Der Name des Sonntags Okuli leitet sich vom Beginn der lateinischen
Antiphon ab: „Okuli mei semper ad Dominum, quoniam ipse evellet de laqueo
pedes meos” (Ps 25, 15; deutsch s. unten, wörtliche Übersetzung von „Okuli” hervorgehoben).
Der Sonntag Okuli hat das Thema „Konsequente
Nachfolge”. In diesem Thema klingt alles mit, was zum Thema Nachfolge von Bedeutung
ist. Nicht unbedeutend ist in manchen Perikopen auch die Bereitschaft zum Verzicht
auf weltliche Güter.
Der Sonntag Okuli steht im Mittelpunkt der Fastenzeit (die Heilige Woche ist hier
ausgenommen), und als solcher sollte er auch begangen werden: es sollte eine Bekräftigung
der Entscheidung zur Nachfolge stattfinden, und im Rahmen der Fastenzeit kann man
vielleicht auch generell noch einmal auf verschiedene Möglichkeiten des Verzichtes
eingehen. Die Stellung des Sonntags als Mittelpunkt der Fastenzeit vor der Heiligen
Woche lädt auch dazu ein, das Leiden und Sterben Jesu, wodurch wir gerecht
werden, vorweg zu erahnen. Denn dadurch ist ja auch unser Versuch, an diesem Leiden
durch Verzicht auf etwas liebgewonnenes teilzuhaben, ohne Verpflichtung möglich.
Der von uns geleistete Verzicht erfolgt aus freien Stücken und bringt uns keinen
Gewinn bei Gott, aber für uns selbst.
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VI - 1. Petr 1, (13-17) 18-21Darum umgürtet die Lenden eures Gemüts, seid nüchtern und setzt eure Hoffnung ganz auf die Gnade, die euch angeboten wird in der Offenbarung Jesu Christi. 14 Als gehorsame Kinder gebt euch nicht den Begierden hin, denen ihr früher in der Zeit eurer Unwissenheit dientet; 15 sondern wie der, der euch berufen hat, heilig ist, sollt auch ihr heilig sein in eurem ganzen Wandel. 16 Denn es steht geschrieben (3. Mose 19,2): «Ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig.» 17 Und da ihr den als Vater anruft, der ohne Ansehen der Person einen jeden richtet nach seinem Werk, so führt euer Leben, solange ihr hier in der Fremde weilt, in Gottesfurcht; 18 Denn ihr wisst, dass ihr nicht mit vergänglichem Silber oder Gold erlöst seid von eurem nichtigen Wandel nach der Väter Weise, 19 sondern mit dem teuren Blut Christi als eines unschuldigen und unbefleckten Lammes. 20 Er ist zwar zuvor ausersehen, ehe der Welt Grund gelegt wurde, aber offenbart am Ende der Zeiten um euretwillen, 21 die ihr durch ihn glaubt an Gott, der ihn auferweckt hat von den Toten und ihm die Herrlichkeit gegeben, damit ihr Glauben und Hoffnung zu Gott habt.
Die Klammer um die ersten Verse ist nicht sehr sinnvoll, da sie
die Verse, die auf den wichtigen kirchenjahreszeitlichen Zusammenhang hinweisen,
ausklammert. Daher gehe ich im folgenden so vor, als ob die Klammern nicht existieren
würden.
Petrus fordert zunächst zur Heiligung auf (v.15). Diese erfolgt dadurch, dass
man sich nicht mehr den früheren Begierden hingibt (v. 14), wobei offen bleibt,
wie diese Begierden aussahen. Zu diesem Verzicht verhilft die Hoffnung auf die Gnade
(v. 13)
Das Zitat in Vers 16 aus 3. Mose ist freilich nicht ohne Weiteres angebracht, denn
es bezieht sich sehr deutlich auf das Volk Israel. Andererseits scheint es richtig
und wurde immer so verstanden, dass die christliche Gemeinde das neue Volk Gottes
- und damit das neue Israel - ist. Das darf freilich nicht dazu verleiten, das Volk
Israel als „verworfen” zu bezeichnen.
Im zweiten Abschnitt wird dann verwiesen auf den Einsatz, den Gott gab, damit die
Angesprochenen überhaupt heilig sein können: das Opfer Christi. Das Blut
Christi wird als „teuer” im Sinne von kostbar bezeichnet und damit dem
offenbar weniger kostbaren Gold und Silber gegenübergestellt (v. 18-19). Der
nachfolgende Vers möchte etwas aussagen über die Natur Christi, ein Thema,
das bis heute viele Menschen bewegt. Wir können nur feststellen, dass Christus
hier als der bezeichnet wird, der schon vor dem Anfang der Welt ausersehen war.
Interessant ist sicherlich der Gedanke, dass das Auftreten Christi am „Ende
der Zeiten” erfolgte (v. 20). Vers 21 erklärt dann, dass Christus von
Gott auferweckt und ihm „die Herrlichkeit” gegeben wurde, wobei die Frage
offen bleibt, wo und wie Petrus davon Kenntnis erlangt hat. Diese Frage wird besonders
brisant angesichts der Tatsache, dass diese Herrlichkeit, die Christus empfangen
hat, Grundlage des Glaubens und der Hoffnung der angesprochenen Gemeinde sein soll.
Spielt Petrus hier auf die Berichte der Himmelfahrt an?
