sinnvoll scheint, diese Verbindung zu betonen, sondern vielmehr auf die Erfahrung Jonas zu schauen. Er deutet mit den ersten Sätzen wohl auf die Schiffsreise hin (Vers 3) und darauf, dass er dann über Bord geworfen worden war (Vers 4). Es ist interessant, dass Jona hier Gott selbst als Ursache für diese verzweifelte Tat der Schiffsleute bezeichnet - dabei hatte er selbst sie dazu aufgefordert, ihn über Bord zu werfen. Jona stellt damit sein gesamtes Handeln unter den Willen Gottes und sieht darum auch in seinen eigenen Verfehlungen letztlich Gott am Werk. Tatsächlich erscheint uns die kurze uns bekannte Episode aus dem Leben Jonas so, als ob er hätte tun können, was er wollte, immer wäre es darauf hinausgelaufen, dass er nach Ninive gezogen und dort die Bußpredigt gehalten hätte. Gab es für ihn einen Ausweg? Wohl kaum.
    Hier wäre nun eine deutlichere Parallele zu Jesu Tod (und Auferstehung) zu erkennen: Jesus sträubte sich ja auch (Gebet in Gethsemane), fügte sich aber dem Willen Gottes, der zum Kreuz führte. Man könnte von hier aus zu dem Schluss kommen, dass der Mensch nicht frei ist in seinen Entscheidungen, sondern Gott am Ende seinen Willen immer durchsetzt (Prädestination). Das würde aber wohl zu weit führen. Denn sowohl Jona als auch Jesus haben freiwillig entschieden, den Weg zu gehen, den sie gegangen sind. Es ist die Erkenntnis, dass wir Gott nicht entrinnen können, wenn wir uns auf Gott eingelassen haben, die uns Schritte tun lässt, die wir sonst vielleicht nicht tun würden. Und wer weiß, ob das nicht auch für die Menschen gilt, die von Gott nichts wissen wollen. Aber es heißt nicht, dass wir wie Marionetten von Gott gesteuert werden.
    Am Ostermontagmorgen noch einmal auf den Karfreitag zurück zu blicken, was angesichts dieses Predigttextes nötig wäre, scheint falsch zu sein (die Perikope wird ja auch schon für den Karsamstag vorgeschlagen). Auch Vers 9, der eine ganz wesentliche, vielleicht sogar die wichtigste, Aussage der Perikope enthält, passt nicht zum Ostermontag. Von daher bin ich versucht, zu empfehlen, einen der Marginaltexte auszuwählen und auf die Auslegung dieses Textes zu verzichten. Wenn es aber doch dieser Text sein soll, wird es nötig sein, die Erfahrung Jonas mit dem Ostergeschehen in Beziehung zu setzen : so wie Jonas erkennt, dass Gott uns aus dem Tod herausholt (auch wenn Jona nicht tot war), so dürfen wir erkennen, dass die (Schein-)Realität des Todes nicht endgültig ist.

  • V: Lk 24, 13-35

    folgt später

  • VI: 1. Kor 15, 50-58

    Kaum eine andere Frage bewegt die Menschheit so sehr wie diese: was passiert mit uns nach unserem Tod? Die Erfahrung hat uns eindeutig gelehrt: der Körper verwest, er verfällt zu Staub, nichts bleibt. Dass dies alles sein soll, kann sich der Mensch nicht vorstellen, der erkannt hat, wie wunderbar jeder einzelne gemacht ist, wie sehr jeder einzelne ein Unikum darstellt, mit ganz besonderen Fähigkeiten und ganz besonderen Schwächen.
    Paulus versucht hier, die Frage zu beantworten, wobei er sich natürlich nicht auf Erfahrungen berufen kann. Immerhin sieht er dem Tod realistisch ins Auge als der Endstation für den physischen Körper. Die Zeit der "letzten Posaune", das Endgericht, wird eingeleitet mit einer Verwandlung aller zur Unverweslichkeit hin. Wie genau das aussehen wird, kann Paulus freilich nicht sagen. Fest steht, dass es keine Verweslichkeit mehr geben wird. Es scheint wohl auch klar zu sein, dass bereits Gestorbene diese Verwandlung in der Auferstehung erfahren.
    Mit diesem Wissen, dass allein aus Glauben genährt werden kann und das auf der Erfahrung basiert, dass Jesus Christus den Tod überwunden hat, kann Paulus dann sagen, dass der Tod keine Gewalt mehr über uns hat. Das bekannte Wort in Vers 55, das Luther etwas anders übersetzt hatte (Tod, wo ist dein Stachel? Hölle, wo ist dein Sieg?) macht Kranken und Sterbenden Mut.
    Einen theologischen Mini-Exkurs kann sich Paulus nicht verkneifen, nachdem er dieses Trostwort gesprochen hat: "Der Stachel des Todes aber ist die Sünde, die Kraft der Sünde ist das Gesetz." Fast erscheint dieser Satz wie ein Einschub, denn danach folgt "Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gibt durch unseren Herrn Jesus Christus!". Würde das "Aber" herausgenommen, würde sich dieser Satz nahtlos an den Vers 55 anfügen.
    Auch Vers 58 ist nicht ganz unproblematisch im Ganzen dieses Textes. Eine Ermahnung, zuzunehmen im Werk des Herrn, mag noch hingehen, die Begründung aber scheint überhaupt keinen Zusammenhang mit dem vorher Gesagten zu haben: "weil ihr wisst, dass eure Arbeit nicht vergeblich ist in dem Herrn". Man könnte einen Zusammenhang herstellen, indem man auf die letzte Posaune und damit das Gericht, den Jüngsten Tag, verweist. Was immer ihr tut, wird auch nach eurem Tod noch Gewicht haben, weil euer Tod nicht endgültig ist. Ob dies wirklich so verstanden werden soll, ist schwer zu sagen.
    Angesichts des kirchenjahreszeitlichen Zusammenhang liegt es nahe, die Verse 56 und 58 zwar nicht außen vor zu lassen, aber ihnen doch ein geringeres Gewicht zu geben. Entscheidend ist die tröstende Aussage, dass der Tod überwunden ist und dass wir diese Tatsache im Glauben annehmen.
    Die Predigt könnte diese Botschaft dadurch verstärken, indem zunächst die Macht des Todes in unserer Welt dargestellt wird, um ihr dann die Macht der Auferstehung entgegenzustellen.

