das Kirchenjahr

Altjahrsabend

Silvester (31. Dezember)

Bereit für Gott

Predigtanregungen

Die Bezeichnung „Silvester” bezieht sich auf den Gedenktag des römischen Bischofs Silvester I. (314 römischer Bischof geworden, gestorben am 31.12.335), der am 31.12. begangen wird. Die Feier des "Altjahrsabend" hat sich erst seit dem 17. Jahrhundert in Korrespondenz zur Feier des Neujahrstages eingebürgert, wobei die Gottesdienste einen sehr ernsten Charakter trugen. Wenn heute ein Gottesdienst am Altjahrsabend gefeiert wird, sollte er im bewussten Gegensatz zu den Versuchen, mit Böllerschüssen und Feuerwerkskrachen die bösen Mächte dieser Welt zu vertreiben, als eine Feier des Sieges Jesu über gerade diese Mächte gestaltet werden.
Die liturgische Farbe ist weiß, da der Altjahrsabend kein eigener Festtag der Kirche ist, sondern ein Tag, der in die Zeit des Christfestes einzuordnen ist.
Der Altjahrsabend wird begleitet von dem Aufruf, bereit zu sein für das Kommen des Herrn, obgleich man die Stunde nicht kennt (Lk 12, 35-40). Dazu tritt die beruhigende Aussage, dass, wer Gott auf seiner Seite hat, nichts mehr zu fürchten braucht (Röm 8, 31b-39). Der Aufruf zur Umkehr aus Jesaja wird ergänzt durch die Erzählung von der Wolken- und Feuersäule, die treu dem Volk Israel vorangingen. Schließlich verweisen die Perikopen V und VI auf Jesus hin: im Glauben an ihm festzuhalten, macht frei und beständig.

Zu den Perikopen

  • I: Jes 51, 4-6

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  • II: Hebr 13, 8-9b

    Ein beruhigendes Wort: Jesus Christus gestern und heute, und derselbe auch in Ewigkeit. Das vermittelt einem Sicherheit, denn durch dieses Wort wissen wir, dass es nur einen, unabänderlich gleichen Jesus Christus gibt.
    Nur bietet diese Feststellung auch einigen Zündstoff. Wenn man z.B. die innerkirchliche Debatte um die Segnung gleichgeschlechtliche Ehe betrachtet, so gibt es viele Stimmen, die mittlerweile dafür sind, solche Segnungen vorzunehmen. Vor einigen Jahrzehnten noch undenkbar. Ähnlich mit der Beerdigung von Selbstmördern, und wenn wir weiter zurückschauen in die Geschichte der Kirche, erkennen wir viele Dinge, die uns heute ein Greuel sind, damals aber selbstverständlich waren (Hexenprozesse, Kreuzzüge usw.).
    Wenn wir diesen Wandel in der Auslegung des Evangeliums betrachten, fragt man sich: gibt es überhaupt eine Beständigkeit, wie sie hier proklamiet wird? Und wenn ja, wäre sie nicht gefährlich? Oder wäre es gefährlich, eine Vielfalt der Auslegung und vor allem Anwendung zuzulassen? Würde das nicht die Gemeinde verwirren?
    Es besteht jedenfalls heute kein Zweifel, dass im Dritten Reich die Bekennende Kirche den richtigen Weg eingeschlagen hat, während die Deutschen Christen sich auf dem Holzweg befanden. Das lässt sich im Nachhinein leicht sagen. Zur Zeit des Dritten Reiches war das aber nicht so einfach: viele Christen glaubten, auch ohne Bekennende Kirche das Evangelium glauben und leben zu können. Und hier spätestens muss uns die wichtigste Frage dämmern: Wer entscheidet, was christliche Botschaft ist, und was nicht?
    Diese Entscheidung müssen und dürfen wir nur einem überlassen: Gott selbst. Es mag viele Diskussionen geben, aber das Herz wird fest durch Gnade, nicht durch Einigung der Diskussionspartner, nicht durch ein Dekret der Kirchenleitung.
    Der kirchenjahreszeitliche Zusammenhang besteht in der Bereitschaft für Gottes letztgültige Entscheidung. Es kommt darauf an, Gott das letzte Wort haben zu lassen, und nicht Menschen. Freilich lässt sich das in der Predigt schwer vermitteln, denn der Frage, wie ich erkenne, dass Gott das letzte Wort hatte, muss man sich stellen. Darauf gibt es leider keine klare Antwort, außer dieser: ich erkenne es daran, dass mein Herz fest wird.

