das Kirchenjahr

Tag der Erscheinung des Herrn (Epiphanias)

6. Januar

Die Herrlichkeit Christi

Predigtanregungen

Epiphanias hat vielleicht die vielfältigste Bedeutung von allen Festen: an Epiphanias findet das Gedenken an die Weisen aus dem Morgenland genauso statt wie die Erinnerung an die Taufe Jesu. Es ist das Fest, das die Bedeutung des Christfestes weiter vertieft.
Darum wird zu Epiphanias zunächst die Geburtsgeschichte Jesu nach Matthäus als Evangelium gelesen, und andere Perikopen zeugen von Jesus als dem Licht, das in die Welt kam, um endlich das Dunkel zu erleuchten, das die Menschheit umfing.

Zu den Perikopen

  • I: Mt 2, 1-12

    folgt später

  • II: Eph 3, 1-7

    folgt später

  • III: Jes 60, 1-6

    Mache dich auf, werde licht... Mir fällt bei diesem Beginn zunächst ein mögliches Missverständnis auf. Man könnte meinen, dass man aufgefordert wird, ein Licht zu werden, so wie Jesus es später tut. Aber das ist damit wohl nicht gemeint, sondern vielmehr die Aufforderung, sich wieder zu freuen, nachdem man in Trauer fast vergangen ist. Es ist das Aufstrahlen des Angesichts, das hier gemeint ist, wenn jemand Grund hat, sich zu freuen. Das „Mache dich auf” verleitet zum Missverständnis. Eine wohl richtige, aber längst nicht so schön klingende Übersetzung würde etwa lauten: "Komm, freue dich, denn jetzt kommt dein Licht!"
    Dieses Licht wird dann zunächst in Gegensatz gestellt zum Dunkel, das die Völker überdeckt, ja, die ganze Erde. Nur über Israel, dem Volk Gottes, erstrahlt nun die Herrlichkeit Gottes! Es ist also durchaus ein elitäres Bewusstsein zu erkennen, wozu Israel ja auch alles Recht hat, ist es doch das auserwählte Gottesvolk.
    Nun bleibt es aber nicht dabei. Das Licht (wohlgemerkt, das Licht Gottes) lädt natürlich ein, es zieht an. So kommen auch die Heiden, die Völker, die im Dunkeln wohnen, um dieses Licht zu bestaunen. Sie können aber nur das Volk Gottes sehen, dem sie entsprechend huldigen und Opfer (Reichtümer) darbringen.
    Wie immer bei alttestamentlichen Texten stehen wir vor dem Problem der Anwendung: es ist ganz deutlich das Volk Israel gemeint, das den Mittelpunkt aller Völker darstellt, weil von ihm das Licht ausgeht. Es wäre nicht angemessen, nun die christliche Kirche unversehens zum Lichtträger zu machen, auch wenn wir uns im Sinne der Worte Jesu (Mt 5,14ff) als Licht der Welt verstehen, denn hier geht es ja gar nicht darum, dass wir das Licht seien, sondern darum, dass Gott sein Volk besucht und dauerhaft bei ihm Wohnung nimmt. Darum strahlt es dort so hell.
    Der kirchenjahreszeitliche Zusammenhang bestätigt diesen Schwerpunkt der Perikope. Darum sollte die Predigt auch auf diesen Schwerpunkt hinweisen. Vielleicht darf man die Frage stellen: stellen wir uns dem Licht Gottes in den Weg? Aber das würde m.E. schon zu weit führen, denn wie könnten wir das? Wir hätten doch gar nicht die Kraft oder Größe, einen nennenswerten Schatten zu erzeugen.
    Das Licht Gottes scheint, es lädt auch uns ein, so wie es alle Völker einlädt. Dabei ist es gar nicht mehr so wichtig, von wo aus es scheint. Gott hat uns besucht, nicht nur sein Volk, darum erstrahlt seine Herrlichkeit über dieser Welt. Es lädt uns ein, aus unseren dunklen Ecken hervorzukriechen. Also sollte die Predigt einladenden, erhellenden Charakter haben.