  • Marginaltexte: Apg 10, 34a.36-43
    Apg 13, 30-33.38-39

    Zu Apg 10, 34a.36-43:
    Es ist durchaus eine Frage wert, warum die Verse 34b und 35 nicht mit in die Perikope reingenommen wurden, denn sie stellen den Grund dar, warum Petrus so predigt. Er hatte sich zuvor stets geweigert, auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, ob Jesus den Heiden, d.h. den Nichtjuden, irgendetwas bedeuten könne. Für ihn war Jesus der Messias, und der Messias hatte nur für das Volk Israel eine Bedeutung. Die Heiden würden sich dem so oder so unterordnen, konnten aber unmöglich zum Volk Gottes dazugehören.
    Die Verse 36-39 sind zunächst nur eine simple Zusammenfassung des Wirkens Jesu. Man könnte bemerken, dass Petrus übertreibt, wenn er sagt, Jesus habe alle gesund gemacht, die in der Gewalt des Teufels waren (Vers 38). Jesus heilte ja keineswegs alle, sondern höchstens die, die ihm begegneten und von ihm Hilfe erbaten, also in einer gewissen Weise auch schon an ihn glaubten.
    Die Verse 40-42 schildern nun etwas, wovon wir in den Evangelien nur teilweise erfahren und was hier scheinbar aus erster Hand berichtet wird (denn dieser Bericht selbst stammt ja nicht aus erster Hand). Der Auftrag Jesu an seine Jünger wird hier präzisiert, zugleich auch die Funktion Jesu, die so in den Evangelien nicht deutlich gemacht wird: dass Jesus "bestimmt ist zum Richter der Lebenden und der Toten".
    Beachtenswert ist nun der letzte Vers (43) unserer Perikope: dass durch Jesus alle, die an ihn glauben, Vergebung der Sünden empfangen sollen, leitet Petrus von den Propheten ab. Es ist nicht Bestandteil der Verkündigung Jesu! Wenn man im prophezeiten Gottesknecht Jesus wiedererkennt, was ja durchaus möglich ist, dann lässt sich dieser Gedankengang allerdings nachvollziehen (s. Jes 52-53).
    Der kirchenjahreszeitliche Zusammenhang wird hergestellt durch den Hinweis auf bzw. Bericht über die Auferstehung Jesu, scheinbar aus erster Hand. Ob dies allerdings das Wesentliche der Perikope ist, kann in Frage gestellt werden. Geht es Petrus nicht darum, zu begründen, warum er nun hier vor dem Heiden Kornelius und seiner Familie steht?
    Beides lässt sich freilich miteinander vereinbaren. Als Zeuge der Auferstehung hat Petrus einen Auftrag, den er unbedingt ausführen muss. Dass dieser Auftrag über die selbst gesetzte Grenze hinausgeht, hat er nun erfahren. Auch wir haben einen Auftrag - nicht weil wir Zeugen der Auferstehung sind, sondern weil wir die Auferstehung glauben. Auch unser Auftrag ist der der Verkündigung - mit Worten und mit Werken. Und wenn wir uns dazu begeben, diesen Auftrag wahrzunehmen, dann müssen wir darauf gefasst sein, wie Petrus Überraschungen zu erleben. Da können Hindernisse fallen, die wir uns selbst gesetzt haben. Denn Gottes Geist weht, wo er will, und lässt sich nicht durch unser Denken und Tun in feste Bahnen lenken.
    Entsprechend kann die Predigt erst einmal dazu ermutigen, den Verkündigungsauftrag, der ja doch an uns alle ergangen ist, wahrzunehmen. Hinweise auf die vielfältigen Möglichkeiten sind dabei natürlich angebracht. Die Quelle unserer Kraft ist, so wie schon der Predigttext für den Ostersonntag nahegelegt hat, der Glaube an die Auferstehung Christi, und nicht nur sein Reden und Tun. Darum sollte die Predigt zu diesem Zentrum unseres Glaubens führen.



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