  • III: Ex 13, 20-22

    Die Perikope ist kurz und schlicht. Sie könnte aus dem Zusammenhang herausgerissen erscheinen, aber der Zusammenhang ist hier gar nicht so wichtig. Entscheidend ist die Aussage über die Wolken- und Feuersäule, die die Treue Gottes zu seinem Volk symbolisieren. Über diese Treue nachzudenken, ist lohnend. Auf der anderen Seite sind wir heute nicht in der glücklichen Lage, Gott so leibhaftig zu sehen, aber das ist ja auch damals so nicht geschehen, denn man kann sehr leicht dieses Phänomen naturwissenschaftlich erklären: ein Vulkan spuckt enorme Rauchmengen aus, die im Dunkeln von der glühenden Lava beleuchtet werden und so den Eindruck erwecken, eine Feuersäule zu sein. Dies zu wissen, ändert nichts an der Tatsache, dass das Volk Israel darin Gottes Führung und Treue erkannt hat, und genau da kann auch die Predigt ansetzen: es ist gut möglich, dass Gott uns vorangeht, es fehlt oft nur die passende "Brille", die es möglich macht, ihn zu erkennen. Denn so wie das Volk Israel mit seinem damaligen, begrenzten Wissen in der Rauch- und Feuersäule Gott erkannte, könnten wir unter Umständen Gott erkennen in einem Raststättenschild oder in einer Person, die uns begegnet.
    Dies wird auch durch das kirchenjahreszeitliche Thema nahe gelegt: Es geht ja letztlich darum, sich für Gott bereit zu machen, denn nur wenn man sich Gott öffnet, kann man ihn auch erkennen. Dazu ist es u.U. notwendig, die analytische Seite des Gehirns abzuschalten und sich dem, was man im Moment erfährt, hinzugeben. Die Gotteserfahrungen, die daraus resultieren, dass man in zufälligen Begebenheiten Gott erkennt, können umwerfend sein.

  • IV: Mt 13, 24-30

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  • V: Röm 8, 31b-39

    Dieser Predigttext führt uns vor Augen, worauf christlicher Glaube gründet und wodurch er motiviert wird. Mithilfe rhethorischer Fragen macht Paulus deutlich, dass Gottes Handeln in Jesus Christus uns Menschen zu seinen Auserwählten gemacht hat. Mit der Einstiegsfrage wird die Allmacht Gottes zum Garanten dafür angeführt, dass nichts gegen uns sein kann. Das widerspricht zwar der Erfahrung der meisten Menschen, weil man wohl immer wieder mal „Gegenspielern” gegenübersteht, die sich dem eigenen Planen und Wollen in den Weg stellen. Wesentlich ist die Sichtweise, mit der wir die Situation dann betrachten. Verzweifeln wir an dem Hindernis? Suchen wir Wege, es zu überwinden? Oder fragen wir uns, ob es das ist, was dem Willen Gottes entspricht? Denn dass Gott für uns ist, ist kein Freibrief, sondern eine Zusage, die hält, solange wir uns an ihn halten.
    Das Handeln Gottes in Jesus Christus, d.h. die Tatsache, dass er ihn für uns dahingegeben, also geopfert, hat, belegt, dass wir von Gott alles erwarten können. Denn dieses Opfer ist alles, es übersteigt alles, was je geschaffen wurde. Gott hat uns mit Jesus Christus alles geschenkt, und so ist die Aussage aus Vers 32 wohl auch so zu verstehen: wir können gar nicht mehr wollen.
    Paulus fragt weiter, wer die Auserwählten Gottes, also alle, die auf Gottes Handeln in Jesus Christus vertrauen und an ihn glauben, beschuldigen kann, wenn doch Gott selbst uns schon gerecht gemacht hat (Vers 33). Niemand kann uns verdammen, weil Jesus Christus, der für uns gestorben und auferstanden ist, selbst für uns eintritt. Und da ist auch niemand und nichts, was uns von der Liebe Christi scheiden kann, denn es ist die Liebe des Allmächtigen, die alle Hürden überwindet. Paulus führt eine lange List auf, die aus Erfahrungen besteht, die auch Menschen, die an Jesus Christus glauben, widerfahren: Trübsal, Angst, Verfolgung, Hunger, Blöße, Schwert - sie alle können uns nicht von der Liebe Christi trennen, es sei denn, wir selbst trennen uns von ihr. Denn von Gottes Seite aus bleibt die Liebe bestehen, immer. Wenn wir aber solche Dinge erleben wie Verfolgung, Krieg, Hunger, Tod, dann mag uns schon der Glaube an Gottes Liebe vergehen. Wie oft wird gefragt, wie Gott so etwas zulassen kann, dabei widerfährt uns nur das, was zum Menschsein dazu gehört. Es wird zwar Menschen geben, denen so etwas nicht widerfährt, aber das heißt nicht, dass sie bessere Menschen sind oder einen besseren Glauben haben. Das Böse gehört zum Menschsein dazu, Leid und Schmerz genauso wie Verfolgung, Hunger und Krieg. Aber nicht jedem widerfährt es. Paulus ruft uns nur zu: egal, was geschieht, Gott liebt uns, und das heißt auch, dass er da ist, wenn das Leben uns in die tiefste Finsternis stürzt. Wir müssen uns nur an ihm festhalten, damit wir auch sein Licht sehen können, das die tiefste Finsternis erhellt.
    Der kirchenjahreszeitliche Zusammenhang ergibt sich wohl aus diesen Worten: Am Ende des Jahres blicken wir zurück auf Hohes und Tiefes, auf Gefahren, denen wir entronnen sind, Krankheiten, die wir durchlitten haben, Verletzungen oder Verluste, aber auch Erfolge und ermutigende Begegnungen. In allem war der liebende Gott da.

  • VI: Pred 3, 1-15

    folgt später

  • Marginaltexte: Jes 30, (8-14)15-17
    Lk 12, 35-40
    Joh 8, 31-36

    folgt später



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