Das Thema des 2. Sonntags im Advent wendet sich jetzt
dem erlösenden Aspekt Gottes zu, nachdem am 1. Sonntag im Advent
die Macht des Herrschers im Vordergrund stand. Der Erlöser wirkt auf
vielerlei Weise - wiederum durch Macht, oder durch den Opfertod am Kreuz. Das Kommen wird
aber auch als Erlösung von den Leiden dieser Welt angesehen, d.h. der Herr,
wenn er kommt, wird endlich ein Ende machen mit der hiesigen Trübsal (Epistel).
Ab diesem Sonntag entfällt das "Gloria in excelsis".
Der originale Name des 2. Adventssonntags lautet „Populus Sion”,
was sich vom ursprünglichen lateinischen Introitus ableitet:
„Populus Sion, ecce Dominus veniet ad salvandas gentes”: „Volk von Zion, siehe,
der Herr wird kommen, zu retten die Völker”, Jes 30,19.30.
Klicken Sie hier für die Anregungen für alle Predigtreihen (soweit vorhanden)
VI - Offb 3, 7-13Und dem Engel der Gemeinde in Philadelphia schreibe: Das sagt der Heilige, der Wahrhaftige, der da hat den Schlüssel Davids, der auftut, und niemand schließt zu, der zuschließt, und niemand tut auf: 8 Ich kenne deine Werke. Siehe, ich habe vor dir eine Tür aufgetan, und niemand kann sie zuschließen; denn du hast eine kleine Kraft und hast mein Wort bewahrt und hast meinen Namen nicht verleugnet. 9 Siehe, ich werde schicken einige aus der Synagoge des Satans, die sagen, sie seien Juden, und sind's nicht, sondern lügen; siehe, ich will sie dazu bringen, dass sie kommen sollen und zu deinen Füßen niederfallen und erkennen, dass ich dich geliebt habe. 10 Weil du mein Wort von der Geduld bewahrt hast, will auch ich dich bewahren vor der Stunde der Versuchung, die kommen wird über den ganzen Weltkreis, zu versuchen, die auf Erden wohnen. 11 Siehe, ich komme bald; halte, was du hast, dass niemand deine Krone nehme! 12 Wer überwindet, den will ich machen zum Pfeiler in dem Tempel meines Gottes, und er soll nicht mehr hinausgehen, und ich will auf ihn schreiben den Namen meines Gottes und den Namen des neuen Jerusalem, der Stadt meines Gottes, die vom Himmel herniederkommt von meinem Gott, und meinen Namen, den neuen. 13 Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt!
Die sieben Sendschreiben haben sicherlich keinen
historischen Bezug, sondern stellen eine Art Gemeindespiegel dar:
Möglichst viele Variationen des Gemeindelebens werden hier nicht nur
vorgestellt, sondern auch bewertet. Dabei werden alle bisher gemachten
Erfahrungen verarbeitet, die meisten stammen aus der Verfolgungssituation. Dass
diese Sendschreiben ein Bild von den jeweils angeschriebenen Gemeinden
vermitteln, ist kaum anzunehmen.
Jeder Leser aber wird sein eigenes
Verhalten in diesen Sendscheiben wiedererkennen. Die erfolgte Bewertung wird
ihn dann hoffentlich zu einer Konsequenz führen.
Ein Sendschreiben aus
diesen sieben auszuwählen und zu bedenken, ist zwar angesichts der
Bandbreite, die mit allen sieben abgedeckt wird, durchaus akzeptabel,
widerspricht aber wohl dem Anliegen des Autors der Offenbarung. Immerhin kommt
nächste Woche das Schreiben an die Gemeinde Sardes dran (Offb 3, 1-6), so
dass dieses Schreiben nicht ganz allein stehen muss. Außerdem hilft uns
der kirchenjahreszeitliche Zusammenhang, zu dem dieser Text durchaus
passt.