  • IV: Joh 1, 15-18

    folgt später

  • V: 2. Kor 4, 3-6

    Es fällt nicht leicht, diese Verurteilung, die Paulus hier in Vers 3+4 vornimmt, nachzuvollziehen, zumal sie ganz auf der Prädestinationslehre beruht: Gott hat vorausbestimmt, dass diese Menschen das Evangelium nicht annehmen werden. Deckt sich diese Lehre mit unserer Gotteserfahrung und der Verkündigung Jesu Christi, so wie wir sie wahrnehmen und verstehen? Es tut sich hier ein Problem auf, dass uns öfter in der Bibel begegnet. Eines ist sicher: durch solche Äußerungen dürfen wir uns nicht dazu verleiten lassen, selbst zu Richtern über andere zu werden.
    Es ist denkbar, dass Paulus hier Bezug nimmt auf eine Anfrage seitens der Korinther, die feststellen, dass manche das Evangelium nicht annehmen, und fragen, wie es dazu kommt, da für sie das Evangelium doch offensichtlich ein so großes Geschenk ist, dass sie es gar nicht ablehnen können.
    Das helle Licht des Evangeliums kann man ja eigentlich nicht übersehen, es sei denn, man ist blind, wofür man selbst nichts kann.
    Vers 5 mag dies noch ein wenig erhellen: es kann sich bei denen, die nicht das Licht des Evangeliums erkennen, um Menschen handeln, die sich anderen Lehrern zuwenden - der Hinweis darauf, dass Paulus (und seine Gefährten?) nicht sich selber predigt, lässt den Vorwurf vermuten, er binde die Gemeinde an seine Person. Aber diesem Vorwurf stellt sich Paulus: Er predigt Jesus Christus allein, der in ihm ein Licht entzündet hat, das anderen leuchten und zur Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes verhelfen soll.
    Der kirchenjahreszeitliche Zusammenhang besteht wohl vornehmlich in dem Bild vom Licht, das in die Herzen scheint und von dort wieder erstrahlt, um anderen Menschen zu leuchten. Das ist das Licht der Erscheinung - Gott wird weithin sichtbar, denn in der dunkelsten Finsternis wird das kleinste Licht sofort wahrgenommen.
    Die Predigt kann versuchen, die Gemeinde selbst auf dieses Licht, das ja konsequenterweise alle Christen in sich tragen dürften, hinzuweisen und zu ermutigen, dieses Licht leuchten zu lassen. Es wird nicht immer willkommen sein, aber das liegt nun nicht in unserer, sondern in Gottes Hand. An uns liegt es, das Licht, das Gott in unsere Herzen ausgegossen hat, leuchten zu lassen.

  • VI: 1. Kön 10, 1-13

    folgt später

  • Marginaltexte: Ex 18, 1-12 (= 2. Mose 18, 1-12)
    Jes 45, 1-8
    Kol 1, 24-27

    zu Kol 1, 24-27:
    Ein äußerst schwieriger Text, denn am Anfang schreibt Paulus so, als reiche Jesu Tod nicht aus, um unsere Sünden zu sühnen, sondern dass Paulus noch zusätzlich leiden müsse, um das Erlösungswerk zu vollenden. Dies muss aus evangelischer Perspektive falsch sein, denn es würde bedeuten, dass wir nicht allein aus Glauben gerechtfertigt werden, weil das, woran geglaubt wird, nicht ausreicht, um uns zu erlösen. Auch würde es bedeuten, dass Paulus selbst nicht Teil der Gemeinde ist, sondern ihr gegenüber steht, was so ebenfalls nicht richtig sein kann, zumal er in Vers 25 dann ja doch sich selbst der Gemeinde unterordnet.
    Man kann dies Problem auf verschiedene Art angehen - lösen liesse es sich wohl nur, wenn uns Paulus selbst Rede und Antwort stünde:
    a) Paulus meint, dass Jesus leidet, wenn er als Apostel, als Überbringer der Botschaft, leidet. Damit hätte Paulus teil am Leiden Jesu, und Jesus Teil an seinem Leiden (und dem aller, die um des Evangeliums willen leiden). Da dies offensichtlich noch notwendig ist, da das Evangelium verkündet werden muss und mannigfache Anfeindungen erlebt, könnte man dann auch von einer „Erstattung” des Leidens, das noch fehlt, sprechen.
    b) Paulus meint das Leiden, das der Verkündigung folgt (ähnlich wie in (a)), weil das Evangelium immer auch abgelehnt und nicht nur angenommen wird. Dieses Leiden ist notwendig, weil das Evangelium verkündet werden muss. Die Predigt ist es also, was im Grunde noch „hinzugefügt” (weniger 'erstattet'; 'hinzugefügt' entspricht wohl auch eher der Bedeutung des griechischen Wortes „antanapleroo”) werden muss, um es zur Vollendung zu bringen.
    Obgleich beide Ansätze sehr ähnlich sind, unterscheiden sie sich doch, denn beim Ansatz (a) ist das Leiden Jesu nur ein andauerndes Leiden, andauernd durch die Leiden des Apostels, während in Ansatz (b) das Leiden des Apostels tatsächlich das Leiden Jesu vervollkommnet, allerdings nicht, weil das Heilsnotwendige noch nicht vollbracht wurde, sondern weil die Botschaft noch nicht in alle Welt hinausgegangen ist. Wie dem auch sei - die Exegeten streiten sich um die Auslegung, und ich will und kann diesen Streit hier nicht entscheiden.
    Es ist wichtig, festzustellen, dass Paulus sich über diese Aufgabe und ihre Konsequenzen, das Leiden, freut. Vielleicht freut er sich gerade darum, weil er weiß, dass er damit am Leiden Jesu teilhat.
    Kurz umreißt Paulus, was seine Predigt bewirkt hat: dass in allen Christus ist, "die Hoffnung der Herrlichkeit". Man kann in der Predigt auf das Leiden eingehen, das Paulus selbst durchmachte, um diese Hoffnung einzupflanzen. Sinnvoller vom kirchenjahreszeitlichen Zusammenhang her erscheint mir allerdings, den Schwerpunkt auf diese Hoffnung der Herrlichkeit selbst zu legen und zu fragen, wo diese Hoffnung erfahrbar wird und wie sie zum Ausdruck kommt. Weiter könnte darüber nachgedacht werden, was es überhaupt bedeutet, dass dies bisher ein verborgenes Geheimnis war, nun aber offenbart ist - freilich nur den „Heiligen”, die sich der Botschaft geöffnet haben. Es ist dies ein „herrlicher Reichtum”, der gewiss mehr wiegt als alle Schätze dieser Erde. Die Frage könnte erörtert werden, warum dieser Reichtum nicht allen zugänglich ist.



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