Ein theologischer Exkurs dieser Art macht es nicht immer leicht,
eine Predigt zu verfassen. Er verführt vielmehr dazu, ebenso zu predigen, wobei
die hörende Gemeinde dann schnell zurückgelassen wird.
Zunächst ist es wichtig, den kirchenjahreszeitlichen Zusammenhang
zu erkennen, der offenbar in den ersten Versen hergestellt wird (ausgehend von dem
früheren Thema des Sonntags: Bereit zum Verzicht): der Verzicht auf die Begierden,
denen sie sich früher hingaben. Viele von uns kennen einen solchen Wandel nicht
- vom Sünder zum Gerechten, denn die meisten sind als Kinder getauft und in
die Kirche hineingewachsen - sie haben nie vor dem Problem gestanden, ein „ruchloses”
Leben hinter sich lassen zu müssen, und haben daher diese Erfahrung auch nicht
gemacht. Man könnte fragen, ob nicht Begierde schlechthin zum Thema der Predigt
gemacht werden kann: das Verlangen nach mehr, die Sehnsucht nach Dingen, die wir
weder benötigen noch die uns unbedingt gut tun. Allerdings versprechen wir
uns von diesen Dingen immer eine Verbesserung unserer Lebensqualität, wobei
wir gänzlich „erdverbunden” sind und bleiben. Dabei kommt es darauf
an, dass wir uns heiligen, wie Gott heilig ist - eine schwere Aufgabe, denn was
ist heilig? Auch hier kann eine Predigt ansetzen und diese Frage ausarbeiten: „was
ist uns heilig?”. Es muss geklärt werden, was „heilig” bedeutet,
denn der Begriff schwindet zunehmend aus unserem Vokabular.
Verzicht fällt leichter, wenn man eine Ahnung von dem hat, was man dafür
bekommt. Darum schreibt Petrus ja von dem Glauben und der Hoffnung, die uns dadurch
gegeben sind, dass Jesus Christus, der uns erlöst hat, Herrlichkeit gegeben
wurde. An dieser Herrlichkeit werden wir auch teilhaben, wenn wir uns als heilig
erweisen.
Wir danken dir, Herr Jesu Christ (EG 79)
Ich grüße dich am Kreuzesstamm (EG 90)
Nun gehören unsre Herzen (EG 93)
Sollt ich meinem Gott nicht singen (EG 325)
Lasset uns mit Jesus ziehen (EG 384)
Herzlich lieb hab ich dich, o Herr (EG 397)
Himmlischer Vater, du rufst uns in deine Nachfolge, du machst uns frei von unseren alten, nichtigen Wegen, damit wir heilig
werden können, heilig durch deine Gnade. Dafür danken wir dir. Doch unsere Augen bleiben nicht auf dem Weg, wir sind oft abgelenkt
und fühlen uns hingezogen dorthin, wo das Leben so leicht und unbeschwert zu sein scheint. Vergib uns, wenn wir deinen Ruf nicht hören,
und lenke unsere Schritte wieder auf den Weg des Heils.
Heilig sollen wir sein, doch da ist so viel Elend in der Welt, so viel Hunger und Not, so viel Verzweiflung angesichts von Naturkatastrophen.
Mach diesem Elend ein Ende, lass uns den Ruf vernehmen, der uns auffordert, diesen Menschen zu helfen, ihnen Hoffnung zu geben,
weil du uns Hoffnung geschenkt hast.
Heilig sollen wir sein, doch da ist so viel politisches Kalkül in den Entscheidungen der Regierenden, so viel Entgegenkommen gegenüber
den Starken und so wenig Aufmerksamkeit für die Schwachen, für die du dich stark gemacht hast durch deinen Sohn Jesus Christus.
Lass uns auf ihrer Seite stehen, lass uns nicht nachgeben dem Druck der Mächtigen, auch wenn ihre Argumente einsichtig erscheinen,
denn wir sind nicht durch Silber oder Gold, sondern durch sein teures Blut erlöst.
Heilig sollen wir sein, doch da ist so viel Einsamkeit unter uns. Menschen, die niemanden mehr haben will, für die wir Heime anstatt ein
Zuhause anbieten. Hilf, lass uns die Einsamkeit erkennen, lass uns Gemeinschaft gründen, Gemeinschaft, die von deiner Gnade
getragen wird.
Heilig sollen wir sein, doch da ist so viel Krankheit und Gebrechlichkeit, so viel Verzweiflung und Todesangst, die uns lähmt,
die uns das Leben nimmt, bevor es bei dir seine Vollendung gefunden hat. Lass dein Heil kundwerden allen, die von Krankheit geplagt
werden, Heil, das nicht nur die Seele wieder gesund macht, sondern auch den Körper; Heil, das vollendet, was bereits begonnen wurde.
Heilig sollen wir sein, doch da ist so viel Kleinmut und Verzagtheit, so wenig Vertrauen und Hoffnung. Lass uns dich wahrnehmen,
mit den Augen unserer Herzen, lass uns deine Offenbarung erkennen und deine Gnade annehmen, damit wir nicht länger
kleinmütig sein und verzagen müssen.
Auf dich setzen wir unsere Hoffnung, denn du bist der Erhabene, und doch so nah. Wir preisen dich mit allen Engeln und
allen, die uns vorausgegangen sind in dein Reich. Dir sei Ruhm und Ehre in Ewigkeit.
Amen
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