Das Sendschreiben wendet sich an die Gemeinde in Philadelphia, die
offenbar nur eine kleine Kraft hat, aber mit dieser Kraft standhaft allen
Versuchungen widersteht, sich im guten Sinne abgrenzt und zu ihrem Glauben
steht. Interessant ist, dass offenbar Gott selbst "einige aus der Synagoge des
Satans" schicken wird - aber um letztlich ja auf die Knie zu fallen vor den
Mitgliedern dieser Gemeinde. Gott macht vielmehr das Versprechen, diese kleine,
schwache Gruppe vor der Stunde der Versuchung zu bewahren. Die Zusage des
baldigen Kommens ist verknüpft mit der Aufforderung, an dem oder das
festzuhalten, was die Gemeinde bereits hat. Aus der kleinen Kraft wird offenbar
eine große Kraft werden: Aus dieser Gemeinde wird eine Säule des
Tempels werden, auf der Namen geschrieben sind, die Namen Gottes, des neuen
Jerusalems und dessen, der sie durch dieses Schreiben anspricht. Dieses
Beschreiben mit einem Namen (hier ja sogar mit dreien) ist eine Form der
Inbesitznahme, die wir durchaus kennen. Von Gott in Besitz genommen zu werden,
stellt sicherlich eine große Ehre dar.
Der kirchenjahreszeitliche
Zusammenhang wird hergestellt durch den Vers 11. Der Erlöser ist auf
dem Weg, aber es ist wichtig, festzuhalten, was bereits da ist, und es nicht
aufzugeben: den Glauben. Doch das sollte leicht fallen angesichts dieser klaren
Zusage des Kommens des Heilandes.
Vorsicht ist geboten bei der
Predigt: man lasse sich nicht hinreißen von der Fülle der
Bilder, die hier verwendet werden, indem man jedem Bild einen neuen Namen gibt.
Dieses Sendschreiben ist in seiner Diktion eigentlich recht deutlich: es geht
darum, den Glauben zu erhalten, zu diesem Glauben zu stehen, auch wenn es
manchmal schwerfällt. Heute schweben wir nicht in Lebensgefahr - wir
"leiden" eher unter den Konsequenzen der Aufklärung, die jeden
Gläubigen mitleidig belächelt, aber die Antwort auf die Frage nach
dem Sinn des Lebens bis heute schuldig geblieben ist.
Die also fest glauben (EG 5, 5-9)
Ihr lieben Christen, freut euch nun (EG 6)
Ihr Armen und Elenden (EG 9, 5-6)
Was fragt ihr nach dem Schreien (EG 11, 9-10)
Meinen Jesus lass ich nicht (EG 402)
Treuer Herr, himmlischer Vater,
du kommst, darauf wollen wir vertrauen, und fallen doch immer wieder zurück in den
gewohnten Trott der Erwartungslosigkeit. Wir bitten dich, hilf uns,
dass wir die Hoffnung auf dein Kommen nicht aufgeben, sondern vielmehr das Gefühl
nicht loswerden, dass es jede Sekunde soweit sein kann.
Wir rufen zu dir:
Gem.: Komm, Herr, und leite uns auf deinen Wegen
Hilf uns, Dir zu vertrauen in allem, was wir tun auf dem Weg, den wir gehen und auf dem
wir deine Führung erbitten: dass wir uns nach Frieden sehnen und
alles uns Mögliche dafür tun; dass wir unseren Mitmenschen mit Liebe
begegnen, selbst dann, wenn sie uns verachten; dass wir den Schwachen helfen,
sobald wir ihre Not erkennen. Wir rufen zu dir:
Gem.: Komm, Herr, und leite uns auf deinen Wegen
Hilf uns los zu lassen, wo wir festhalten wollen, damit wir nicht verloren, sondern
dir entgegen gehen. Nimm dich der Verstorbenen an, lass die deinen Schutz erfahren,
die das Leben beginnen, eine, wo Zwiespalt Ehen auseinander treibt, und behüte,
wo Kinder einsam und verlassen sind. Wir rufen zu dir:
Gem.: Komm, Herr, und leite uns auf deinen Wegen
Hilf uns, weiter zu sagen, was wir von dir erfahren haben, damit deine Erlösung nicht
nur naht, sondern deine Schöpfung ganz und gar verwandelt. Nimm dich der
Verzweifelten an, damit sie Hoffnung schöpfen und ein Ziel vor Augen haben; lass
Menschen zueinander finden, damit niemand allein sein muss, und lass dein
Licht leuchten in die Finsternis der Herzen. Wir rufen zu dir:
Gem.: Komm, Herr, und leite uns auf deinen Wegen
Herr Gott, wir danken dir für deine wunderbare Güte, die in deinem Sohn Jesus
Christus sichtbar geworden ist. Wir loben deine Barmherzigkeit, die du immer
wieder an uns tust, obwohl wir sie längst nicht mehr verdient haben. Und wir bitten:
erfülle uns mit deiner Liebe, damit dein Reich kommen kann, damit endlich geschieht, wonach wir alle uns sehnen.
Amen
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